Younger: 389 Russen gelten als unbelastet
FRANKFURT/MONTREAL (dpa) Wada-Chefermittler Günter Younger ist nach der Prüfung der Zulassung russischer Athleten für die Winterspiele in Pyeongchang überzeugt, unbelastete Sportler ohne Dopinghistorie ausgewählt zu haben. „Wir haben über keinen Athleten, den wir durchgewunken haben, gegenteilige Informationen“, sagte Younger. Der bayerische Polizist in Diensten der Welt-Anti-DopingAgentur gehört der unabhängigen Kommission an, die 500 Russen begutachtet und schließlich den Kreis der möglichen Olympiastarter auf 389 reduziert hat. Inzwischen hat Russland im Vorgriff der endgültigen Entscheidung am Samstag unerwartet 169 Athleten für Olympia nominiert.
Der Leiter der Wada-Ermittlungsabteilung in Montreal hatte die Aufgabe, die Dossiers für jeden zu prüfenden Athleten für die Kommission unter der Leitung der französischen Ex-Sportministerin Valérie Fourneyron vorzubereiten. „Unser Job war die Zusammenstellung aller Informationen aus allen bisherigen Ermittlungen und Quellen“, so Younger. So habe in kurzer Zeit jeder der 500 Athleten begutachtet werden können. „Das Gremium hat dabei weder den Namen noch die Sportart gekannt.“Genutzt wurden auch die Daten aus dem Moskauer DopingAnalyselabor für die Zeit von 2012 bis 2015, die der Wada zugespielt worden waren. Zudem wurden die Analysen von Urinproben oder die Ergebnisse der vorolympischen Dopingtests herangezogen.
Für Günter Younger, den einstigen Analysten von Europol und Leiter der Abteilung für Cyber-Kriminalität des Landeskriminalamtes in München, zeigt sich durch den Dopingskandal um Russland, dass Dopingtests allein im Kampf gegen Sportbetrug nicht mehr genügen. „Die Mischung ist wichtig“, sagte Younger trotz der 14 000 Tests, denen sich von April bis Januar 2018 rund 6000 Wintersportler aus 61 Ländern unterziehen mussten. „Die Mischung aus Informationen aus Ermittlungen und Informationen aus Tests.“Ob so gewährleistet ist, dopingfreiere Medaillenkämpfe in Südkorea zu erleben als es bei den durch russische Sabotage im AntiDoping-Labor überschatteten Spielen von Sotschi der Fall gewesen ist? „Bezogen auf die Russen“, sagt Günter Younger, „mit Sicherheit.“