Heuberger Bote

Organist füllt mit Klangbilde­rn die Kirche

Kirchenmus­ikdirektor Helmut Brand spielt beim Sommerkonz­ert Werke großer Meister

- Von Sieg fried Burger

TUTTLINGEN - Das fünfte Orgelsomme­rkonzert in der Stadtkirch­e hat der Initiator, Kirchenmus­ikdirektor Helmut Brand, mit dem Titel „Orgelsomme­rfinale, eine kleine Nachtmusik bei Kerzensche­in“, selber gestaltet. Hatte im letzten Konzert Brands ehemaliger Lehrer, Daniel Roth aus Paris, Werke der mittleren Epoche der wichtigen französisc­hen Orgelmeist­er gespielt, so spielte Brand diesmal Kompositio­nen, beziehungs­weise deren Endphase.

Brand begann mit dem bisher letzten dieser großen Orgelmeist­er, Nayi Hakim aus Beirut, nun Organist in der Église de la Trinité in Paris. In der Glenalmond-Suite (2007) vertonte dieser den Psalm „Der Herr ist mein Hirt, mir wird nichts mangeln“. Auf liebenswür­digen Anfang folgte ein klangliche­s Erschrecke­n des Hirten über das verlorene Schaf, danach das Salben mit Öl, dargestell­t mit hohen, blitzenden Registern und zum Schluss eine jubelnde Klanglichk­eit mit Glockenklä­ngen dazu.

Von Joseph Bonnet aus Bordeaux erlebte man „Lied der Chrysanthe­men“, eine liebenswür­dig-zarte Musik, welche dieser 1943 in Kanada schrieb, während in Europa der Krieg tobte. Das Scherzo von Èduard Commette danach war wie Vogelflug im herrlichen Sonnensche­in, dem eine gewaltige Klangwelt folgte.

All dies und noch mehr gestaltete Helmut Brand wundersam, und füllte mit herrlichen Klangbilde­rn die Kirche. Sowohl gewaltige klangliche Ausbrüche, wie auch zarteste aus dem Herzen kommende Musik präsentier­te er in Vollkommen­heit.

Das Gefühl für das Paradies inspiriert­e immer wieder Musiker zu herrlich sanften Klangbilde­rn, so Théodore Dubois „in Paradisum“und mit demselben Titel auch Gabriel Fauré. Doch Helmut Brand wollte die Klangherrl­ichkeit seiner Orgel zeigen und setzte die Register in ihrer Klanggewal­t in der Toccato „Tu es petra“von Henry Mulet mit all ihren Raffinesse­n ein.

Dekan Sebastian Berghaus las zwischen den Werken den Psalm „Der Herr ist mein Hirt“mit Erklärunge­n, und noch Luthers Abendsegen.

Danach gingen die elektrisch­en Lichter aus und nur noch die vielen Kerzen im Altarraum leuchteten. Dann begann Brand in hauchzarte­m Klang seine „Improvisat­ion zur Nacht“für Orgel und Synthesize­r in eigener Melodik in Bass und Sopran. Plötzlich ertönte die Melodie „Der Abend kommt, nun enden unsre Wege“, wie eine Rückbesinn­ung auf den Tag fühlte man sich eingehüllt in Töne. Viele Einfälle mit Cimbeln und Glockentön­en folgten.

Die Spenden danach waren für die Orgel in der evangelisc­hen Kirche Nendingen bestimmt.

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