Waldameisen als Spürhunde der Geologen
Gebiet zwischen Trossingen und Immendingen erforscht – Experten halten Vortrag in Seitingen-Oberflacht
SEITINGEN-OBERFLACHT (jeg) - In Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Museum Seitingen-Oberflacht hat Diplom-Biologe Lothar Maresch am Freitagabend einen Vortrag über die auch als „Polizei des Waldes“bekannten Waldameisen vor 60 Zuhörern gehalten.
Dazu lud er den Geologen Professor Dr. Ulrich Schreiber von der Universität Duisburg-Essen und den Ameisenexperten Professor Dr. Dietrich Klimetzek von der Universität Freiburg ein. Lothar Maresch studierte Biologie in Heidelberg, ist Unternehmensberater und in seiner Freizeit beschäftigt er sich mit der Erkundung der Waldameisenhabitate sowie der GPS-Erfassung der Vorkommen.
Zusammen mit Ameisenexperte Klimetzek erforschte man ein Gebiet zwischen Trossingen und Immendingen. In diesem 14 000 Hektar großen Gebiet wurden bis heute mehr als 1000 Nester entdeckt, was auf ein außergewöhnlich großes Vorkommen der Waldameisen schließen lässt. Im Vordergrund steht die Frage, ob und welchen Zusammenhang es zwischen dem Waldameisenvorkommen und einer möglichen tektonischen Bruchzone der Erdkruste im Raum um Seitingen-Oberflacht gibt. Klimetzek gab einen Einblick in das Leben der etwa 110 verschiedenen Arten von Ameisen, die alle auf der roten Liste stehen und geschützt sind. Menschliche Einflüsse, wie intensive Landwirtschaft, Kahlschlag oder Vandalismus setzten der Waldameise zu. Ein Ameisenstaat, so Klimetzek, ist dem Menschlichen ähnlich und alles, was der Mensch kann, kann die Ameise auch.
Neu entdeckt wurde, dass die Ameisen geologische Störungen aufspüren und Verhaltensanomalien vor Erdbeben aufweisen. Noch vor Jahren von den Geologen belächelt, wird die Theorie, dass Waldameisen die Spürhunde der Geologen sind, mittlerweile akzeptiert und auch erforscht.
Weitere Forschungen, ob Ameisen Erdbeben voraussagen können
Daten, wie sie Lothar Maresch von der Region erstellt hat, haben dazu geführt, dass Geologen sich für den hiesigen Raum interessieren. Weltweit, so Schreiber, sind die Übereinstimmungen von angelegten Ameisennestern mit Bruchzonen verblüffend, während in geologisch ruhigen Zonen so gut wie keine Ameisennester zu finden sind. Auf die Idee, dass Ameisen etwas mit den Bruchzonen zu tun haben, kam man, als man die kartierten Nester mit einem Lineal verband und diese Linien mit den Bruchzonen verglich. Diese sind nahezu identisch.
Ob Ameisen mit ihrem Verhalten Erdbeben voraussagen können, ist noch nicht genügend erforscht, aber die Möglichkeit besteht durchaus, dass die Daten Einfluss auf die Voraussage haben. Nach den Vorträgen gab es viele Fragen an die Referenten.