Starkes Lehrstück
Aufbruch ins Ungewisse
(ARD, Mi., 20.15 Uhr): Wir erinnern uns an Roland Emmerichs Katastrophenfilm „The Day After Tomorrow“aus dem Jahr 2004. In einer der besten Szenen reißen Hunderttausende Amerikaner auf der Flucht die geschlossenen Grenzzäune zu Mexiko nieder und wandern illegal ins Land ein. Im TVDrama „Aufbruch ins Ungewisse“von Regisseur Kai Wessel ist nicht eine Klimakatastrophe die Ursache für die Flucht in Schwellenländer, sondern eine rechtsradikale Regierung in Deutschland, die Schwule, Muslime und Andersdenkende verfolgt. Die Familie Schneider flieht deshalb Richtung Südafrika, wo es die Menschen besser haben. Die lebensgefährliche Reise übers Meer, der im Wasser verloren gegangene Sohn Nick, die menschenunwürdigen Zustände im Auffanglager in Namibia, die geldgierigen Schlepper, die fast tödliche Fahrt in einem abgeriegelten Laster, der Kampf ums Bleiberecht – das alles wirkt schrecklich realistisch. Man hat es hundertfach im Fernsehen gesehen, in der Zeitung gelesen oder auch im Sammellager gleich um die Ecke selbst beobachtet. Nur sind hier die Vorzeichen genau andersherum. Auch dank der großartigen Leistung der Schauspieler – Fabian Busch, Maria Simon und Athena Strates – geht einem die Geschichte nahe und regt zum Grübeln an: Sind unser Verständnis und unsere Empathie für Asylsuchende groß genug? Wie schnell kann man selbst in eine solche Situation geraten?