„Es wurde Zeit, im Kino durch die Hölle zu gehen“
Lars von Trier spricht über seinen neuen Film und seine Lust am Extrem
- „The House That Jack Built“, der Titel von Lars von Triers neuem Film klingt harmlos, als ginge es um das Porträt eines Architekten. Tatsächlich steht ein Architekt im Mittelpunkt, aber dieser Jack ist auch ein Serienmörder. Der Däne Lars von Trier, Regisseur dieses Films, gilt seit langem als das enfant terrible des Weltkinos, ein unumstrittener Meister seines Fachs, der das Publikum trotzdem regelmäßig mit seinen Provokationen zwischen Empörung und Begeisterung spaltet. Und weil das so ist, ist sein neues Werk auch kein gewöhnlicher Serienmörderfilm. Bei „The House That Jack Built“handelt es sich um von Triers sehr persönliche Interpretation von Dantes „Die Göttliche Komödie“. Es enthält aber auch Selbstkritik sowie Kritik an einem Publikum, das solange in Gewalt vernarrt ist, solange diese leicht konsumierbar verpackt wird. Trotzdem ist dies aber auch ein humorvoller Film. Zur Seite stehen dem Dänen große Schauspieler – Uma Thurman, Bruno Ganz und in der Titelrolle der wandlungsreiche Matt Dillon. Zum Filmstart hat Rüdiger Suchsland mit dem Regisseur gesprochen.
Zunächst würde ich gern etwas über Ihre Ausgangsideen erfahren: Wie kamen Sie dazu „The House That Jack Built“zu drehen?
ne früheren Frauen waren aus irgendeinem sonderbaren Grund richtig verrückt nach allem, was mit dem Thema Serienkiller zu tun hatte. Wenn ich meine Ex-Frauen als Maßstab nehme, ist Serienmord etwas, das Frauen mehr fasziniert als mich oder andere Männer, die ich kenne. Und darum dachte ich, das könnte interessieren. Ich habe das Genre genommen und gewissermaßen gedreht und verzerrt. Das Ergebnis ist „The House That Jack Built“.
Heißt das, Sie glauben, dass sich Ihr neuer Film mehr an weibliches Publikum richtet?
Nun, „richtet“würde ich nicht sagen, aber die erwähnte Disposition meiner Ex-Frauen hat mich neugierig gemacht. Ich richte mich nie an ein bestimmtes Publikum. Für mich war das Thema nicht so interessant, andererseits wurde es Zeit, dass wir im Kino derart durch die Hölle gehen. Das ist lange nicht mehr passiert.
Die dramaturgische Struktur Ihres Films und die Kapitel erinnern an die Höllenfahrt in Dantes „Göttlicher Komödie“...
den ich liebe. Davon habe ich gelernt. Kapitel und ein Erzähler aus dem Off, helfen dem Publikum, alles zu strukturieren und nachzuvollziehen. Tatsächlich wollte ich eine Evolution und Eskalation der Gewalt zeigen: Es beginnt mit einem Mord aus Zufall, und wird immer sadistischer. Es geht nicht anders. Jack ist sehr böse. Was er sagt, macht logisch einen gewissen Sinn, wenn auch nicht sehr viel: Mord als schöne Kunst betrachtet. Wissen Sie, jemand wie ich, dessen bestes Fach früher in der Schule immer Mathematik war, endet immer wieder in Logik und ihren Mustern. Egal wie sehr ich dagegen ankämpfe.
Wo entstehen Ihre Filme eigentlich hauptsächlich? Ist schon nach der Vorbereitungsphase alles fertig? Beim Drehen selbst? Oder vor allem danach im Schneideraum?
ohne es zu begreifen. Wir haben uns über vergleichsweise Kleinigkeiten aufgeregt, die es natürlich auch Wert sind, dass man für sie kämpft. Aber ich habe Angst vor dem Weg, den die Welt gerade einschlägt: Überall bekommen die Rechten Oberwasser. Schauen wir nur in die USA: Nach den US-Wahlen muss man sagen: Die Amerikaner verdienen, was sie bekommen. Es gibt gerade nicht so viel Hoffnung.
Ihr leiblicher Vater war Deutscher. Verstehen Sie eigentlich Deutsch?