Sie steht für die neue Generation
Weltmeisterin Simone Blum wurde in Tryon auch dafür belohnt, dass sie ihre Stute selten – und stets gezielt – einsetzt
(dpa/sz) - Für die Stute gab es Mangos, für die Reiterin Wein – und für den Freund eine Liebeserklärung. „Er ist der wundervollste Mann der Welt“, schwärmte die neue Weltmeisterin im Springreiten über ihren Lebensgefährten. In vier Wochen will Simone Blum ihren Hans Günther Goskowitz heiraten. Der nimmt nach der Hochzeit den Namen seiner Demnächst-Frau an. „Das ist ja jetzt kein schlechter Name“, scherzte die Goldgewinnerin vergnügt. Simone Blum steht nach den Weltreiterspielen in den USA in einer Reihe mit den Großen des Reitsports. Mit den deutschen Weltmeistern Hans Günter Winkler, Hartwig Steenken, Gerd Wiltfang, Norbert Koof und Franke Sloothaak.
24 Jahre nach dem bisher letzten Einzelgold im Springreiten durch Sloothaak setzte sich die Reiterin aus dem bayerischen Zolling in North Carolina souverän durch – als erste deutsche Springreiterin. Und als zweite Frau nach der Kanadierin Gail Greenough. „Mann oder Frau – das ist mir beim Reiten egal“, sagt Simone Blum.
„Alice mag keine Männer“
Für ihr Pferd gilt das allerdings nicht. „Alice mag keine Männer“, berichtet Simone Blum. Auch ihr Freund darf das Pferd nicht reiten. Alice ist wählerisch. Auch beim Essen. Als Belohnung gab es für die elfjährige Stute „zehn Mangos, das habe ich ihr versprochen“. Mangos sind die Leibspeise von Alice: „geschält und ohne Kern“. Gerechnet hatte Simone Blum mit dem WM-Sieg eher nicht – also: „Die muss ich jetzt erst mal besorgen.“
Im Parcours war Alice fokussiert. So wie ihre Reiterin. „Die letzten Tage war ich nicht nervös“, berichtete diese. Am Finaltag der WM „aber ein bisschen“, gab Simone Blum zu, die Alice erst seit vier Jahren reitet. Ihr Lebensgefährte hatte die Stute ausgesucht – mit ihm und den anderen deutschen Reitern feierte Blum am Abend auf einem Weingut am Rande der Blue Ridge Mountains.
Das nächste große Ziel sind die Olympischen Spiele in zwei Jahren in Japan. Angst, dass Alice verkauft wird, muss Simone Blum nicht haben. „Sie wird in jedem Fall bei uns bleiben. Ich habe die besten Sponsoren der Welt – meine Eltern.“Vater Jürgen Blum ritt in der Vielseitigkeit bei den Olympischen Spielen 1996. Simone Blum selbst war mit zwölf Jahren bayerische Ponymeisterin in dieser Disziplin. Kurz vor dem Abitur stürzte sie schwer, lag mit Hirnblutungen im Krankenhaus, kurzzeitig sogar im Koma. Nach einer Pause spezialisierte sich die Genesene aufs Springen.
Den ersten großen Erfolg gab es erst vor einem Jahr. Bei den Deutschen Meisterschaften gewann Simone Blum in Balve den Titel – mit Alice. Seitdem reitet sie auf höchstem Niveau, bestreitet Fünf-Sterne-Turniere wie in Stuttgart, wo sie im Herbst das Masters gewann. Simone Blum setzt ihre Stute gezielt und selten ein, sie ließ einige hoch dotierte Veranstaltungen aus, konzentrierte sich allein auf die WM – und wurde belohnt.
„Sie steht für die neue Generation“, glaubt Dennis Peiler, Sportchef im deutschen Reitverband. Angesichts von Einzelgold und Teambronze mit drei WM-Neulingen sagt er: „Die sind jetzt ganz oben angekommen, das freut uns als Verband auch.“Und darf schon mal einen Wein wert sein.