Das Duett mit den Affen findet nicht statt
Patenschaften sind eine tolle Sache: Taufpaten zum Beispiel haben außer der Aufgabe, dem Täufling per anno ein mittelpreisiges Geburtstagsgeschenk zu machen, keine besonders anstrengenden Pflichten. Die Täuflinge haben indes die Pflicht, sich über das Beschenktwerden angemessen zu freuen. Ansonsten sind die Paten außen vor. Und singen müssen sie schon gar nicht für ihre Schutzbefohlenen. Der Tenor Jonas Kaufmann bildet da eine absolute Ausnahme. Denn der Sänger ist Pate der Weißhandgibbons im Wiener Tiergarten Schönbrunn. Die Patenschaft liegt nahe, weil die Affenart ebenso wie der weltberühmte Tenor bemerkenswerte Geräusche erzeugen kann.
Die Verwandtschaft zwischen Mensch und Affe ist hinlänglich belegt – jeder, der sich schon einmal im Morgenverkehr durch eine Stadt oder beim Schlussverkauf durch ein Kaufhaus bewegt hat, wird das bestätigen können. Allerdings bestehen in gesanglichen Belangen doch noch hörbare Unterschiede. Jedenfalls klingt es anders, wenn Jonas Kaufmann Gustav Mahlers Lied von der Erde schmettert, was er im Zoo tat, im Vergleich zu Weißhandgibbons, deren lang gedehnte Stimmlage sich irgendwo zwischen Feuermelder und Helene Fischer bewegt.
Würden alle Paten zum obligatorischen Singen verpflichtet, würde die Bereitschaft für ein solches Ehrenamt ganz gewiss sinken. Jonas Kaufmanns Gesangspremiere im Affengehege war übrigens kein großer Erfolg. Die Affen sind stumm geblieben. Allfällige Duette sind nicht zustande gekommen. Wahrscheinlich lag’s an der Wahl des Liedes. (nyf)