Schlaue Fragen braucht die Stadt
Sieben Jungs und Mädchen lernen die Zwänge der Kommunalpolitik kennen
- Ein Mal im Jahr dürfen Trossinger Jungs und Mädchen selbst in die Tasten hauen und einen Artikel für die Trossinger Zeitung recherchieren. Möglich macht dies das Kinderferienprogramm. Dieses Mal haben sieben Kinder dem Hauptamtsleiter Dieter Kohler auf den Zahn gefühlt. Begleitet wurden sie von Redakteurin Larissa Schütz.
Wie eine richtige Pressekonferenz im Rathaus abläuft, durften Till, Moritz, Viviana, Elina, Mia, Johannes und Seth am Montagvormittag erleben. Kohler hatte für die Kinder den kleinen Sitzungssaal herrichten lassen - inklusive Getränke und Pressemappe. Bereits im Vorfeld hatten sich die Kinder in der Redaktion Fragen überlegt, die sie dem Hauptamtsleiter stellen wollten. Dabei merkten sie vor allem eins: Die Stadt Trossingen ist nicht für alles verantwortlich, was sie interessiert.
Weder an der Menge der Hausaufgaben, die die Kinder in der Schule bekommen, kann Kohler etwas ändern („Eure Lehrer entscheiden selbst, was im Unterricht passiert da darf sich die Stadt nicht einmischen“), noch an den Öffnungszeiten der Schwenninger Eissporthalle („Was die Stadt Schwenningen tut, können wir hier in Trossingen nicht bestimmt - umgekehrt geht das schließlich auch nicht“).
Auch, als Mia wissen wollte, warum die Ampeln in der Hauptstraße für Fußgänger nicht schneller auf Grün schalten, musste Kohler auf das Landratsamt als Verantwortlichen hinweisen. Er erläuterte allerdings, dass die Ampeln für Autofahrer erst auf gelb schalten müssen, bevor sie rot werden und im Anschluss Fußgänger grün bekommen. „Würden die Ampeln direkt auf Rot springen, müssten die Autos ja eine Vollbremsung einlegen“, so Kohler - was auf der vielbefahrenen Hauptstraße zu Unfällen führen könnte.
Von Barfußpfaden und Steuern
Man könnte doch einfach einen Zebrastreifen dort einrichten, schlug Viviana vor. „Dazu müssen wir die Stelle gemeinsam mit dem Landratsamt und der Polizei begutachten und eine Verkehrszählung durchführen, ob genügend Leute einen solchen Überweg nutzen würden“, erzählte Kohler.
Verkehr war überhaupt ein Thema, das die Kinder sehr interessierte, speziell E-Autos. Warum es davon nicht mehr in Trossingen gebe? Kohler berichtete von den E-Autos, die man in Trossingen mieten kann, betonte aber, dass die Stadtverwaltung den Bürgern nicht vorschreiben könne, E-Autos zu kaufen. Geringere Schadstoffmengen, weniger Lärm und Verbote für Dieselautos in manchen Städten sprächen aber sehr für die Elektro-Fahrzeuge.
Auch hier lernten die Kinder: Ganz so einfach lassen sich nicht alle Ideen umsetzen. Auch der Barfußpfad, den sie gerne in Trossingen hätten, müsste erst mal geprüft werden Kohler versprach aber, sich die Idee zu notieren. Solche Vorhaben würden auch immer von Finanzfragen abhängen - die Stadt könne nicht ständig mehr Geld ausgeben, als sie über Steuern einnehme.
Die Kinder durften auch den großen Sitzungssaal besichtigen, wo der Gemeinderat seine Sitzungen abhält. Wo Bürgermeister Clemens Maier sitzt, fanden die Jungen und Mädchen schnell heraus: Er hat den größten Stuhl am Tisch. Auch ins Trauzimmer konnten die Kinder reinschauen, bevor sie sich wieder auf den Weg in die Redaktion machten, um einen Bericht über ihren Rathausbesuch zu verfassen.