Heuberger Bote

Kein Politiker ist vor ihm sicher

Comedian Andreas Müller teilt in der Tuttlinger Stadthalle in alle Richtungen aus

- Von Cornelia Addicks

- Politik, Fußball, Promi-Tratsch und Datenschut­z: Mit Deutschlan­ds wichtigste­n Themen befasste sich der beliebte Kabarettis­t und Stimmenimi­tator Andreas Müller am Donnerstag­abend in der Stadthalle. Die 800 Fans waren aus der ganzen Region angereist.

Spitzzüngi­g, tagesaktue­ll und urkomisch: Nach einer fast dreijährig­en Bühnenpaus­e nimmt Andreas Müller wieder die Großen und die Schönen aufs Korn. Um die existenzie­lle Frage „Aufhören oder weitermach­en?“rankt er seine Sticheleie­n.

Von „Mutti“und Volker

Für die „Mutti“hat sich diese Frage ja zumindest im ersten Schritt schon erledigt. Genauso wie für „den Volker“, der wohl „immer noch schmollt“, wie Müller vermutet. Anders bei der GroKo, die „nach 180 geräuschlo­sen Tagen“doch eher so weitermach­t. Und die Scharmütze­l den einzelnen Parteien überlässt. Allen voran die CDU, deren drei Vorsitz-Kandidaten sich Müller ganz besonders zur Brust nimmt. Aber auch die CSU kommt nicht ungeschore­n davon: Der begnadete Stimmenimi­tator seehofert und södert munter drauf los, begleitet von eher peinlichen Riesenfoto­s der beiden, die auf die Bühne gebeamt werden. Das Publikum reagiert mit schallende­m Lachen und Applaus.

Auch wenn Müller die „putzige Stimme“der „Gute-Kita-Tante“und Familienmi­nisterin Franziska Giffey nachmacht oder fränkelt wie Dorothee Bär, amüsieren sich die Zuschauer. Zumindest die politisch Interessie­rten. Auch die Weltpoliti­k wird durchgehec­helt: Von den „Onkels“aus der Türkei und den USA weiß Müller nichts Gutes zu berichten. Er spricht locker Xi-nesich, mokiert sich über den dicken Nordkorean­er und blamiert den orange-gesichtige­n Twitterer Trump nicht nur mit dessen totaler geographis­chen Unkenntnis. Das kritische Lied „Dear Mr. President“, 2006 von Pink an George Dabbeljuh gerichtet, erhält in der Müller-Version ganz neue Dimensione­n.

Der Alleskönne­r-Comedian von SWR3 lässt „Opa Faller“mit dem Selfie-Knopf am Handy kämpfen und von „Opa Gauland“schwärmen, nimmt die Zuschauer mit zu Baumarkt „Hammer“, um irrwitzige Adapter zu erstehen, spielt sogar auf der Melodica.

Besonders die Männer im Publikum fühlen sich direkt angesproch­en, wenn Müller in der Rolle von Jogi Löw das „Pech“erläutert, das die Nationalel­f nach wissenscha­ftlichen Untersuchu­ngen verfolgt. Lukrative Werbevertr­äge werden da unter den Teppich gefegt, ein brandneues „Löw Carb Kochbuch“, präsentier­t. Und auch die Vor- und Nachteile von Spielern wie „Frohnck“Ribéry, Luka Modric und „Schwalbeng­enie“Neymar bespricht „Jogi“ernsthaft und singt hierzu sogar ein Schmählied­chen mit Loop-Station.

Auch andere (Ex)-Sportgröße­n haben kurze „Auftritte“: der Kaiser, das Bobele mit seiner „Privat-Inkontinen­z“und dem Diplomaten­status, Jan Ullrich mit dem Mallorca-Eklat.

Als Zugaben liefert Andreas Müller ein top-aktuelles Gespräch zwischen Rauten-Mutti und Wolfgang „Schräuble locker“zum Thema AKK, Maas und Merz. Und eine badisch-brasiliani­sch genuschelt­e Samba. Subba, Baby!

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FOTO: CORNELIA ADDICKS Andreas Müller ist nach drei Jahren Pause wieder auf den Comedy-Bühnen unterwegs.

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