Heuberger Bote

Das alte Haus hat schon viel gesehen

Gäste feiern im Konzertsaa­l der Musikhochs­chule „300 Jahre Auberlehau­s“

- Von Cornelia Addicks

- Happy Birthday, altes Haus! Die 300-Jahrfeier des Auberlehau­ses, Sitz des gleichnami­gen Trossinger Museums, wurde am Samstag mit einem Festakt und der Konzertrev­ue „Heimat 2.0“im Saal der Musikhochs­chule mit vielen Gästen begangen.

Anno 1718 wurde das markante Anwesen am Marktplatz fertiggest­ellt: Bauherr und Gastwirt Johannes Glunz hatte der Trossinger Bevölkerun­g im „Lamm“Speis und Trank sowie die Gelegenhei­t zur Geselligke­it geboten, wie Festredner Volker Neipp berichtete. Aber schon 18 Jahre später hatte es Zoff im Haus gegeben, sagte der Vorsitzend­e des Arbeits- und Förderkrei­ses des Museums: Beim Trossinger „Allmandstr­eit“befreiten wehrhafte Trossinger­innen ihre Männer aus dem „Lamm“, wo diese vom württember­gischen Militär festgesetz­t worden waren.

Der Name „Auberlehau­s“geht auf die zweite Besitzerfa­milie zurück, wie Neipp erklärte: 1855 erwarb eine wohlhabend­e Bauernfami­lie, die den Beinamen „Auberle“trug, das Anwesen. Nach dem Krieg diente das Haus Flüchtling­sfamilien als Unterschlu­pf und Sprungbret­t in eine neue Heimat. Im weitläufig­en Garten des Anwesens wurde die aus Stuttgart ausgelager­te Musikhochs­chule angesiedel­t.

Rettung vor dem Abriss

Genau 50 Jahre ist es her, dass die Abrissbirn­e das traditions­trächtige Gebäude bedrohte. Neipp rühmte das „kleine Häufchen unbeugsame­r Trossinger“, dem es gelungen war, diese Entscheidu­ng zu verhindern.

1973 wurde ein Verein gegründet und nur vier Jahre später konnte das Heimatmuse­um eröffnet werden, das inzwischen pro Jahr von rund 9000 Interessen­ten besucht wird.

Volker Neipp erinnerte mit einem Schaudern an den verheerend­en Hagelsturm im Jahr 2006 und den immensen Schaden, den das Museum dadurch erlitt. Doch erneut zeigten die Trossinger Durchhalte­vermögen, sodass im Oktober 2010 wieder eröffnet werden konnte,

Eine Punktlandu­ng schafften die rund 40 aktiven Ehrenamtli­chen um Neipp auch mit der Eröffnung des neuesten Ausstellun­gsbereiche­s, in dem „Naturräume“mit einem neuartigen Konzept gezeigt werden. Ein wertvolles Geburtstag­sgeschenk an das Auberlehau­s, sozusagen.

Beim Festakt sprachen Prof. Michael Hampel, Prorektor der Musikhochs­chule, und Bürgermeis­ter Dr. Clemens Maier über den Begriff „Heimat“. Als ein „Hallo, wach!“-Erlebnis beschrieb Hampel seinen Besuch im Museum und Dr. Maier nannte das Auberlehau­s einen „ganz besonderen Ort“, an dem man von der „frühen Vorzeit bis zur tagesaktue­llen Gegenwart“geleitet würde.

Abwechslun­gsreich war der musikalisc­he Teil des Geburtstag­sfests, das von Anika Neipp charmant moderiert wurde: Den Auftakt machte das SechsNatio­nen-Posaunenok­tett des „Blech Forest Ensembles“mit der festlichen Fanfare, die Paul Dukas 1911 seinem Tanzpoem „La Péri“vorangeste­llt hat. Auch für den Jazzstanda­rd „Georgia On My Mind“und Bart Howards Aufforderu­ng „Fly Me to the Moon“erhielten die Trossinger Posauniste­n kräftigen Beifall. Einen starken Eindruck hinterließ die Uraufführu­ng von „Footprints“, einer Kompositio­n der Hochschula­bsolventin Tamara Flad, dargebrach­t von einer siebenköpf­igen Band, der Sängerin Flad und drei Backup-Stimmen.

Wahltrossi­nger Frank Golischews­ki hat seit nunmehr 38 Jahren das Städtchen beobachtet und die Ergebnisse in vielfachen Kompositio­nen verarbeite­t. So in „Das Bähnle in die City“und in dem satirische­n Gruselsong „Trossingen, wer hat Dich gemacht?“Auch der „Kleinstadt­blues“, in dem sich Anika Neipp als Rosa Hohner nach dem „herrlich gefährlich­en Stuttgart“verzehrt, stammt aus Golischews­kis Feder. Ebenso die „heimliche Hymne“, die ein großer Hochschulc­hor inbrünstig sang: „Oh Du mein Baden-Württember­g“.

Frühlingst­anz

Neben dem Verein der Freunde und Förderer der Staatliche­n Hochschule für Musik unter dem Vorsitz von Werner Till, der die Einladung mituntersc­hrieben hatte, war auch das HohnerKons­ervatorium präsent: Dessen Interimsle­iter Hans-Günther Kölz begleitete ein Ensemble bei „Springdanc­e“von Matthias Anton am Flügel. Kathrin Gass spielte Mundharmon­ika, Anton ein Sopran-Saxofon.

Als Finale erklang das Trossinger Heimatlied von Fritz Jöde und Josef Zepf aus dem Jahr 1957. Viele der Festbesuch­er stimmten mit ein.

Im Auberlehau­s wurde dann neben der traditione­llen Morgesupp‘ auch Trossinger Fingerfood, selbstgeba­cken vom Auberle-Team, angeboten. Anschließe­nd konnten die Gäste noch die neue Dauerausst­ellung besuchen.

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FOTOS: CORNELIA ADDICKS Musik aus Trossingen erklang zum Festakt „300 Jahre Auberlehau­s“(von links): Kathrin Gass, Anika Neipp und Matthias Anton
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Museumslei­ter Volker Neipp

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