Pro und Contra Einheitsdenkmal
Initiative will 77 Tage vor dem Reichstag demonstrieren
(dpa) - Um das Denkmal zur Erinnerung an die Deutsche Einheit wird seit zwanzig Jahren in einem beispiellosen Hin und Her gerungen. Der Verein „Berliner Historiss“will mit einer Dauer-Demonstration vor dem Reichstag erreichen, dass das Einheits- und Freiheitsdenkmal dort errichtet wird – und nicht wie geplant vor dem Berliner Schloss. „Wir werden 77 Tage lang jeden Abend um sieben Uhr mit mindestens sieben Leuten auf der Reichstagswiese für den neuen Standort werben“, sagte Annette Ahme, Vorsitzende des Vereins Berliner Historische Mitte, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte der „Tagesspiegel“berichtet.
Kampf für die „Einheitswippe“
Der Verein hatte schon im vergangenen Jahr mit einer ähnlichen 77-Tage-Aktion gegen den Standort am Berliner Schloss protestiert. Jetzt schlägt er vor, die geplante „Einheitswippe“in einen flachen Teich zu setzen und mit einem spiralförmigen Zugang die Architektur der Reichstagskuppel widerzuspiegeln.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters betonte, die Beschlüsse des Bundestags zum Bau des Denkmals würden den Entwurf einer begehbaren Waage mit dem Standort Schlossfreiheit verbinden. Auf diesem Vorplatz des Schlosses stand früher das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal. Sie selbst habe diesen Standort aber immer für problematisch gehalten – sowohl wegen seiner historischen Dimension wie auch im Hinblick auf die komplizierte Denkmaltechnik.
Grütters für rasche Entscheidung
„Aber nach dem langen Hin und Her sollten die Parlamentarier jetzt zu ihrem Wort stehen und das Thema endgültig auf die Tagesordnung setzen“, forderte sie. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte sich auf Drängen der SPD vor der Sommerpause nicht mehr mit dem Thema beschäftigt und damit die notwendigen Gelder nicht mehr freigegeben.
Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) begrüßte die erneute Debatte und machte deutlich, dass auch er Zweifel am geplanten Denkmalstandort hat. Er halte diesen für unpassend, weil das Stadtschloss kein Symbol für Einheit und Freiheit sei, sagte er dem rbb-Inforadio. Mit der friedlichen Revolution 1989 verbinde er eher den Ring in Leipzig, die Berliner Gethsemane-Kirche oder den Alexanderplatz, so erklärte Lederer.