Malen aus dem Moment heraus
Galerie Schloss Mochental zeigt 50 Arbeiten von Jürgen Böttcher alias Strawalde
- Jürgen Böttcher oder „Strawalde“, wie er sich nach seinem Heimatort in der Oberlausitz nennt, ist ein Multitalent: Maler, ein DDRFilmemacher und singen kann er auch. In der Galerie Schloss Mochental bei Ehingen sind derzeit 50 Gemälde und Collagen des Künstlers zu sehen.
Auf den ersten Blick wirken seine Bilder abstrakt. Verschiedene Formen korrespondieren miteinander, nähern sich an oder ringen miteinander. Gegenständlichkeit scheint nur schemenhaft vorhanden oder im Entstehen begriffen. Auf den zweiten Blick jedoch weisen Strawaldes Bilder sehr wohl figurative Möglichkeiten auf, wie etwa die Andeutung eines Baumes, eines Hauses oder einer menschlichen Gestalt. In „Sturmhöhe mit Adler“(2016) zum Beispiel treffen mehrere Figuren aufeinander, die der 86-jährige Künstler in leuchtenden Farben mit gestischem Pinselstrich grob skizziert hat.
Strawalde ist kein Maler, der sich auf figurative Darstellung oder Abstraktion konzentriert. Bei ihm findet beides gleichzeitig statt, wie man beim Rundgang durch die Ausstellung feststellen kann. Schöne Beispiele dafür sind auch seine zauberhaften Collagen. Im „Griechischen Brief“(2015) wird das Porträt einer Frau von verschiedenen Mustern eingefasst, die Assoziationen an Stoffe wecken. In „Erinnerung an Kyoto“kombiniert er kalligrafische Tuschezeichnungen mit einem echten Stück Seidenstoff. Selbst in seinen Malereien integriert er immer wieder Fundstücke, wie etwa eine Vogelfeder, ein Knopf oder ein Foto. Er baut seine Bilder und Collagen also fast wie bei Filmszenen, sucht den Ausdruck durch das Additive.
Ohne Skizze
Strawalde malt stets aus dem Moment heraus – ohne Skizze. Oft ist er selbst erstaunt, wohin ihn die Reise führt. „Malerei ist ja nicht bloß Form, Farbigkeit und Rhythmus. Farbe kann mal wie ein staubiger Sand, mal wie verwitterter Tee oder gleißendes Metall erscheinen“, wie er einmal erzählt hat. Das sichtbare Ergebnis dieses Prozesses kann in ganz unterschiedliche Richtungen gehen. Es kann zart und zurückgenommen sein oder laut und farbenfroh, wie der Besucher in Mochental feststellen wird.