Heftige Kritik nach Echo-Preisverleihung
Zentralrat der Juden bezeichnet Auszeichnung von Rap-Duo als Schande
(AFP/dpa/epd) - Nach der Verleihung des Musikpreises Echo in Berlin kritisiert der Zentralrat der Juden in Deutschland die Rapper Farid Bang und Kollegah und die EchoVerantwortlichen. Die beiden Rapper hatten am Donnerstagabend mit ihrem Album „Jung, Brutal, Gutaussehend 3“den Preis für das beste Hip-Hop-Album gewonnen. Um eine geschmacklose und als antisemitisch kritisierte Textzeile hatte es vor der Preisverleihung bereits eine große Diskussion gegeben. Auf der BonusEP des Albums heißt es im Song „0815“: „Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen“.
Der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, kritisierte die Auszeichnung des Rap-Duos scharf. Der Würzburger Mediziner sprach am Freitag von einer Schande. „Dass die Verantwortlichen der Musikindustrie für solche Texte unter dem Deckmantel der Kunst- und Meinungsfreiheit einen Freifahrtschein erteilen, ist ein Skandal.“Auch die frühere Zentralratsvorsitzende Charlotte Knobloch und der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, kritisierten die Preisverleihung. Der Bundesverband Musikindustrie hatte nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung über den Songtext den Echo-Ethikbeirat eingeschaltet. Der Beirat hatte die Nominierung als „absoluten Grenzfall zwischen Meinungs- und Kunstfreiheit und anderen elementaren Grundrechten“verteidigt.
Viel Applaus gab es für den Auftritt von Campino, Frontmann der Düsseldorfer Punkrockband Die Toten Hosen. Er hatte die beiden Rapper in seiner Dankesrede für die Auszeichnung in der Kategorie Rock national scharf angegriffen. Für ihn sei die Grenze überschritten, wenn es um frauenverachtende, homophobe Texte oder die Diskriminierung von Religionen gehe, sagte der 55-Jährige sichtlich angespannt unter dem Applaus des Publikums der Festgala.
Helene Fischer erneut erfolgreich
Kollegah warf Campino danach vor, sich „als moralische Instanz“aufgespielt zu haben. Dies gebühre „einem so großen Musiker wie Campino nicht“. Während dessen Rede hatte der 33-Jährige gelangweilt den Kopf auf den Tisch gelegt. Weil Campino von Zetteln abgelesen hatte, verhöhnte Kollegah den Sänger und sagte, er selbst habe auch ein „Schulreferat vorbereitet“. Dann zeigte er eine Zeichnung von Campino mit Heiligenschein, die er nun für den guten Zweck versteigern wolle. Buh-Rufe und Pfiffe hallten durch den Saal.
Die Debatte stellte die anderen Preisträger und Musikauftritte komplett in den Schatten. Der große Gewinner des Abends glänzte mit Abwesenheit: Ed Sheeran wurde in den Kategorien Album des Jahres, Hit des Jahres und bester internationaler Künstler geehrt, nahm die Auszeichnungen aber nicht persönlich entgegen. Der 27-Jährige bedankte sich per Videobotschaft aus Japan. Helene Fischer erweiterte ihre Rekord-Echosammlung – sie bekam in der Kategorie Schlager ihren 17. Preis. „Ich genieße diesen Erfolg gerade unfassbar“, sagte die 33-Jährige auf der Bühne. Seinen ersten Echo gewann der Sänger Mark Forster. Der 34-Jährige erhielt den Preis in der Kategorie Künstler Pop national.