Mehr Zeit für Marius
Marit Björgen hat den Skilanglauf über Jahre dominiert – jetzt hört die Norwegerin auf
(SID/dpa) - Die Winter-Königin hat genug gewonnen: 40 Tage nach ihrem historischen achten Olympiagold in Pyeongchang erklärte Marit Björgen ihre einzigartige Karriere als Skilangläuferin für beendet. Der stolzen Wintersportnation Norwegen fehlen damit von kommender Saison an ihre beiden erfolgreichsten Loipenstars – drei Tage vor Björgen hatte sich auch Biathlet Ole Einar Björndalen in den Ruhestand verabschiedet.
„Ich glaube nicht, dass ich noch genug Motivation besitze, um 100 Prozent für eine weitere Saison zu geben“, sagte Björgen dem TV-Sender NRK. „Daher höre ich auf.“Bei den Winterspielen in Südkorea hatte die 38-Jährige Ende Februar ihren Landsmann Björndalen als erfolgreichsten Athleten in der Geschichte Olympischer Winterspiele abgelöst. Nach ihrem Triumph im 30-Kilometer-Massenstartrennen führt sie das Ranking mit acht Gold-, vier Silber- und drei Bronzemedaillen vor Björndalen (8-4-1) an.
„Was sie erreicht hat, ist beeindruckend. In Norwegen ist sie eine Legende“, sagte Björndalen. Wie es sich für die „Goldene Marit“gehört, hatte sie sich beim Saisonfinale am heimischen Holmenkollen in Oslo mit einem Triumph aus dem Weltcup-Zirkus verabschiedet – ihrem 114. Den ersten hatte sie 2002 in Düsseldorf gefeiert. Auch Marit Björgens 18 WM-Titel werden wohl für lange Zeit unerreicht bleiben. Viermal gewann sie zudem den Gesamtweltcup. Am heutigen Samstag bestreitet sie bei den norwegischen Meisterschaften in Alta ihr letztes Rennen.
Leicht fiel der Abschied nicht, wie Marit Björgen jetzt zugab: „Es war eine Ära meines Lebens für mehr als 20 Jahre. Daher ist es etwas sehr Besonderes zu sagen: ,Das war meine letzte Saison als Spitzenathletin.‘“Eine Saison mit vielen Höhepunkten und unvergesslichen Triumphen.
Am Schlusstag der Spiele in Pyeongchang war Björgen mit der norwegischen Fahne in der rechten Hand die letzten Meter hinauf zum Gipfel des Olymps gestürmt. Den Rest des Feldes beim Massenstart über 30 Kilometer hatte sie zu diesem Zeitpunkt längst zum Fußvolk degradiert. Nie hat eine Läuferin mit einem größeren Vorsprung auf der Königsstrecke gesiegt, doch Björgens Motto in den letzten Jahren ihrer Karriere lautete: „Je schneller ich laufe, desto schneller komme ich nach Hause zu Marius.“Gemeint ist ihr zweijähriger Sohn, dessen Geburt die Konkurrenz zumindest eine Saison lang von Marit Björgens Dominanz befreit hatte.
Jetzt hört sie endgültig auf – Kollegin Therese Johaug sprach für viele: „Marit kennenzulernen, in einem Team mit ihr zu sein und nicht zuletzt gegen sie zu laufen, das war groß.“