Wandelfähig, dramatisch, träumerisch
Sechs Austauschstudenten und Roman Novozámský treten auf
– Ungewöhnliche Kombinationen: Sechs der derzeit 16 Austauschstudenten an der Musikhochschule haben am Freitagabend in der kleinen Aula konzertiert. Ein Rezital von Roman Novozámský, einem tschechischen Fagott-Dozenten auf Erasmus-Besuch, bildete den zweiten Teil des Konzerts.
Als Georg Friedrich Händel vor über 300 Jahren die „Sonata C-Dur“komponierte, hatte er das Zusammenspiel von Gambe und Cembalo im Sinn. Am Freitag erklang das Werk auf einer von dem griechischen ErasmusStudenten Rafail Kontogouris gespielten Bratsche. Als Basso continuo-Instrument setzte die Sizilianerin Lia Ceravolo ihr Akkordeon ein: Ein überraschendes und angeregtes tonales Zwiegespräch, das mit Beifall quittiert wurde. Auch Johann Sebastian Bach kannte das Instrument, auf dem der erste Satz seiner „Partita aMoll“, eine Allemande, nun gespielt wurde, noch nicht: Peter Merrill, 21jähriger Student an der California State University und für ein AustauschSemester in Trossingen, bewies mit seinem Saxofon, wie wandelfähig das erst 1840 erfundene Instrument ist.
Tschechischer Fagott-Dozent gestaltet zweiten Konzertteil
Zwischen dramatischen und melodiösen Passagen wechselt die „Fantasy“, die der auf Mauritius geborene Komponist Francis Thomé 1902 geschaffen hat. Der Trompeter Richard S. Gonzales, zweiter Austauschstudent aus Kalifornien, und sein ungarischer Klavierbegleiter Zoltan Szikora setzten dieses spannungsgeladene Werk souverän um – und wurden mit kräftigem Applaus belohnt.
Innovative Spieltechnik auf dem Altsaxofon zeigte die estnische Austauschstudentin Bertha Kiur bei „Maï“, 1975 in Paris von dem Japaner Ryo Noda verfasst. Das Instrument gluckerte in verschiedenen Tonhöhen, klang wie eine Sirene, knurrte und röhrte, um dann wieder höchste Töne von sich zu geben.
Das Erasmus-Projekt sieht auch einen Austausch unter Dozenten vor, allerdings für eine viel kürzere Zeit. Peter Nelson, in Trossingen zuständig für das internationale Networking, begrüßte Roman Novozámský von der Janácek-Akademie für Musik und darstellende Kunst in Brünn. Der Fagottist eröffnete sein Rezital mit der 280 Jahre alten Sonata f-Moll von Telemann. Bei dem erst träumerischen, dann immer rascheren Werk wurde er von Monika Šujanová am Cembalo begleitet.
Für das folgende Konzert in F-Dur von Johann B. Vanhal wechselte Šujanová, die vor 15 Jahren selbst als Erasmus-Studentin in Trossingen war, ans Piano: frühlingshaft unbeschwert vor allem der dritte Satz, ein Rondo. Als hervorragender Solist präsentierte sich der 49-jährige Fagottist bei zwei der fünf „virtuosen Inventionen“von Zdenek Šesták aus dem Jahr 1966. Leicht jazzige Anklänge bot das „Scherzo“von Oleg Miroshnikov, bei dem Holger Dominik Spegg den Fagottisten am Klavier begleitete.