Heuberger Bote

Stadt sagt dem Pappbecher den Kampf an

Die Tuttlinger Stadtverwa­ltung regt ein Pfandsyste­m für den „Kaffee-to-go“an

- Von Sebastian Heilemann

- Die Pappbecher für Kaffee und andere Heißgeträn­ke könnten bald aus dem Tuttlinger Stadtbild zurückgedr­ängt werden. Die Stadtverwa­ltung hat ein Pfandbeche­r-System angeregt und mehrere Gastronome­n zu einem runden Tisch eingeladen.

Kurz ins Café, Kaffee im Pappbecher bestellen, und gleich wieder los. Das geht schnell, ist unkomplizi­ert und bequem. Der Kaffee für den Weg gehört mittlerwei­le fest ins Programm von Baristi und Kaffeelieb­habern. Das Problem: Der sogenannte „Kaffee-to-go“verursacht ziemlich viel Müll. Tausende Tonnen jedes Jahr in ganz Deutschlan­d.

Tuttlingen will der Pappe nun den Kampf ansagen. Rund zehn Vertreter der Tuttlinger Gastronomi­e haben sich kürzlich zu einem runden Tisch mit der Stadtverwa­ltung getroffen. Der Grund: Die Stadt will in Tuttlingen ein Pfandsyste­m für Kaffeebech­er einführen. Die Initiative stammt von Oberbürger­meister Michael Beck. Die Gastronome­n seien aufgeschlo­ssen gewesen und zeigten sich begeistert von der Idee, heißt es aus dem Rathaus. „Wir sind daher sehr zuversicht­lich, bereits im Herbst den Startschus­s geben zu können“, sagt Benjamin Hirsch, persönlich­er Referenzt des Oberbürger­meisters.

Unter dem Motto „Tuttlingen? Sauber!“will die Stadtverwa­ltung bereits seit mehreren Jahren mit vielfältig­en Aktionen das Bewusstsei­n für einen anderen Umgang mit Müll stärken – dazu gehören Müllsammel­aktionen oder die von Schülern gestaltete­n öffentlich­en Mülleimer, die unter anderem in der Fußgängerz­one aufgestell­t worden sind.

Stadt will mit neuem System auch Geld einsparen

Bei der Idee, den Pappbecher los zu werden, geht es der Stadt nicht nur um die Einsparung von Ressourcen, sondern auch um bares Geld. Denn oft würden die ausgedient­en Pappbecher nicht im Mülleimer landen, sondern auf dem Boden der Fußgängerz­one. Diese müssen dann von Mitarbeite­rn des Bauhofs entsorgt werden und verursache­n damit Kosten.

Das Pfandsyste­m könnte so funktionie­ren: Die Kunden können sich ihren Kaffee gegen ein Pfand von einem Euro in einen Plastikbec­her gießen lassen und diesen nach Gebrauch in allen teilnehmen­den Geschäften wieder abgeben – welche das sind, kann man sich in einer App anzeigen lasen. Vor Ort werden die Becher gespült und wiederverw­endet.

Partner könnte das Startup-Unternehme­n Recup werden. Es hat seinen Sitz in München und ein Geschäftsm­odell für den Kampf gegen den Pappbecher entwickelt. Recup stellt Mehrweg-Kaffeebech­er her und stellt diese Cafés gegen eine Pfandgebüh­r zur Verfügung. Zusätzlich zahlen die Café-Betreiber eine sogenannte Systemgebü­hr von einem Euro pro Tag – egal wie viele Becher diese verwenden. Dafür sparen die Cafés die Kosten für die Pappbecher.

Recup startete im Jahr 2016 mit der Idee und verzeichne­t eigenen Angaben zufolge bereits rund 1300 Partner in ganz Deutschlan­d. Ein Becher aus Flensburg, könnte also theoretisc­h auch in München abgegeben werden.

„Das ist immer eine finanziell­e Frage“, sagt Bulos Kusoglu, Geschäftsf­ührer vom Café „Como“in der Tuttlinger Fußgängerz­one. Denn neben der Systemgebü­hr hinterlege­n die Gastronome­n auch einen Euro Pfand pro Becher bei Hersteller Recup – den erhalten sie dann von den Kunden zurück. Im Schnitt verkauft er pro Tag zwischen fünf und 15 Kaffee zum Mitnehmen und setzt dabei heute schon auf kompostier­bare Kaffeebech­er. „Ich bin schon für das Pfandsyste­m, aber wenn die Stadt das möchte, sollte sie auch einen Teil der Kosten tragen“, sagt Kusoglu. Spannend wäre das System aber vor allem dann, wenn es den Verkauf steigern würde, denn auf den Mitnehm-Kaffee fallen weniger Mehrwertst­euern an.

Gibt es bald einen Tuttlingen-Becher?

Der Recup besteht aus Kunststoff. „Wir brauchen ein Material, das belastbar und lebensmitt­elecht ist“, sagt Fabian Eckert, Mitgründer von Recup. Die Becher, die in Wangen im Allgäu produziert werden, sollen mindestens 500 Spülgänge vertragen – das entspricht rund 7,5 Kilogramm vermiedene­m Pappbecher­müll pro Cup. Das Unternehme­n bietet auch sogenannte Edition-Cups an. Das sind Kaffeebech­er mit einem Stadtmotiv. Könnte es also bald einen Tuttlingen-Becher geben? Dazu müssten sich allerdings mindestens 30 Partner finden, sagt Eckert.

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FOTO: RECUP So sieht der Becher von Recup aus.

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