„Kann jedem nur raten, zu kandidieren“
Schuras Ortschaftsräte machen sich bereits Gedanken über die Kommunalwahl 2019
- Bis zur Kommunalwahl im Mai 2019 ist es zwar noch eine Weile hin, bei Schuras Ortschaftsräten steht sie aber trotzdem schon im Fokus. Vor allem treibt sie die Sorge um, dass sich kaum Kandidaten finden werden. Dabei sind sich die Räte einig, dass jüngere und auch weibliche Verstärkung dem Gremium gut tun würde.
„Es wäre schön, wenn mal wieder Frauen im Rat wären“, findet Willi Link. Dass sich der Ortschaftsrat verjüngen soll, ist allen ein Anliegen. Das große Problem dabei, sagt Jürgen Haller, sei, dass kaum mehr jemand motiviert für die Aufgabe sei egal ob jung oder alt. „Es ist inzwischen schwer geworden, Ehrenämter zu besetzen“, stellt er fest. Heutzutage seien die Leute eher projektbezogen als langfristig engagiert, glaubt Wolfgang Schoch. „Wir hoffen auf ein Umdenken. Vom Ortschaftsrat profitieren alle, von den Vereinen bis zu den einzelnen Bürgern.“
Dabei möchten die Räte auch alle ermuntern, die aus Zeitgründen vor dem Amt zurückschrecken oder sich vielleicht nicht fachkompetent genug fühlen. „Wir treffen uns sechsmal im Jahr zur Ortschaftsratssitzung, die Themen betreffen Schura direkt. Sie sind vorgegeben und werden von der Verwaltung gut vorbereitet“, erläutert Richard Fisel. Den zeitlichen Aufwand stufen alle Räte als verhältnismäßig gering ein. „Ich kann jedem nur raten, zu kandidieren“, fügt Klaus Benzing hinzu, „es kommen keine Aktenberge auf einen zu.“Wichtig sei aber, die Sitzungen wahrzunehmen und sich auf die Themen vorzubereiten.
Und was die Fachkompetenz angeht, sind sich die Räte auch einig: Jeder habe Lebens- und Berufserfahrung, die er einbringen könne, sagt Wolfgang Schoch. Vor allem eine gute Mischung von verschiedenen Charakteren und Berufen mache den Rat aus. „Man ergänzt sich“, so Fisel. „Jede Sitzung ist auch ein Meinungsaustausch, und über die Beratung kommt man zu einem guten Ergebnis.“
Darüber hinaus hat jedes Ratsmitglied in der Regel Themen, die ihm besonders am Herzen liegen. Richard Fisel, Geschäftsführer der Firma Held Technologie, empfindet es beispielsweise als wichtig, dass jemand mit wirtschaftlicher Kompetenz im Gremium sitzt, Jürgen Haller, Mitinhaber von Haller Forst- und Gartentechnik, tritt für Landwirtschaft, Handwerk und vor allem die Feldwege ein. „Die normalen Straßen haben Fürsprecher, aber die Wege nicht“, sagt er. Klaus Benzing wiederum sind die Themen Wohnqualität und Verkehr wichtig.
Harmonie und Diskussion
Und nicht selten kommt es vor, dass eben auch verschiedene Meinungen und Anliegen aufeinanderprallen. Zum Beispiel hatte Wolfgang Schoch vor Jahren einen Antrag auf Abschaffung der unechten Teilortswahl eingebracht - und fand in Jürgen Haller einen erbitterten Gegner. „Wichtig ist aber, dass man nie im Streit auseinander geht und nicht nachtragend ist“, meint Haller. Trotz mancher kontroverser Diskussionen sei das Klima im Gremium sehr angenehm, findet Benzing. Willi Link ergänzt: „Wir harmonieren gut zusammen.“
Durch die Bank macht die Arbeit im Gremium allen Räten auch nach Jahren noch Spaß. „Es ist wichtig, dass der Rat existiert und ein Privileg, für Schura Beschlüsse fassen zu dürfen“, so Fisel.
Der Rat sei auch deshalb bedeutend, weil Schura spezifische Themen habe, die es so in Trossingen nicht gebe, erläutert Wolfgang Schoch: „Diese würden in der Tiefe so im Gemeinderat gar nicht zur Sprache kommen.“Und ohne den Rat würde die Verwaltung selbst alle Entscheidungen treffen. „Wir sind die Vermittler zwischen Verwaltung und Bürgern.“Ein dementsprechend offenes Ohr für die Schuraer müssen die Ortschaftsräte deshalb auch mitbringen: Immer wieder werden sie von Bürgern angesprochen und auf die verschiedensten Dinge hingewiesen - von Schlaglöchern bis zu Leuten, die illegal Müll abladen.
Eine Kandidatur im kommenden Frühjahr können die amtierenden Ortschaftsräte jedem Schuraer ans Herz legen. „Als Ortschaftsrat kann man etwas bewegen und die Zukunft des Ortes gestalten“, sagt Jürgen Haller. Im Kleinen wie auch im ganz Großen: Zu den Projekten, die der Rat auf den Weg gebracht hat, zählen das Gewerbegebiet Neuen und die Süd-Ost-Umgehung, und auch, als es damals um ein Gefängnis auf Tuninger Gemarkung ging, bezog der Rat klar Stellung.
„Jeder weiß doch etwas, das er im Ort ändern oder verbessern will“, stellt Fisel fest, „das ist ein wesentlicher Grund, ein Ehrenamt auszuüben: Selbst aktiv werden und etwas dafür zu tun.“Auch was die künftigen Themen angehe, sei die Vielfalt groß. Dorfentwicklung, Gewerbe, Wohnen, Verkehr, Schule, dazu tierische Herausforderungen wie Storch und Biber: „Es wird nicht langweilig werden“, sagt Wolfgang Schoch.
Wer sich vorstellen kann, zu kandidieren, sollte sich die unverbindliche Versammlung im „Bären“vormerken, die in der Regel zwei Monate vor der Kommunalwahl stattfindet. Außerdem kann sich jeder jederzeit an die Ortschaftsräte wenden, wenn er Fragen hat.