Am Brennpunkt Mali Frieden stiften
Pater Otmar und die Weißen Väter sorgen für Ausbildung in schnell wachsender Gesellschaft
- Wenn Pater Otmar am Sonntag seinen 79. Geburtstag feiert, dann ist das wahrscheinlich nur eine kleine Zäsur, denn der mit Spaichingen eng verbundene Weiße Vater ist immer noch unermüdlich tätig für seine große Aufgabe: Den Menschen in seiner Wahlheimat Mali zu einem besseren, zu einem friedlichen Leben zu verhelfen. „Die Arbeit geht, mit Gottes Kraft, weiter. Es ist wichtig, dass wir da sind, auch wenn es nicht immer leicht ist“, schreibt er uns. Diese Arbeit wird auch in diesem Jahr von den Lesern der Schwäbischen Zeitung unterstützt.
Mali ist ein Brennpunkt in Afrika. Dies nicht nur, weil im Norden immer wieder bürgerkriegsähnliche, kriegerische Gewalt aufflammt; weil die Lebenssituation der Menschen unter anderem durch den Klimawandel ausgelöste Dürren, aber auch durch Kahlschlag und das Ausbreiten der Sahara – fast zwei Drittel der Landesfläche – immer schwieriger wird; weil die Bevölkerung sich bis 2035 verdoppeln soll; weil die Säuglings-, Kinder-, Jugend- und Müttersterblichkeitsrate eine der höchsten in der Subsahararegion ist; weil viele Menschen an vermeidbaren Krankheiten wie Durchfall oder Malaria sterben; sondern auch, weil Mali als „Drehscheibe der Flüchtlingsströme“aus den Ländern des südlichen Afrikas gilt.
Zum Beispiel starten viele junge Männer und Jugendliche von dort die gefährliche Reise durch die Sahara Richtung Europa. Und viele kommen erst gar nicht in Algerien oder Libyen an. Sie werden ausgeraubt, mit zu wenig Wasser für die gefährliche Wüstenreise ausgestattet, misshandelt, gefoltert, getötet. Oder sterben vor Entkräftung. Manche fallen Erpresserbanden in die Hände, die dann die ohnehin schon völlig mittellosen Familien zuhause in Sierra Leone auch noch ausplündern. Manche drehen in Goa wieder um, aber das Geld reicht oft nur bis Bamako, der Hauptstadt. Dort stecken viele heimkehrwillige Flüchtlinge fest. Und Bamako wächst, wird so zu einer der am schnellsten wachsenden Städte Afrikas.
Und hier arbeitet und lebt seit vielen Jahren Pater Otmar. Viel seiner Arbeit trägt auch mit dazu bei, dass die Malier selbst im Land bleiben und die Chance auf ein besseres Leben bekommen, es sich selbst erarbeiten. „Wir gehen gegen die Fluchtursachen an, indem wir junge Menschen ausbilden und ihnen somit eine mögliche Zukunft hier im Lande geben.“
In den Ausbildungszentren der Weißen Väter lernen Jungen und Mädchen Handwerksfähigkeiten. Es sind meist muslimische Jugendliche, denn in Mali sind nur ein bis zwei Prozent der Bevölkerung christlich. „Nach drei Jahren Ausbildung schicken wir sie ins Leben zurück“, schildert Pater Otmar die Arbeit. „Dieses Jahr konnten, dank Ihrer Hilfe, sieben Mädchen eine Nähmaschine mit nach Haus nehmen, damit sie ihr Leben in die Hand nehmen können,“berichtet Pater Otmar von der letzten Weihnachtsspendenaktion. Außerdem wurde von dem Geld 20 Schülern aus armen Familien das Schulgeld bezahlt. Was er nicht hinzuzufügen braucht, ist: Es ist längst nachgewiesen, dass Familienplanung und Armut etwas mit dem Bildungsgrad zu tun hat.
„Wir investieren viel“
Pater Otmars eigenes ganz besonderes Engagement liegt aber in der Betreuung christlich-muslimischer Ehen und im christlich-muslimischen Dialog. Viele Beispiele zeigen, dass die Nachbarschaft gut funktioniert. „Wir investieren viel, sehr viel in die christlich-muslimische Zusammenarbeit, wobei dadurch Konflikte abgebaut werden.“Das sind Seminare, Vorträge, Begegnungen, Beratungsgespräche und vieles mehr – ein langfristiges Friedensprojekt. Woher Pater Otmar außer der Liebe zu den Menschen seine Kraft nimmt, unermüdlich zu arbeiten? „Wir sind weiterhin hier, da Gott den Menschen nach seinem Bilde geschaffen hat, und wir wollen durch unsere Arbeit, dass die Menschen die Würde bekommen, die Gott wollte.“