Die Wirtschaft stützt Trump
Eine widersprüchliche Veranstaltung ist das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos. Die Diskussionen beim WEF laufen auf mehreren Ebenen, keiner Botschaft sollte man einfach glauben. Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass US-Präsident Donald Trump gute Chancen hat, mit vielem durchzukommen, was er plant. Da gibt es zunächst die Ebene der Forderungen, auf der sich WEF-Chef Klaus Schwab und die Repräsentanten der Gewerkschaften, Umweltverbände sowie Entwicklungsorganisationen wie Oxfam bewegen. Sie erheben Forderungen für eine bessere Welt: Bekämpfung der Ungleichheit, des Klimawandels und anderer Herausforderungen.
Von diesen Wünschen übernimmt die Politik, die zweite Ebene von Davos, nur einen Teil. In diesem Jahr war es aber mehr als früher. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Kanadas Premier Justin Trudeau und Kanzlerin Angela Merkel für das renovierte Modell einer sozialeren Globalisierung einsetzten. Zusammen formten sie damit eine Art Anti-Trump-Koalition. Doch Vorsicht: Jede Regierung ist bereit, das gemeinsame Anliegen nach hinten zu stellen, wenn die eigenen, nationalen Interessen es erfordern.
Die dritte Ebene ist die der Wirtschaft. Wie es dort aussieht, verrät ein Video vom Empfang europäischer Unternehmenschefs durch Trump am Donnerstagabend. SAPChef Bill McDermott lobte den USPräsidenten, Siemens-Chef Joe Kaeser beglückwünschte ihn zur Steuerreform. Kaeser kündigte an, dass Siemens neue Turbinen in den USA entwickeln lassen will. Derselbe Kaeser streicht Arbeitsplätze in der Turbinenfertigung in Berlin und Görlitz.
Große Unternehmen gehen dorthin, wo Gewinne sprudeln und Abgaben niedrig liegen. Zwei Kriterien für Ansiedlungsentscheidungen, wenn auch nicht die einzigen. Außerdem brauchen sie ein produktives Verhältnis zu den Regierungen auf ihren wichtigsten Märkten. Als Präsident der größten Wirtschaftsnation hat Trump sehr gute Karten. Der US-Präsident wird, so umstritten er ist, viele seiner Pläne realisieren – weil zahlreiche Konzerne ihn unterstützen.