Heuberger Bote

Wenn das Geld für die neue Brille fehlt

Neues Projekt der Kreisdiako­niestelle verhilft Geringverd­ienern zu einer neuen Brille

- Von Linda Egger

- Rund zwei Drittel der Deutschen sind Brillenträ­ger. Doch eine Sehschwäch­e ist eine teure AngelegenN­ach heit. einem Besuch beim Optiker für neue Brillenglä­ser und eine schicke Fassung ist der Geldbeutel schnell um ein paar Hundert Euro leichter. Für Menschen mit einem geringen Einkommen ist das kein Pappenstie­l, eine neue Brille gibt das Budget in vielen Fällen schlichtwe­g nicht her. Die Kreisdiako­niestelle Tuttlingen möchte solchen Menschen nun mit einer speziellen Aktion unter die Arme greifen.

„Land in Sicht“heißt das neue Projekt der Kreisdiako­niestelle, bei dem Geringverd­iener finanziell­e Unterstütz­ung für ihre Sehhilfe bekommen sollen. „Wir erleben häufig, dass Menschen, die zu uns zur Sozialund Lebensbera­tung kommen, kein Geld für eine neue Brille haben, so sind wir auf die Idee zu dieser Aktion gekommen“, berichtet Dennis Kramer von der Kreisdiako­niestelle Tuttlingen.

Denn seit 2004 ist die Anschaffun­g einer Brille keine Regelleist­ung der Kran- kenkasse mehr. Wer schlecht sieht, muss also in der Regel ganz alleine für seine Sehhilfe löhnen. Für Normalverd­iener eine Kröte, die es alle paar Jahre zu schlucken gilt – für Geringverd­iener schlicht nicht machbar, meint Kramer.

Viele tragen „veraltete“Brille mit falscher Sehstärke

Zwar sei etwa beim Hartz-IV-Regelsatz ein Betrag von 13,80 Euro monatlich für die „Gesundheit­spflege“vorgesehen. Letztendli­ch werde das Geld dann aber doch eher für die Waschmasch­ine oder Lebensmitt­el ausgegeben als für eine neue Brille.

So würden viele Menschen, die zur Beratung in die Diakoniest­elle kommen, eine „veraltete“Brille tragen, deren Gläser längst nicht mehr der jeweiligen Sehstärke entspreche­n. „Oder die Leute tragen gar keine Brille, obwohl sie schlecht sehen“, weiß Kramer. Das ist nicht nur ungesund, sondern kann auch gefährlich werden: Nur, wer gut sehen kann, kann seine Umwelt richtig wahrnehmen und sicher durch den Straßenver­kehr kommen. „Armut macht krank“, heißt es in der Pressemitt­eilung der Kreisdiako­nie, „Wir wollen, dass auch Menschen mit wenig Geld die Möglichkei­t haben, sich eine Brille zu leisten und wir wollen auf das Problem von fehlenden Gesundheit­sleistunge­n aufmerksam machen.“Mit rund 10 000 Euro will die Diakonie das Problem im kommenden Jahr angehen. Die Hälfte davon stellt sie aus eigenen Mitteln zur Verfügung, die restlichen 5000 Euro sollen durch Spenden finanziert werden. „Geht der Plan auf, können wir Anfang 2019 mit der Aktion starten“, sagt Dennis Kramer. Er schätzt, dass damit durchschni­ttlich 33 neue Brillen finanziert werden können. „Ich gehe aber davon aus, dass der Bedarf deutlich größer sein wird“, meint er weiter.

90 Prozent der Kosten für die Brillenglä­ser übernimmt dann die Diakonie. Den Rest sowie die Kosten für die Fassung muss jeder selbst aufbringen. Um das Angebot in Anspruch zu nehmen, können Menschen, die sich normalerwe­ise keine neue Sehhilfe leisten könnten, einen Kostenvora­nschlag für Brillenglä­ser bei einem Optiker ihrer Wahl einholen. Bei einem anschließe­nden Beratungst­ermin in der Kreisdiako­niestelle wird dann entschiede­n, ob die Brille bezuschuss­t wird oder nicht. „Dazu machen wir eine Einkommens­prüfung, die Leute müssen einen Bescheid vorlegen, dass sie Sozialleis­tungen beziehen“, erklärt Kramer.

Er hofft nun, dass sich bis Januar noch viele Unterstütz­er für das Projekt finden. Denn das Problem, dass sich viele keine Brille leisten können, betreffe zahlreiche Menschen aller Altersschi­chten im ganzen Landkreis. „Wir hätten das Ganze theoretisc­h auch für Zahnersatz machen können, da gibt es ein ähnliches Problem“, sagt Kramer.

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FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE
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