Stadt sagt dem Pappbecher den Kampf an
Die Tuttlinger Stadtverwaltung regt ein Pfandsystem für den „Kaffee-to-go“an
- Die Pappbecher für Kaffee und andere Heißgetränke könnten bald aus dem Tuttlinger Stadtbild zurückgedrängt werden. Die Stadtverwaltung hat ein Pfandbecher-System angeregt und mehrere Gastronomen zu einem runden Tisch eingeladen.
Kurz ins Café, Kaffee im Pappbecher bestellen, und gleich wieder los. Das geht schnell, ist unkompliziert und bequem. Der Kaffee für den Weg gehört mittlerweile fest ins Programm von Baristi und Kaffeeliebhabern. Das Problem: Der sogenannte „Kaffee-to-go“verursacht ziemlich viel Müll. Tausende Tonnen jedes Jahr in ganz Deutschland.
Tuttlingen will der Pappe nun den Kampf ansagen. Rund zehn Vertreter der Tuttlinger Gastronomie haben sich kürzlich zu einem runden Tisch mit der Stadtverwaltung getroffen. Der Grund: Die Stadt will in Tuttlingen ein Pfandsystem für Kaffeebecher einführen. Die Initiative stammt von Oberbürgermeister Michael Beck. Die Gastronomen seien aufgeschlossen gewesen und zeigten sich begeistert von der Idee, heißt es aus dem Rathaus. „Wir sind daher sehr zuversichtlich, bereits im Herbst den Startschuss geben zu können“, sagt Benjamin Hirsch, persönlicher Referenzt des Oberbürgermeisters.
Unter dem Motto „Tuttlingen? Sauber!“will die Stadtverwaltung bereits seit mehreren Jahren mit vielfältigen Aktionen das Bewusstsein für einen anderen Umgang mit Müll stärken – dazu gehören Müllsammelaktionen oder die von Schülern gestalteten öffentlichen Mülleimer, die unter anderem in der Fußgängerzone aufgestellt worden sind.
Stadt will mit neuem System auch Geld einsparen
Bei der Idee, den Pappbecher los zu werden, geht es der Stadt nicht nur um die Einsparung von Ressourcen, sondern auch um bares Geld. Denn oft würden die ausgedienten Pappbecher nicht im Mülleimer landen, sondern auf dem Boden der Fußgängerzone. Diese müssen dann von Mitarbeitern des Bauhofs entsorgt werden und verursachen damit Kosten.
Das Pfandsystem könnte so funktionieren: Die Kunden können sich ihren Kaffee gegen ein Pfand von einem Euro in einen Plastikbecher gießen lassen und diesen nach Gebrauch in allen teilnehmenden Geschäften wieder abgeben – welche das sind, kann man sich in einer App anzeigen lasen. Vor Ort werden die Becher gespült und wiederverwendet.
Partner könnte das Startup-Unternehmen Recup werden. Es hat seinen Sitz in München und ein Geschäftsmodell für den Kampf gegen den Pappbecher entwickelt. Recup stellt Mehrweg-Kaffeebecher her und stellt diese Cafés gegen eine Pfandgebühr zur Verfügung. Zusätzlich zahlen die Café-Betreiber eine sogenannte Systemgebühr von einem Euro pro Tag – egal wie viele Becher diese verwenden. Dafür sparen die Cafés die Kosten für die Pappbecher.
Recup startete im Jahr 2016 mit der Idee und verzeichnet eigenen Angaben zufolge bereits rund 1300 Partner in ganz Deutschland. Ein Becher aus Flensburg, könnte also theoretisch auch in München abgegeben werden.
„Das ist immer eine finanzielle Frage“, sagt Bulos Kusoglu, Geschäftsführer vom Café „Como“in der Tuttlinger Fußgängerzone. Denn neben der Systemgebühr hinterlegen die Gastronomen auch einen Euro Pfand pro Becher bei Hersteller Recup – den erhalten sie dann von den Kunden zurück. Im Schnitt verkauft er pro Tag zwischen fünf und 15 Kaffee zum Mitnehmen und setzt dabei heute schon auf kompostierbare Kaffeebecher. „Ich bin schon für das Pfandsystem, aber wenn die Stadt das möchte, sollte sie auch einen Teil der Kosten tragen“, sagt Kusoglu. Spannend wäre das System aber vor allem dann, wenn es den Verkauf steigern würde, denn auf den Mitnehm-Kaffee fallen weniger Mehrwertsteuern an.
Gibt es bald einen Tuttlingen-Becher?
Der Recup besteht aus Kunststoff. „Wir brauchen ein Material, das belastbar und lebensmittelecht ist“, sagt Fabian Eckert, Mitgründer von Recup. Die Becher, die in Wangen im Allgäu produziert werden, sollen mindestens 500 Spülgänge vertragen – das entspricht rund 7,5 Kilogramm vermiedenem Pappbechermüll pro Cup. Das Unternehmen bietet auch sogenannte Edition-Cups an. Das sind Kaffeebecher mit einem Stadtmotiv. Könnte es also bald einen Tuttlingen-Becher geben? Dazu müssten sich allerdings mindestens 30 Partner finden, sagt Eckert.