Einer für alles
Der Egesheimer Bauhof hat im Sommer viel zu tun – Raphael Reiser erledigt alles allein
Raphael Reiser stemmt im Egesheimer Bauhof alles im Alleingang.
- Schlaglöcher füllen, Grünanlagen pflegen, Reparaturen erledigen – Wo sich andere Betriebe in der heißen Jahreszeit mit dem Sommerloch herumschlagen, geht die Arbeit auf dem Bauhof nie aus. In Egesheim stellt sich Fronmeister Raphael Reiser den unzähligen Arbeiten und Arbeitsaufträgen, die in der 655 Einwohner starken Gemeinde anfallen – und das ganz alleine.
„Für einen Mann ist das ziemlich grenzwertig, aber es geht gerade so“, sagt Reiser, als er die Karte mit dem Grundriss der Gemeinde betrachtet und die Aufgaben für den Tag gedanklich absteckt: Rasenmähen muss er heute auf jeden Fall nochmal, auf dem Spielplatz nach dem Rechten sehen, den Hochbehälter kontrollieren, einen Rundgang auf dem Friedhof machen und die Erzieherinnen vom Kindergarten haben sich auch noch wegen einer defekten Jalousie gemeldet. Nicht gerade wenig, wenn man als Einzelkämpfer eine ganze Gemeinde zu betreuen hat. Doch der 33-Jährige, der sich vor zwei Jahren spontan dazu entschied, seinen Job bei einem Holzverarbeitungsbetrieb zu kündigen und in Egesheim als Fronmeister anzuheuern, schwärmt in den höchsten Tönen von seiner jetzigen Arbeit: „Immer in der Werkstatt sein – das war nicht meins. Jetzt bin ich jeden Tag draußen unterwegs, treffe Leute und habe viel Abwechslung.“
Und die beginnt morgens mit einer ausgiebigen Runde Rasenpflege, gefolgt von einem Besuch auf dem Spielplatz. Als erstes steuert Reiser dort den Rutschenturm an. „Hier schaue ich, dass nichts gerissen ist und ich überprüfe, ob die Holzplatten vom Turm der Witterung standgehalten haben“, sagt er, steigt auf den Turm und rüttelt an den Seilen und Ketten, die an ihm herunterhängen.
Ein dumpfes Klopfgeräusch
Plötzlich bringt ein dumpfes Klopfgeräusch den Kontrollgang kurz zum Stoppen: Reisers Handy meldet sich. Das hat er immer im Blick „falls das Hochwasserbecken überläuft“, witzelt der 33-Jährige.
Und genau dort geht es als nächstes hin – wenn auch etwas beschwerlich mit dem großen Bauhof-Traktor; Zweimal muss er auf dem schmalen Weg zur Wasserversorgungsanlage zurücksetzen, um den Traktor um die Kurve vor das Tor manövrieren zu können.
Als Reiser den Hochbehälter in Augenschein nimmt, befinden sich rund 200 Kubikmeter Wasser darin. „Das ist genau richtig um diese Uhrzeit“, sagt er mit Blick auf die Uhr, die 10.30 Uhr anzeigt. Der Wasserstand verändere sich je nach Tageszeit und Verbrauch, weshalb er auch darauf vorsichtshalber ein Auge hat. Noch ein schneller Check im Keller, ob hier wirklich nichts überschwemmt ist und alle Leitungen dicht sind und dann geht’s auch schon weiter zur kaputten Jalousie im Kindergarten.
Nur zwei Handgriffe braucht Reiser, dann hat er die Jalousie repariert. Die Lamellen hatten sich ineinander verschoben, die Jalousie konnte deshalb nicht mehr richtig schließen. „Hier wurden letztens auch Malerarbeiten gemacht“, erinnert sich Reiser und vermutet einen Zusammenhang. Auch den Sonnenschirm schaut er sich kurz an; da ist die Aufspannschnur gerissen. Die muss der Fronmeister aber beim nächsten Mal reparieren, weil er die passende Schnur nicht bei sich hat.
Am Friedhof, dem letzten Stopp vor der nächsten großen Mähaktion, angekommen, gibt sich Reiser schließlich mit einem schnellen Rundgang zufrieden: „Ein bisschen Unkraut entfernen und die Hecke schneiden muss man hier, aber das plane ich mal für nächste Woche ein“, sagt er und fügt lachend hinzu: „Da braucht man ja auch noch Arbeit.“
Ein Video finden Sie unter www.schwaebische.de/ serie-bauhof-egesheim