Besuche könnten Pflicht werden
(lsw) - Schüler in Baden-Württemberg könnten künftig verpflichtend als Teil des Unterrichts Gedenkstätten für Opfer nationalsozialistischer Verbrechen besuchen. „Mit der Frage, in der 8. oder 9. Klasse eine Gedenkstätte besuchen zu müssen, beschäftige ich mich gerade“, sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Sie äußerte sich auch vor dem Hintergrund eines nicht zuletzt von der jüdischen Gemeinschaft beklagten wachsenden Antisemitismus in der Gesellschaft.
Bei den Parteien gehen die Meinungen auseinander. Die Fraktion der Grünen, die mit der CDU regieren, befürwortet eine solche Initiative. „In KZ-Gedenkstätten werden die entsetzlichen und für viele unvorstellbaren Gräueltaten der NSZeit begreifbar“, sagte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Sandra Boser. Die AfD lehnt hingegen Pflichtbesuche ab. Damit werde das Gegenteil des Gewünschten erreicht, teilte der AfD-Fraktionsvize im Landtag, Emil Sänze, mit: „Man denke nur an die Pflichtveranstaltungen, denen die Ostdeutschen beispielsweise während ihrer FDJ-Jugendstunden permanent ausgesetzt waren.“SPD-Fraktionschef Andreas Stoch sagte, dass die Idee zwar viel für sich habe. Er gab aber auch zu bedenken: „Ob ein Instrument, das auf Pflicht, also letztlich Zwang setzt, der guten Absicht wirklich nützt, will wohlüberlegt und in Ruhe abgewogen sein.“Viele Schulen unternehmen freiwillig Besuche.