Facebook-Skandal
Im Datenskandal hat sich der Facebook-Gründer einer Anhörung gestellt
Konzernchef Mark Zuckerberg gibt sich reumütig
- Mark Zuckerberg trägt Krawatte und Jackett, ungewohnt für einen Mann, der normalerweise T-Shirt und Jeans bevorzugt. Er steht Rede und Antwort im Rechtsund Handelsausschuss des Senats. Zuckerberg, weiß man, fliegt nicht gern nach Washington. „Sie haben zurecht einige unbequeme Fragen“, beginnt er vom Blatt abzulesen. Facebook sei ein idealistisches, ein optimistisches Unternehmen, darauf konzentriert, Menschen miteinander zu vernetzen. „Es ist klar, dass wir nicht genug getan haben, um den Missbrauch von Daten zu verhindern.“
Facebook habe das Ausmaß seiner Verantwortung nicht erkannt, sagte Zuckerberg. „Das war ein großer Fehler. Es war mein Fehler.“Seine größte Priorität sei nach wie vor, die Menschen zu vernetzen – und das werde immer wichtiger sein als die Interessen der Werbekunden, „solange ich Facebook führe“, sagte Zuckerberg. „Ich habe Facebook gestartet, ich führe es, und ich trage die Verantwortung dafür, was hier passiert.“
Mehr Datenschutz
Reue zeigen, Korrekturen und mehr Datenschutz zusagen und dabei das Anzeigenmodell als den Geldbringer von Facebook verteidigen, so ließe sich Zuckerbergs Verteidigungsstrategie vielleicht zusammenfassen. Dass es der wohl schwierigste Moment in der steilen Karriere eines Computergenies ist, ließ auch schon die Aussage Richard Blumenthals, eines Senators aus Connecticut, erkennen. Zuckerberg müsse bessere Antworten haben als nur ein banales „Ich habe einen Fehler gemacht“, sagte er dem Wall Street Journal. „Er hat nicht einfach nur Milch auf dem Frühstückstisch vergossen.“Das wahre Problem sei das Geschäftsmodell. „Können die Nutzer Leute wie Ihnen trauen, dass sie verantwortungsvoll mit ihren persönlichen Informationen umgehen?“, fragte zu Beginn der Anhörung Blumenthals Parteifreund Bill Nelson. Wenn Facebook nicht energisch handle, werde es der Kongress tun.
Die Reise aus dem Silicon Valley nach Washington ist eine bis ins Detail geplante Übung in Schadensbegrenzung. Zuckerberg soll für seine Auftritte geübt haben, wie es Präsidentschaftsbewerber vor einer Kandidatendebatte tun. Ausgelöst wurde die Krise durch den Skandal um das Abschöpfen der Daten von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern – darunter potenziell von gut 70 Millionen Amerikanern – durch die britische Politikberatungsfirma Cambridge Analytica, die dann unerlaubt für die Kampagne Donald Trumps genutzt wurden. Cambridge Analytica selbst erklärte, man habe Informationen zu 30 Millionen Nutzern erhalten. Facebook wusste seit Ende 2015 von der unerlaubten Datenweitergabe – gab sich aber mit der Zusicherung zufrieden, dass sie vernichtet worden seien und informierte die Nutzer nicht. Das wird erst jetzt nachgeholt. Es sei ein Fehler gewesen, die Nutzer nicht schon damals zu informieren und Cambridge Analytica seinerzeit nicht von der Plattform zu verbannen, sagte Zuckerberg.
Schlecht für das Geschäft
Für Facebook steht bei dem Termin viel auf dem Spiel. Im Kongress braut sich Empörung zusammen, die zu einer schärferen Regulierung im Internet unter anderem beim Datenschutz und damit zu Einschränkungen für das Geschäft des Online-Netzwerks führen könnte. Ob Zuckerbergs selbstkritische Pose ausreicht, um den Kongress milde zu stimmen, wird sich zeigen. Noch vor den Anhörungen hatte er technische Nachrüstungen in Aussicht gestellt. Man habe es versäumt, mehr gegen den Missbrauch von Netzwerken zu tun, räumte er ein. Dies gelte für die Verbreitung von Falschmeldungen, für Hasspropaganda und ausländische Einmischung in Wahlkämpfe ebenso wie für den Zugriff auf Nutzerdaten. Künftig wolle man Apps genauer kontrollieren und gegebenenfalls sperren. Apps, wie sie der Cambridge-Professor Aleksandr Kogan entwickelte, um im Zuge eines Persönlichkeitstests Daten zu sammeln, nicht nur bei interessierten Facebook-Nutzern, sondern auch bei deren Freunden.
Bei digitalen Anzeigen politischen Inhalts soll demnächst ausgewiesen werden, was sie gekostet haben und wer dafür bezahlt, beides einsehbar für die Öffentlichkeit. Es sind Zugeständnisse, mit denen Zuckerberg zu verhindern versucht, dass die Legislative Gesetze beschließt, die den Kern seines Geschäftsmodells – gezielt zugeschnittene Werbung - ernsthaft infrage stellen. Facebook, hat er bislang argumentiert, reguliere sich am besten selber.