Eine Ode an den Frühling
Vizedirigent Dietmar Kuolt springt erfolgreich für die erkrankte Ursula Riehm ein
- Deilingen ist inzwischen Garant für richtig schöne Liederabende mit viel klassischer Chorliteratur und kleineren Ausflügen ins Rock- und Pop-Genre. Dafür steht die Deilinger Chorleiterin Ursula Riehm, die dem Männergesangverein „Liederkranz“Deilingen-Delkhofen seit Jahren ihren unverwechselbaren Stempel aufdrückt.
Aber ein paar Tage vor dem Konzert ist die Dirigentin krank geworden – was nun? Dietmar Kuolt hat die Sache in seine Vizedirigenten-Hände und die Sänger unter seine musikalischen Fittiche genommen und ist nach nur einer Probe in die großen Fußstapfen von Ursula Riehm getreten. Und – um es vorweg zu sagen - er und seine Sänger haben die Herausforderung bestens gemeistert, das wohl einstudierte Liedgut hervorragend präsentiert. So gab es am Samstagabend einen friedlichen Sängerwettstreit zwischen den Deilingern und den Gastchören aus Reutin und Weilstetten, an dem das fachkundige Publikum seine helle Freude hatte.
Das ganze Konzert war eine einzige Ode an den Frühling in all seinen Facetten – an die Blumen, die Vögel, die Liebe, das Wandern, die Freunde, den Wein und eben das Singen.
Der Vorsitzende des MGV Deilingen Gerhard Stier zeigte sich noch ziemlich geschockt vom plötzlichen Ausfall von Ursula Riehm, schickte ihr von der Bühne der Deilinger Gemeindehalle Genesungswünsche und versprach dem Publikum einen buntgemischten Chorgesang.
Deilinger singen mit viel Empathie
Die Deilinger Sänger haben wie immer viele klassische Perlen der Acappella-Männerchorliteratur im Gepäck. Kleine Leckerbissen wie die Silcherlieder „Süß‘ Liebe liebt den Mai“oder „Nun leb wohl, du kleine Gasse“interpretieren die Deilinger Sänger mit viel Empathie, wie es sich Ursula Riehm gewünscht hätte. Die Wanderlieder kommen schwungvoll, aber nicht zu forsch daher. Als sie bei der Zugabe von der Abendruhe singen, ist es immer noch mucksmäuschenstill im Saal, weil die Zuhörer den innigen Gesang voll zu genießen scheinen.
Der Männergesangverein „Frohsinn“Reutin macht seinem Namen alle Ehre: Er singt fröhlich, strahlt Begeisterung aus. Dafür ist Martin Krötz als charmanter Moderator mit verantwortlich. „Saumäßig gern“sängen sie alle, verrät er. „Und quer durch den Gemüsegarten“. Die Reutiner mit ihrem dynamischen Chorleiter Claus Penalver lassen den alten Kinofilm „Quax, der Bruchpilot“wieder lebendig werden mit dem Bochmann-Hit „Heimat, deine Sterne“. Oder sie wandeln auf Santianos Spuren und singen als kraftvoller Seemannschor „Hoch im Norden“. Am meisten Beifall gibt’s für den Udo-Jürgens-Evergreen „Ihr von Morgen“. Großen Anteil an der Strahlkraft des Reutiner Gesangs hat Pianist Markus Helm, der den Männern stets den passenden Rhythmus verpasst und sie damit pusht.
Ein Chor, der die leisten Töne liebt
Einen ganz anderen Chorklang favorisiert die Chorvereinigung Weilstetten. Der gemischte Chor, der wie die meisten vierstimmigen Chöre dieser Art nur wenige Männerstimmen in seinen Reihen hat, liebt eher die leiseren Töne. Er beginnt mit einem „Werbeblock“fürs Singen im Chor, um dann mit Weinliedern und Liedern für die Liebe um die Gunst des Publikums zu buhlen. Als es draußen dunkel geworden ist, passt, wie der erste Vorsitzende Wolfgang Schneider bei seiner Moderation meint, Mozarts „Verklungen ist des Tages Treiben“und natürlich Peter Kreuders ewig junger Song „Sag beim Abschied leise Servus“. Chorleiter Jürgen Herre leitet seine Sängerinnen und Sängerinnen souverän, achtet auf exakte Aussprache und singt beim Dirigieren selber lautstark mit.
Einen Tagessieger gibt es am Ende tatsächlich nicht; jeder ist seinem Genre treu geblieben. Zum Schluss sieht man nur strahlende Gesichter – besonders bei den Deilingern, die ihre Prüfung mit Bravour bestanden haben.