Oh Hausmeister, wo bist du?
Der Mensch – und alles, was er erschafft – nimmt sich bisweilen etwas wichtig. Gut abzulesen an der Menge von Gedenktagen, die jährlich über unsere Kalender hereinbricht: Es gibt den Tag des Toilettenpapiers, den Tag des Butterbrots und den Welttag der Lochkamera-Fotografie, um nur einige wenige zu nennen. Zweifelsohne sind all diese Errungenschaften überaus denkwürdig. Aber gleich einen ganzen Tag lang? Warum nicht auch einen Tag des Hosenknopfes, denn dieses kleine Genie verhindert, dass wir Dinge sehen müssen, die wir aus gutem Grund nicht wirklich sehen wollen.
Besonders bitter erscheint die Ungerechtigkeit, dass bis heute kein Gedenktag für eine vom Aussterben bedrohte Spezies existiert: den Hausmeister. Während früher kaum ein Haus ohne einen solchen Meister auskommen konnte, ziehen heute mobile Facility Manager durch unsere Siedlungen. Am Ohr stets ein Handy, aber in der Hand immer seltener einen Schraubenzieher. Und fällt im Flur eine Glühbirne aus, neigt der Hauswart dazu, das Problem mit dem Handy zu lösen, indem er einen Elektriker anruft. Weitere Schwierigkeit: Viele Hausmeister haben zwar ein Handy, aber anrufen lässt es sich fast nie. Vorbei die Zeiten, als strenge, aber gerechte Herren über die Mülltrennung wachten und sonntägliches Rasenmähen unterbunden haben, Kinder bei allzu lautem Geschrei zurechtwiesen, um ihnen danach ein Bonbon zuzustecken. Vielleicht kann ein Gedenktag dabei helfen zu erkennen, dass der Titel Facility Manager noch lange keinen echten Hausmeister macht. (nyf)