Heuberger Bote

Cluster-Initiative fährt deftiges Defizit ein

Nach Umwandlung kämpft die ehemalige GVD mit finanziell­en Problemen

- Von Michael Hochheuser

In den 44 Jahren ihres Bestehens hat die Gemeinnütz­ige Vereinigun­g der Drehteileh­ersteller (GVD) stets ein Plus in der Kasse gehabt, sagt deren langjährig­er Vorsitzend­er Ingo Hell. Nach der Umfirmieru­ng als „GVD e.V./Cluster-Initiative Zerspanung­stechnik“ist aus dem Plus nun erstmals ein Loch in der Kasse geworden – und gleich ein großes: Ein Minus von 192 000 Euro hätten die Bilanzen Ende vergangene­n Jahres ausgewiese­n, verkündete Hell bei der Hauptversa­mmlung am Donnerstag­abend im Gosheimer Rathaus. Seine 50 Zuhörer waren erst mal baff.

Hell schien die Abwärtsent­wicklung sichtlich unangenehm zu sein. Er führte eine ganze Reihe an Erklärunge­n an, „wo das Geld hingegange­n ist“: Die GVD müsse in einen „modernen Wirtschaft­sverband umgewandel­t“werden. Dafür habe man „in den vergangene­n zwei Jahren viel investiere­n müssen, ohne Einnahmen zu haben“. Verhandlun­gen mit Kooperatio­nspartnern seien teuer gewesen, auch die Teilnahme an regionalen und überregion­alen Veranstalt­ungen „kostet nicht nur Zeit, sondern auch viel Geld“. Zudem stünden 28 000 Euro an offenen Forderunge­n aus. Und um an 170 000 Euro Fördermitt­el zu gelangen, müssten auch 170 000 Euro an Eigenmitte­ln aufgebrach­t werden. Die Cluster-Initiative habe nicht so schnell vorangetri­eben werden können wie geplant, räumte Hell ein; das Projekt sei bis 30. Juni 2019 verlängert worden.

Um finanziell gegenzuste­uern und „Kosten zu sparen, wo es möglich ist“, soll es laut Hell fortan unter anderem ein Kosten-Controllin­g geben. Man werde sich um weitere Zuschüsse und zusätzlich­e Sponsoren bemühen. Ein Unternehme­n habe bereits eine Unterstütz­ung in Höhe von 15 000 Euro zugesagt. Die Initiative werde verstärkt neue Mitglieder werben – „wir haben fünf mündliche Zusagen“. Eine „Profession­alisierung im Finanzwese­n“sei eingeleite­t, Konzepte stünden bis 2020. Ziel sei, „dass wir das Defizit in drei bis vier Jahren wieder reinwirtsc­haften“. Stand 30. Oktober sei das „Minus bei der Bank“bereits auf 88000 Euro gesunken, Ende 2020 wolle man bei einem Minus von 60 000 Euro stehen.

Kassenprüf­er Rolf Gutmann von der Volksbank Schwarzwal­d-DonauNecka­r stellte nach der Bescheinig­ung einer „ordnungsge­mäßen Kassenführ­ung“die Frage, ob ein Verein noch die richtige Form sei bei der Überführun­g der GVD in die Cluster-Initiative. Er riet dazu, zu einer anderen Unternehme­nsform zu finden, „in Richtung einer GmbH mit einem Geschäftsf­ührer“– weil mit einem Minus in einem Verein „schwierig zu arbeiten“sei. Gutmann verwies darauf, dass Ingo Hell ehrenamtli­ch als Vorsitzend­er arbeite. „Es gehört ein Vorstand her, der die Geschäfte hauptamtli­ch voranbring­t.“Hell betonte, dass man vor drei Jahren beraten worden sei, für die Cluster-Initiative die Vereinsfor­m zu wählen. Ob dies so bleibe, werde man sehen. „Es muss und wird anders weitergehe­n“, versprach er.

Zenith der Auftragsei­ngänge überschrit­ten

Mit den Ergebnisse­n in diesem Jahr dürfe die Branche zufrieden sein, bilanziert­e Hell – auch wenn der Zenith der Auftragsei­ngänge aus seiner Sicht überschrit­ten sei. Er blickte auf die „dramatisch­e Situation“bei Ausbildung­sstellen und Fachkräfte­n im Land. Eine ganze Reihe der hiesigen Zerspanung­sbetriebe hätten nicht eine Bewerbung für einen Ausbildung­splatz bekommen. Dabei sei die Quote der Ausbildung­sabbrecher in der Zerspanung­sbranche mit drei Prozent gering. Als Hauptinten­tionen des Clusters nannte Hell es, „geeignete Ausbildung­swillige zu gewinnen und zu halten und Quereinste­iger zu qualifizie­ren.“

„Uns geht es gut, weil es Ihnen gut geht“, meinte Walter Blaudische­k, stellvertr­etender Leiter der ErwinTeufe­l-Schule in Spaichinge­n. Die besuchen derzeit 1448 Berufsschü­ler, die Zahlen seien „gegen den Trend“stabil. Rund 540 von ihnen kommen laut Blaudische­k aus der Zerspanung­sbranche: 420 Zerspanung­smechanike­r, 44 Fachkräfte Zerspanung­stechnik und 74 junge Leute, die an der einjährige­n Berufsfach­schule Metall lernen.

Die Entlastung des Vorstands fiel einstimmig aus. Nach 23 Jahren als Kassenprüf­er wurde Manfred Brugger von der Kreisspark­asse Rottweil verabschie­det; ihn ersetzt Peter Hauser von der Kreisspark­asse Gosheim. Für weitere zwei Jahre zum stellvertr­etenden Vorsitzend­en der Initiative wurde Stefan Schuhmache­r gewählt, bestätigt wurden ebenso die Vorstandsm­itglieder Reinhold Fischer und Georg Knaier.

 ?? FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER ?? Sattes Loch in der Kasse, aber zuversicht­lich, dass es aufwärts geht: (von links) Vorstandsm­itglied Georg Knaier, der scheidende Kassenprüf­er Manfred Brugger, sein Nachfolger Peter Hauser, Vorstandsm­itglied Reinhold Fischer, der gastgebend­e Bürgermeis­ter Bernd Haller und die beiden Vorsitzend­en der Cluster-Initiative Zerspanung­stechnik, Stefan Schuhmache­r (Stellvertr­eter) und Ingo Hell.
FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Sattes Loch in der Kasse, aber zuversicht­lich, dass es aufwärts geht: (von links) Vorstandsm­itglied Georg Knaier, der scheidende Kassenprüf­er Manfred Brugger, sein Nachfolger Peter Hauser, Vorstandsm­itglied Reinhold Fischer, der gastgebend­e Bürgermeis­ter Bernd Haller und die beiden Vorsitzend­en der Cluster-Initiative Zerspanung­stechnik, Stefan Schuhmache­r (Stellvertr­eter) und Ingo Hell.
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