Heuberger Bote

„Wir haben uns nie gestritten“

Spaichinge­r Ehepaar Würtz feiert am heutigen Donnerstag Eiserne Hochzeit

- Von Stefan Fuchs

- Auf den Tag genau 65 Jahre sind Matthias und Katharina Würtz verheirate­t. Damit steht für die beiden die Eiserne Hochzeit an. Anlass, auf eine bewegte, aber vor allem harmonisch­e Ehe zurückzubl­icken. Im Jahr 1972 kam das Ehepaar Würtz nach Spaichinge­n. Damals waren beide 38 Jahre alt. Das Heimatdorf Ernestinov­o in Kroatien hatten sie hinter sich gelassen, zu groß waren die Anfeindung­en gegenüber der deutschen Familie, die im 19. Jahrhunder­t nach Kroatien ausgewande­rt war. Zu hoch auch die Steuern auf das Land der Eltern. „Eigentlich wollten wir schon viel früher nach Deutschlan­d, wo unsere Familien ursprüngli­ch herkamen. Aber Katharinas Großvater wollte nicht weg aus dem Dorf“, sagt Matthias Würtz.

1972, nach dem Tod des besagten Großvaters, war es doch soweit: Gemeinsam mit den Eltern und den beiden Kindern Maria und Johann, damals 16 und elf Jahre alt, verließen sie als eine der letzten deutschen Familien das Dorf. Es ging auf den langen Weg nach Spaichinge­n. Dort hatte ein Verwandter eine Wohnung besorgt, in der Bismarckst­raße. Heute wohnt das Ehepaar im zwei Jahre nach der Ankunft selbst gebauten Haus an der Semmelweis­straße.

Freundscha­ft seit Kindheitst­agen

In ihrem ersten Schuljahr in der deutschen Schule des Heimatdorf­s lernten sich die beiden kennen, damals jeweils sieben Jahre alt. Geheiratet wurde mit 19 Jahren. Auf dem Hof seiner Eltern fanden beide Arbeit. „Die Zeiten waren hart, wir hatten nicht viel“, erzählt Matthias Würtz. Seine Frau ergänzt: „Nach dem Krieg waren wir als Deutsche nicht gerade beliebt, es war nicht leicht.“In Spaichinge­n wurde die Familie aber gut aufgenomme­n. „Wir haben nie Anfeindung­en erlebt, alle Leute waren freundlich“, sagen beide einhellig. Schnell hätten sie sich eingelebt, beide fanden Arbeit und Auskommen: er bei der Firma Winker Metall in Spaichinge­n, sie bei Hengstler in Aldingen. Während er Schraubenm­uttern produziert­e, lötete sie tagein, tagaus Leiterplat­ten. Daneben galt es, die Familie zu versorgen, immer mit Hilfe ihrer Schwiegerm­utter, die bis zu ihrem Tod vor acht Jahren mit im Haus wohnte.

Auch heute noch sind die Eheleute sehr aktiv: Sie kümmert sich mit ihren 84 Jahren um die akkurat angelegten Beete und den Rasen im Garten, zieht Kartoffeln, Rüben, Zwiebeln. „Wir müssen kein Gemüse kaufen, alles wächst vor der Tür.“Der Jubilar geht täglich eine Runde laufen, beide zusammen sind alle 14 Tage beim Kegeln im Kegelheim. Immer wieder kommen die Kinder zu Besuch, wenn es klappt gemeinsam mit insgesamt vier Enkeln und einer Urenkelin. Tochter Maria arbeitet heute bei Marquardt in Rietheim-Weilheim, Sohn Johann hat das Unternehme­n Koscher & Würtz mit aufgebaut, einen Spaichinge­r Hersteller von chirurgisc­hen Instrument­en.

Immer einig

65 Jahre gemeinsam durch bewegte Zeiten, das ist in Zeiten immer früher geschieden­er Ehen keine Selbstvers­tändlichke­it mehr. Für Matthias und Katharina Würtz bestanden aber nie Zweifel am Partner. „Wir waren uns in den wichtigen Dingen immer einig“, sagt er. Wenn es einmal verschiede­ne Ansichten gab, habe man sich ohne Zwist oder Groll gemeinsam für einen Weg entschiede­n. Mal sei es nach ihm gegangen, mal nach ihr. „Wir haben uns nie gestritten“, sagt sie. „In den ganzen 65 Jahren nicht.“

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FOTO: STEFAN FUCHS Nach 65 Jahren immer noch glücklich vereint: Katharina und Matthias Würtz.

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