Integrierte sollten bleiben dürfen
Die Bitte kam aus der Politik – genauer: von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem damaligen Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD). Angesichts von mehr als 700 000 Menschen, die im Winter 2015/16 über die Balkan-Route nach Deutschland flüchteten, bat die Bundesregierung die Wirtschaft um Hilfe. Merkel und Gabriel warben darum, dass Betriebe Flüchtlingen ein Praktikum, eine Ausbildung oder eine Beschäftigung anbieten. Integration durch Arbeit, das war das Ziel.
Nicht nur in Baden-Württemberg und Bayern folgten viele Unternehmen dem Begehren aus Berlin. Sie gaben den Menschen Arbeit und integrierten sie mit großem Einsatz in ihren Betriebsalltag – und zwar ohne darauf zu achten, ob die Fremden politisch verfolgt wurden oder nur vor der Armut in ihrer Heimat flohen. Für die Firmen zählten einzig und allein die Qualifikation und das Engagement der Geflüchteten und nicht der Aufenthaltsstatus – eben genau wie es sich die Bundesregierung in ihrem Appell gewünscht hatte.
Nun kommt das Bundesamt für Migration wieder seiner Arbeit nach und zwangsläufig bei vielen in den Firmen beschäftigten Flüchtlingen zu dem Schluss, dass sie kein Anrecht auf Asyl haben. Doch eine Abschiebung dieser Menschen ist falsch: Zum einen würden die Betriebe, die die Flüchtlinge mühevoll angelernt haben, wichtige Arbeitskräfte und viel Geld verlieren, das sie in die Integration der Mitarbeiter gesteckt haben. Zum anderen wäre es ein fatales Zeichen, dass ausgerechnet die Unternehmer, die in den Zeiten der Flüchtlingskrise Gemeinsinn bewiesen haben, durch die Abschiebung bestraft werden.
Eine Regelung des Problems ist so notwendig, wie die Lösung des Problems einfach ist. Berlin muss eine Stichtagsregelung auf den Weg bringen: Flüchtlinge, die in einem bestimmten Zeitraum – beispielsweise zwischen August 2015 und Dezember 2016 – nach Deutschland gekommen sind, einen Job haben, Deutsch sprechen und für ihren Lebensunterhalt sorgen, sollten eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis erhalten. Das wäre fair – gegenüber den Unternehmern und den geflüchteten Menschen.