Wirtschaftsstudie: Fachkräftemangel am drängendsten
CDU-Kreistagsfraktion gibt ersten Einblick in Erkenntnisse – Offizielle Vorstellung am 25. September
- Wie gut steht der Landkreis Tuttlingen wirklich da? Das wollte der Landkreis in einer Studie zur Wirtschaftssituation herausfinden. Jetzt liegt das Ergebnis vor, am 25. September wird es in Wehingen offiziell vorgestellt. Vorab gab die CDU-Fraktion des Kreistags, auf deren Antrag die Studie 2016 in Auftrag gegeben worden war, am Freitag in einem Pressegespräch einen Einblick in die Erkenntnisse.
Grundsätzlich heißt es im Fazit des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung aus Tübingen: Es gebe „keine Anzeichen der unmittelbaren Gefahr für die Dynamik in der Region“. Übersetzt sieht die CDUFraktion deshalb keinen Anlass zur Sorge. Aber sie sieht auch ein paar Herausforderungen.
Bildung und Fachkräftemangel
Da wäre etwa die Problematik rund um Arbeitskräfte. Es gebe eigentlich keinen Fachkräftemangel, „wir haben einen Kräftemangel“, sagt etwa Rolf Leiber, geschäftsführender Gesellschafter des Automobilzulieferers Leiber Group aus Emmingen, einem der Teilnehmer der Studie. „Da wird es zusätzliche Anstrengungen geben müssen.“Er kann sich eine per Einwanderungsgesetz geregelte Zuwanderung gut vorstellen. Ebenso Frank Springorum, Geschäftsführer des Hammerwerks. Er plädiert zusätzlich dafür, „schon in der frühen Bildung anzusetzen“. Noch mehr Schüler müssten zum Schulabschluss und anschließendem Berufsabschluss gelangen.
Zwar steht der Landkreis Tuttlingen ohnehin recht gut da. 70 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben laut Statistischem Landesamt einen anerkannten Berufsabschluss. Hinzu komme aber, „dass sich Berufsbilder verändern“, sagt Michael Beck, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag und Tuttlingens Oberbürgermeister. „Darauf müssen die Berufsschulen reagieren.“
Daneben gehe es bei der Fachkräftegewinnung auch um die Attraktivität der Region für Arbeitnehmer, sagt Markus Hugger, CDU, Bürgermeister von Immendingen. „Heute geht es nicht mehr nur ums Schaffen.“
Wohnraum
Was damit einhergeht: Wohnraum. Das sehen die Unternehmer laut Studie als eine der größten Herausforderungen für die Wirtschaft. Hugger wünscht sich dabei, dass die Verfahren zur Erschließung neuer Baugebiete einfacher werden. „Das geht zu langsam, ist zu komplex und zu aufwändig“, meint er. Ebenso die Erschließung neuer Gewerbegebiete. Mit der Studie an der Hand will die Kommunalpolitik deshalb auch ver- suchen, in Stuttgart und Berlin Einfluss zu nehmen.
Breitband
Und das auch in einem anderen Punkt: Breitbandversorgung. Wie berichtet, sehen Bund und Land eine Internet-Geschwindigkeit von 30 Mbit pro Sekunde als ausreichend an. Der Glasfaser-Ausbau in Gebieten, die damit versorgt sind, wird deshalb nicht gefördert. Dabei reichten solche Geschwindigkeiten bei weitem nicht aus, um etwa 3D-Drucker zu bedienen oder intelligente Maschinen arbeiten zu lassen, sind sich die Unternehmer-Vertreter einig.
Struktureller Wandel
Im Bereich der Automobilzulieferer sieht die Studie ein Risiko in den hochspezialisierten kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die Umstellung von Verbrennungsmotoren auf E-Mobilität könnte eine Herausforderung werden. Noch stärker sei aber der Wandel hin zum autonomen und teil-autonomen Fahren, glaubt Rolf Leiber. „Da sind noch nicht alle darauf vorbereitet.“
Auch deshalb sei es wichtig, noch weiter in die Zukunft zu schauen, sagt Klaus Schellenberg, CDU, Bürgermeister von Wurmlingen. „Diese Studie darf nie abgeschlossen sein. Wir müssen in einigen Jahren nochmal nachjustieren.“
Zunächst gehe es aber darum, mit den Akteuren aus der Wirtschaft ins Gespräch zu kommen und konkrete Maßnahmen umzusetzen. Für die offizielle Vorstellung der Studie in Wehingen hofft die CDU deshalb auf viele Teilnehmer.