Heuberger Bote

Drei Musikerinn­en harmoniere­n perfekt

100 Zuhörer wollen beim „Trio con Abbandono“im Kesselhaus dabei sein

- Von Cornelia Addicks

- „Trio con Abbandono“: Rund 100 Kesselhaus­besucher haben sich am Freitagabe­nd auf musikalisc­he Abwege führen lassen und erlebten so ein äußerst anregendes Crossover-Konzert im Rahmen von „Akkordeon grenzenlos“. „AB-WEGIG“nennen die drei perfekt harmoniere­nden Musikerinn­en ihr neues Programm, das von Beethoven zu Klezmer, von Corelli zu zeitgenöss­ischen Kompositio­nen reicht.

Die Hauptstadt Portugals ist die erste Station, lautmaleri­sch beschriebe­n in dem Tango „Lisboa“, den das bayerische Multitalen­t Peter Ludwig ursprüngli­ch für ein Streichqua­rtett komponiert hat. Osteuropa steht mit einer Klezmer-Suite aus überliefer­ten Weisen auf dem musikalisc­hen Reiseplan. Da lässt die Sindelfing­erin Beate Müller ihre Klarinette im Freilach-Stil jubeln und Claudia Iserloh entlockt dem PiginiAkko­rdeon melancholi­sche Töne. Die beiden Musikerinn­en spielten gerne zusammen, „doch es fehlte der Bass“, wie es in der charmanten Moderation hieß. Der stieß dann 2006 in Form des Cellos von Anne-Lise Cassonnet dazu und so wurde aus dem „Duo con Abbandono“das erfolgreic­he Trio.

Ein Sprung über den Atlantik führt die fasziniert lauschende­n Zuhörer zum jungen Leonard Bernstein und dessen „Sonata for Clarinet and Piano“aus dem Jahr 1942. In dem intensiven Zwiegesprä­ch mit dem Akkordeon lässt Beate Müller ihr Instrument mal sanft flüstern, dann wieder selbstsich­er auftrumpfe­n. Ganz locker sprießt dazwischen der „kleine grüne Kaktus“und auch ein paar Takte der „Rhapsody in Blue“blitzen hervor.

Bei „Off Pist“, einem jazzigen Stück des Schweden Svante Henryson, setzt sich die Klarinette leidenscha­ftlich mit dem Cello auseinande­r – bis zum charmanten Schlusspun­kt. Humorvoll verarbeite­t wird Beethovens G-Dur-Rondo, das den Beinamen „Die Wut über den verlorenen Groschen“trägt.

Die zweite Hälfte des vom Fördervere­ins des Hohner-Konservato­riums bezuschuss­ten Konzerts beginnt mit Blockflöte­nklängen und amüsantem Geplauder der drei fast gleichaltr­igen Musikerinn­en über barocken Passagen aus „La Folia“Werken von Arcangelo Corelli und Marin Marais. Höhepunkt des Abends aber ist die Verquickun­g der „Jahreszeit­en“von Antonio Vivaldi und von Astor Piazzolla. Das Trio setzt sich dabei mühelos über die Distanz von 250 Jahren und 12 000 Kilometer hinweg. Langanhalt­ender Applaus folgt.

Als „bebrillte Tippsen“erinnern die drei Musikerinn­en mit Leroy Andersons „The Typewriter“an die Vor-Computer-Ära und danken mit zwei Zugaben für den Beifall: Einem „Hummelflug“, bei dem das Cello aber lieber Schwanenfl­ügel bewegt, und Piazzollas Ode an den kleinen Blumenverk­äufer aus dem Stadtteil Bachín. Wiederum con abbandono, also mit Hingabe, umgesetzt.

 ?? FOTO: CORNELIA ADDICKS ?? Trio con Abbandono: Beate Müller (Klarinette), Claudia Iserloh (Akkordeon) und Anne-Lise Cassonnet (Violoncell­o).
FOTO: CORNELIA ADDICKS Trio con Abbandono: Beate Müller (Klarinette), Claudia Iserloh (Akkordeon) und Anne-Lise Cassonnet (Violoncell­o).

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