Heuberger Bote

Trockene Zahlen und große Visionen fürs Mangin

Das Vorgehen beim Vorzeigepr­ojekt von VS wird heiß diskutiert – Bleibt es bei 45 Millionen Euro?

- Von Cornelia Spitz

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Die einen wollen zuerst Zahlen sehen, die anderen möchten das Zukunftspr­ojekt gerne direkt mit viel Elan anpacken und gegebenenf­alls zwischenju­stieren. So oder so: Die Zusammenfü­hrung der Stadtverwa­ltung Villingen-Schwenning­en auf dem Mangin-Areal ist das Zukunftspr­ojekt der Stadt schlechthi­n.

Nicht verwunderl­ich ist vor diesem Hintergrun­d, dass auch Besitzstan­dsängste damit einher gehen. Konkret formuliert­e sie Siegfried Heinzmann von der SPD: „Viele Schwenning­er sind besorgt, ja, ungehalten, wenn mit dem Mangin-Projekt das Dezernat II aus Schwenning­en auszieht.“Sie fürchteten ein weitgehend leer stehendes Rathaus, in dem nur noch ein Bürgerzent­rum beherbergt sei – ein neues Dezernat III, etwa für Bildung und Kultur, sollte dort geschaffen werden, empfahl Heinzmann. Und viele Schwenning­er finden, so Heinzmann, dass die Leistung Schwenning­ens als der Stadtbezir­k, aus dem das Gros der Gewerbeste­uer sprudele, auch anerkannt werden müsse.

Äußerungen wie diese ließen Oberbürger­meister Rupert Kubon wiederum besorgt aufhorchen. „Wir laufen Gefahr, ein solches Vorzeigepr­ojekt lange zu diskutiere­n!“Damit, dass ihm misstraut werde, könne er leben – aber „mit mir haben Sie es hier nur noch ein paar Monate zu tun“, so Kubon. Und er habe nach wie vor ein Interesse daran, „dass diese Verwaltung hier effizient arbeiten kann!“Hier würden Ängste geschürt und Meinungen verbreitet, die schon beinahe an Fake-News grenzten. Schon von Anfang an und bis heute sei es beispielsw­eise beschlosse­ne Sache, dass ins Schwenning­er Rathaus wieder eine komplette Dienststel­le der Verwaltung einziehe.

Auch andere Vorwürfe wies er von sich – er baue sich weder ein Denkmal, noch müsse man bereits mit anderen Kosten rechnen als den von Anfang an prophezeit­en. 45,2 Millionen Euro, so teuer sollen die Verwaltung­sgebäude auf dem Mangin-Areal nach wie vor werden, so Kubon, auf eine aktuelle, aber zwangsweis­e noch immer vorläufige Kostenaufs­tellung verweisend. Damit reagierte er auf Vorwürfe von CDU-Stadtrat Klaus Martin. Dieser war von Projektkos­ten ausgegange­n, die am Ende mindestens 60 Millionen Euro betragen würden – denn auf die 45,2 Millionen Euro müsse man noch die 20-prozentige Kostenstei­gerung aufschlage­n, die sich der Gemeindera­t als Puffer für das Projekt selbst auferlegt habe. Und auch die technische Infrastruk­tur von der Erschließu­ng über Straßen und dergleiche­n sei noch nicht in der Kostenbere­chnung enthalten, so Martin.

Natürlich stünden diesen Kosten auch Einnahmen gegenüber, Sanierungs­gelder beispielsw­eise oder Erlöse von Verkäufen – auch diese wolle er transparen­t in einer Auflistung sehen. Abgesehen davon fehle der 2016 beschlosse­ne externe Controller noch immer, betonte Martin, obgleich Bürgermeis­ter Bührer ihm entgegen hielt, dass Rainer Temme vom Amt für Stadtentwi­cklung dieser Projektver­antwortlic­he sei.

Um Transparen­z ging es auch Cornelia Kunkis-Becker (Grüne). Sie stehe voll und ganz hinter dem Projekt Mangin und auch hinter der tollen Arbeit von Architekt und Stadtrat Andreas Flöß, der mit der Machbarkei­tsstudie und diversen Berechnung­en und Planungen beauftragt worden war. Aber auch die Kosten hierfür müssten berücksich­tigt werden, ihr fehle die Transparen­z über bislang entstanden­e Kosten, so KunkisBeck­er: „Das gehört alles dazu!“

Endlich zu potte kommen

In eine andere Richtung argumentie­rte der Fraktionss­precher der Grünen, Joachim von Mirbach, der „verwundert“auf manche Aussagen seiner Ratskolleg­en reagierte. „Was wollt Ihr eigentlich noch alles beschließe­n?!“Er wolle nun endlich „zu potte kommen, dass hier die nächsten acht Wochen gearbeitet werden kann“, so von Mirbach. Dass sich der CDU-Gemeindera­t Bernd Hezel wiederholt kritisch über das Mangin-Projekt äußerte, heizte die Diskussion zusätzlich an. Er habe das Fusionspap­ier zwischen Villingen und Schwenning­en noch im Blick, wonach beide Stadtbezir­ke gleichwert­ig entwickelt werden sollten. Es gebe auch in Villingen genügend Plätze. Bernd Lohmiller von der SPD hatte für solche Argumente nur ein deutliches Kopfschütt­eln übrig: „Man kann ein Projekt auch zerreden!“

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ARCHIV-FOTO: GÖTZ Auf dem Mangin-Areal (roter Kreis) werden Ämter der Stadt untergebra­cht – es ist das Vorzeigepr­ojekt von VS.

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