„Gewinnerregion hält, was sie verspricht“
Daimler-Boss Dieter Zetsche ist beim Neujahrsempfang der Kreis-CDU voll des Lobes
TUTTLINGEN - Mindestens zwei Mal ist Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender des Sindelfinger Autobauers Daimler, in diesem Jahr im Landkreis Tuttlingen: im Herbst bei der offiziellen Eröffnung des Prüfund Technologiezentrums des Konzerns in Immendingen – und am Donnerstagabend beim Neujahrsempfang der Kreis-CDU in der Möhringer Angerhalle. Rund 500 Gäste konnte die Partei begrüßen.
Zetsche berichtet, dass er bereits zwei Neujahrsempfänge besucht habe – in Hamburg, Berlin und jetzt in Tuttlingen. Das Daimler-Projekt in Immendingen stelle eine Win-WinWin-Situation dar. Zum ersten für die Gemeinde und die Region mit der neuen Nutzung der Konversionsfläche der ehemaligen OberfeldwebelSchreiber-Kaserne. Zum zweiten für die Wirtschaft mit einer Investition in Höhe von 200 Millionen Euro und der Schaffung von 300 Arbeitsplätzen bei Daimler sowie weiteren im regionalen Gewerbe.
Und zum dritten für den Konzern selbst, schließlich verfüge Daimler auf der 520 Hektar großen Fläche über genügend Platz, „um alle Erprobungsfahrten auf das Gelände zu holen“– und das nur eine Stunde vom Stammsitz in Sindelfingen entfernt: „Die Gewinnerregion hält, was sie verspricht.“Immendingen spiele eine entscheidende Rolle bei der Mobilität der Zukunft.
Pulverfass Naher Osten
Der Tuttlinger Bundestagsabgeordnete und CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder betonte in seiner Begrüßung, dass der Kreis bei den Automobilzulieferern stark aufgestellt sei. Er zeigte sich optimistisch, dass die Unternehmen auch bei der E-Mobilität ihren Platz finden werden. Das Prüf- und Technologiezentrum von Daimler in Immendingen, immerhin Europas größte Erdbaustelle, sei ein Leuchtturm in der Frage, „ob in diesem Land noch große Projekte gehen“. Deutschland könne stolz auf seine Automobilindustrie sein.
Mit Blick auf die Koalitionsgespräche in Berlin zwischen der Union und der SPD zeigte er sich optimistisch, dass diese bis zum Schmotzigen am 8. Februar abgeschlossen sind: „Sonst sagen die Leute noch, wir sind verrückt.“Die Welt warte nicht darauf, dass Deutschland eine neue Regierung habe. Diese müsste dann schnell die Probleme des Landes angehen. Die größte Sorge habe er bei den „schwierigen außenpolitischen Herausforderungen, die vor unserer Haustür sind“. Der Nahe Osten sei laut Kauder ein Pulverfass: „Wenn es dort knallt, dann kommt das unmittelbar bei uns an.“
Blick auf die Europapolitik
Aufgrund der kurzen Rede von Zetsche, die rund 15 Minuten dauerte (die gesamten Reden waren nach weniger als 60 Minuten zu Ende), betonte der Tuttlinger Landtagsabgeordnete Guido Wolf, dass die Botschaft wohl laute: „Nicht soviel schwätzen, mehr schaffen.“Die Automobilindustrie sei wichtig für Baden-Württemberg. Im CDU-Kreisverband gebe es viele Unternehmer, die aus der Branche kämen: „Wir wären doch mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir Politik gegen das Automobil machen.“
Auch die Automobilzulieferer hätten den Wohlstand in die Region gebracht. Wolf zeigte sich über diese Entwicklung dankbar: „An diesem Erfolgsrezept wollen wir in diesem bärenstarken Landkreis festhalten.“Er mahnte an, dass Deutschland in Europa wieder eine Meinungsführerschaft übernehmen müsse. Die neue Koalition müsste dem Land eine starke Stimme geben. Derzeit werde im Zusammenhang mit Europa in jedem zweiten Satz Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron erwähnt.