Polit-Veteran
Als er vor zwei Jahren einmal mehr seinen Rückzug aus der Politik ankündigte, war klar, dass er als Präsident Montenegros wieder kommen würde: Letzten Sonntag gewann
die Wahl erwartungsgemäß mit 54 Prozent der Stimmen. Mit seinen 56 Jahren ist Djukanovic ein Polit-Veteran. Präsident war er schon einmal zur Jahrtausendwende, Premierminister mehrfach. Seit 1991 lenkt er die Geschicke der Bergrepublik an der Südadria mit gerade mal 640 000 Einwohnern. Sein größter Förderer war der Belgrader Kriegspräsident Slobodan Milosevic, der den damals 29-Jährigen zum Marionettenpremier der kleinen Bruderrepublik machte. Milosevic war gerade tot, als Djukanovic 2006 Montenegro von Restjugoslawien loslöste und zur selbstständigen Republik erklärte.
Montenegro ist heute ist tief gespalten. Djukanovic’ stärkster Rivale, der prorussische Kandidat Mladen Bojanic, kam auf immerhin 33 Prozent. Auch bei dieser Wahl setzte der ZweiMeter-Mann instinktsicher auf den Wunsch der Montenegriner nach innerer Beständigkeit und äußerer Sicherheit: „Brüssel oder Moskau“lautete verkürzt die Botschaft, und die Wähler votierten mehrheitlich für den pro-europäischen Kurs ihres „Milo“, wie sie ihn nennen. Den Nato-Beitritt im letzten Jahr setzte er gegen massiven Widerstand der prorussischen Opposition durch. Bis 2025 soll Montenegro der EU beitreten.
Ein Demokrat war der Chef der Demokratischen Sozialistischen Partei (DPS) aber nie. Djukanovic, Sohn eines Richters, wandelte sich vom Kommunisten zum steinreichen Staatsoligarchen. Die Opposition, auch nicht mit viel mehr Demokratiebewusstsein ausgestattet, bezichtigt ihn der engen Verknüpfung des Staates mit der organisierten Kriminalität. Schüsselpositionen hat er mit engen Verwandten besetzt. So kontrolliert sein Bruder die Banken, seine Schwester ist oberste Staatsanwältin.
EU und Nato drücken beide Augen zu, solange Djukanovic als westlicher Verbündeter gegen den geostrategischen Einfluss Russlands auf dem Balkan gilt.