Zahlreiche Aufgaben, wenig Mitarbeiter
Die Untere Baurechtsbehörde leidet unter Personalmangel - Überstunden die Regel
- Wer in Trossingen bauen will, für den führt kein Weg an der Unteren Baurechtsbehörde der Stadt vorbei. Jochen Schweizer hat sein Sachgebiet kürzlich im Gemeinderat vorgestellt. Dabei wurde deutlich: Für die Fülle an Aufgaben, die die Behörde bewältigen muss, fehlen ihr Mitarbeiter.
„Der Fachkräftemangel macht sich auch bei uns bemerkbar“, so Schweizer. Es sei schwierig gewesen, die offene Stelle des Bausachverständigen zu besetzen. Derzeit ist das Sachgebiet mit vier Vollzeitstellen eine davon teilen sich zwei Mitarbeiter - besetzt. Gleichzeitig fallen dem Sachgebiet stetig neue Aufgaben zu.
Aufgrund des Erneuerbare-Wärme-Gesetzes und dem ErneuerbareEnergien-Wärmegesetzes fallen inzwischen selbst Heizungsanlagen ins Aufgabengebiet der Baurechtsbehörde. Auch um Abwasser- und Wasserversorgungsbeiträge sowie Genehmigungen für Abwasseranschlüsse kümmert sie sich. Und während die Bauleitplanung, die sich unter anderem mit Bebauungsplänen und Flächennutzungsverfahren befasst, in größeren Städten zu einem Stadtplanungsamt gehört, übernimmt in Trossingen die Baurechtsbehörde diesen Bereich. „Die Vielzahl an Aufgabengebieten ist wirklich beeindruckend“, so Bürgermeister Clemens Maier.
Dazu kommt auch der Bauboom in Trossingen. „Von 2012 bis 2017 haben wir pro Jahr 117 Fälle von Baugenehmigungen bearbeitet“, berichtete Schweizer, „Stand heute sind es für 2018 insgesamt 143 Fälle.“Heutzutage zähle eine schnelle Baugenehmigung zu den Standortfaktoren einer Stadt. „Wir schauen, dass wir die Fristen einhalten“, sagte Schweizer. Aufgrund der wenigen Mitarbeiter sei das aber nur mit Überstunden zu leisten, die sich teils sogar auf die Gesundheit seiner Kollegen ausgewirkt hätten. In den vergangenen eineinhalb Jahren seien zwei ehemalige Mitarbeiter eingesprungen, um der überlasteten Behörde auszuhelfen.
Gemeinderat sieht personelle Not
Dass es in der Unteren Baurechtsbehörde so nicht weitergehen könne, stellten auch die Gemeinderäte fest. „Es muss personell etwas passieren“, sagte Clemens Henn (CDU). Ob es Lösungsansätze oder einen Plan B gebe, die Aufgaben zu bewältigen, wollte Willy Walter (FDP) wissen. Schweizer bat darum, eine geplante Stellenausschreibung von einer 60auf eine 100-Prozent-Stelle aufzustocken, sollten sich keine Bewerber finden.
Das war zumindest für Susanne Reinhardt-Klotz (Offene Grüne Liste) überhaupt keine Frage: „Die Stelle als Vollzeit-Stelle auszuschreiben ist nötig, um jemand Qualifiziertes zu finden“, meinte sie.
Gustav Betzler (Freie Wähler) interessierte sich dafür, ob die Behörde Aufträge auch fremdvergeben könne. Prinzipiell sei das möglich, sagte Schweizer - so gebe es zum Beispiel komplette Kanzleien, die sich nur mit Erschließungsanträgen befassen würden. Doch auch bei Fremdvergabe müsste die Trossinger Behörde zuarbeiten und Nachkontrollen durchführen, eine vollständige Entlastung biete diese Idee daher nicht.