„Ihr müsst keine Angst haben vor der Polizei“
Kinder erfahren, wie im Spaichinger Polizeirevier gearbeitet wird
- Rumms. Die Tür der Zelle ist zu. Elf Spaichinger Mädchen und Jungen sitzen fest. Doch glücklicherweise nur für kurze Zeit: Die Inspizierung einer echten Zelle inklusive eingeschlossen werden war ein Höhepunkt des „Morgens bei der Polizei“des Ferienprogramms.
Knapp ein Dutzend Kinder zwischen sieben und 14 Jahren kommt am Donnerstag zum Revier. Polizeikommissar Markus Irion nimmt sie in Empfang. „Hier läuft die normale Arbeit“, weist er die Gäste freundlich aber bestimmt darauf hin, leise zu sein. „Wie erreicht ihr die Polizei?“, will Irion eingangs wissen. „Unter 110 oder 112“, antwortet ein Mädchen wie aus der Pistole geschossen.
Der Polizeibeamte präsentiert die Utensilien, die er permanent bei sich trägt: Dienstwaffe, einfahrbarer Schlagstock, Messer, Handschellen, Kabelbinder zum Fesseln, Pfefferspray. „Da oben ist ein roter Knopf – wenn ich auf den drücken würde, käme ein Strahl raus.“
Auch Polizeikleidung führt Irion vor. „Oh, die ist ein bisschen schwer“, ächzt ein Junge, als er ihm eine Schutzweste umlegt. Noch skeptischer schaut er drein, als Irion ihm zudem einen Schutzhelm aufsetzt.
Auch das Funkgerät erklärt er. „Wenn es zum Beispiel in Aldingen einen Unfall gibt, funkt die Leitstelle in Tuttlingen ein Polizeiauto in Spaichingen und sagt, dass die Beamten dorthin fahren sollen.“Die Kinder spitzen die Ohren, als sie Zeuge einer Unfalldurchsage in Furtwangen werden. Und sie stellen viele Fragen, sind neugierig und rege bei der Sache.
Irion ist an diesem Vormittag ein wahrer Freund und Helfer: Als einige Kinder ihre Wasserflaschen nicht geöffnet bekommen, schraubt er sie auf. „Ihr seht, mit uns könnt ihr ganz normal reden – ihr müsst keine Angst haben vor der Polizei.“
Die haben die Kinder auch in der Zelle nicht, obgleich manches leicht eingeschüchtert dreinblickt. Irion erläutert den kargen Inhalt: Bett, Klo – mehr ist nicht. „Alles ist so gemacht, dass man nichts kaputt machen kann.“Auch gegen das Panzerglas könne der Insasse „schlagen, wie er will – das geht nicht auf“. Große Augen machen die Kinder, als der Polizeibeamte erklärt, dass die Insassen, die ein bis zwei Tage blieben, alles ausziehen müssten „bis auf Unterhose und eventuell T-Shirt – alles, mit dem sie sich gefährden könnten, kommt raus“. Die meisten seien „sturzbetrunken“. Und das Ausschlafen des Rauschs kommt teurer als in manchem Hotel: „Die Nacht bei uns kostet rund 100 Euro.“
Bissige Hunde und Maschinenpistolen
Nächste Station ist die Wache. Irion öffnet den Waffenschrank „mit Gewehr und Maschinenpistolen“und zeigt eine Hundefangstange, „weil die Polizei ja fast alles macht, auch bissige Hunde fangen“. Die Mädchen und Jungen erfahren, dass beim Polizeirevier Spaichingen „fast so viele Frauen wie Männer arbeiten“und die Wache rund um die Uhr besetzt sei. Auf drei Bildschirmen können sie mitverfolgen, welche Einsätze gerade laufen.
Am Ende schauen sich die Kinder ein echtes Polizeiauto an und lernen, wie Fingerabdrücke gemacht werden. Jedes darf ein Gruppenfoto mit Polizeiauto mitnehmen – mit seinem eigenen Fingerabdruck.