Starke Tragikomödie um trashiges TV-Starlet
„Back for Good“: Das Kinodebüt der deutschen Regisseurin Mia Spengler unterhält und bewegt
A ngie (Kim Riedle) liebt kurze Röcke, lange Fingernägel und Push-up BHs. Das ehemailge TV-Starlet ist wasserstoffblond, sonnenstudiobraun und wurde just aus der Entzugsklinik entlassenen. Nach wie vor stolziert sie aber gerne auf25Zentimeter-High-Heels durchs Leben, kann tüchtig nerven und ziemlich lässig an einer der vielen, von ihr konsumierten Zigaretten saugen.
Angie starrt ständig auf ihr Handy und denkt unentwegt an ihr Comeback: „Vom Entzug ins Dschungelcamp, bam!“.
Ganz so einfach indes stellt sich die Rückkehr in die bunte Welt der Bund C-Promis dann doch nicht dar, zumal sich Angies Freund und Manager gerade erst von ihr getrennt hat und sie daher bei ihrer Mutter (Juliane Köhler) unterschlüpfen muss. Dort trifft sie auch auf ihre pubertierende Schwester: Wegen ihrer Epilepsie muss Kiki (Leonie Wesselow) ständig einen Schutzhelm tragen und wird von der Mutter drangsaliert. Doch die Dinge in dieser Familie sind nicht alle so, wie sie zunächst erscheinen. Bei allem Humor, den dieser Debütfilm von Mia Spengler immer wieder auf die Leinwand bringt, muss der Zuschauer auch manch heftige Überraschung schlucken.
Filmdebüt schlägt hohe Wellen
Mit ihrem Abschlussfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg hat Spengler bereits viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen können: 2017 eröffnete „Back for Good“die wichtige Nachwuchsreihe „Perspektive Deutsches Kino“bei der Berlinale. Im selben Jahr wurde der Film mit dem Studio Hamburg Nachwuchspreis als bester Spielfilm ausgezeichnet und kürzlich konkurrierte Kim Riedle, die Hauptdarstellerin, in der Kategorie „Beste weibliche Hauptrolle“neben Diane Kruger und Marie Bäumer gar um den Deutschen Filmpreis. Und auch wenn schließlich Bäumer die goldene Lola mit nach Hause nahm, so trägt Riedle doch einen großen Anteil am Gelingen von „Back for Good“. Die Tragikomödie aus deutschen Landen, die mit viel – teils auch derbem – Humor sowie einigen erschütternden Momenten aufwartet.
Riedle davor in „Verbotene Liebe“
Riedle, die bisher kaum im Kino zu sehen war, ist eher aus Fernsehserien wie „Verbotene Liebe“oder „Tatort“bekannt. Die Schauspielerin mit schwäbischen und mazedonischen Wurzeln schlüpft in diesem so aufgekratzten wie melancholischen 90Minüter mit Verve und großer Glaubwürdigkeit in die Haut von Angie.
Mia Spengler gelingt mit „Back for Good“ein veritables Kunststück, denn der Film ist zu gleichen Teilen berührendes Familiendrama wie bitterlustige Medienkritik.