Kritik an Haft für Deniz Yücel wird lauter
Ein Jahr nach seiner Festnahme fordern viele Seiten die Freilassung des Journalisten
(dpa/epd) - Ein Jahr nach der Inhaftierung des „Welt“-Korrespondenten Deniz Yücel in der Türkei nimmt die Kritik an den türkischen Behörden und die Forderungen nach Konsequenzen zu. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nannte die Inhaftierung Yücels ohne Anklage einen Verstoß gegen die Menschenrechte und verlangte mehr internationales Engagement. Die Gewerkschaft Verdi forderte, die wirtschaftlichen Beziehungen zur Türkei einzufrieren. Die Linke kritisierte: „Ein viel größerer Skandal ist jedoch die devote Haltung der Bundesregierung gegenüber Erdogans Krieg gegen die Freiheit und gegen die Kurden.“Die Grünen-Abgeordnete Tabea Rößner teilte mit: „Die Türkei ist kein Rechtsstaat mehr, denn in einem Rechtsstaat gibt es das Recht auf einen fairen Prozess. Die Gerichte müssten diesem rechtsverletzenden, unmenschlichen Zustand endlich ein Ende setzen.“
Yücel war an diesem Mittwoch vor einem Jahr in Istanbul festgenommen worden. Kurz darauf war wegen Terrorvorwürfen Untersuchungshaft gegen ihn verhängt worden. Bis heute hat die Staatsanwaltschaft keine Anklageschrift vorgelegt. Yücel wehrt sich vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen seine Inhaftierung – eine Entscheidung steht noch aus.
Mit einer Buchveröffentlichung will Deniz Yücel der türkischen Regierung die Stirn bieten. Es wird am Mittwoch in Berlin im Anschluss an den Autokorso vom #FreeDenizFreundeskreis vorgestellt. Als Gäste sind unter anderem der Sänger Herbert Grönemeyer, die Schauspielerin Hanna Schygulla und die Journalistin und ARD-Moderatorin Anne Will angekündigt.