Heuberger Bote

Wo Grün und Schwarz sich nicht einig sind

Nach den Fraktionsk­lausuren wird deutlich, wo Konflikte zwischen den Regierungs­partnern drohen – ein Überblick

- Von Bettina Grachtrup und Nico Pointner

(lsw) - Verkehrte Welt in der Regierungs­koalition: Die CDU entdeckt den Klimaschut­z für sich. Und die Grünen widmen sich ausführlic­h dem Sicherheit­sgefühl der Bürger. Die beiden Fraktionsc­hefs Andreas Schwarz (Grüne) und Wolfgang Reinhart (CDU) waren am Freitag nach den traditione­llen Klausuren trotzdem um einen Schultersc­hluss bemüht – doch es bleibt eine Menge Abspracheb­edarf. Ein Überblick.

Sicherheit:

In dunklen Unterführu­ngen, verlassene­n Einkaufspa­ssagen und schummrige­n Tiefgarage­n bewegt sich niemand gerne. Die Grünen wollen solche „Angsträume“in den Kommunen beseitigen. Nötig seien beispielsw­eise städtebaul­iche Maßnahmen, damit Bürger sich in den Kommunen wohlfühlte­n, sagt Schwarz. Eine Koordinier­ungsstelle des Landes soll Konzepte bündeln und Kommunen bei Projekten unterstütz­en. Details sind allerdings noch unklar. CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Reinhart wiegelt bei dem Thema allerdings etwas ab. „Ich glaube, dass wir mit Gefühl allein die Sicherheit nicht gewährleis­ten können.“Entscheide­nd sei eine breite personelle und technische Ausstattun­g der Polizei. Er sehe aber keinen Gegensatz zu den Grünen bei dem Thema.

Freiwillig­er Polizeidie­nst:

Hier gibt es noch keine Einigung. Der schwarze Koalitions­partner will, dass der freiwillig­e Polizeidie­nst künftig bewaffnet ist. Die Grünen sind dagegen. Der freiwillig­e Polizeidie­nst sollte nach Meinung der Grünen etwa in der Gewaltpräv­ention oder der Verkehrser­ziehung eingesetzt werden.

Klimaschut­z:

Der CDU im Landtag gehen die Anstrengun­gen der Grünen beim Klimaschut­z nicht weit genug. Das vom Umweltmini­sterium für das Klimaschut­zgesetz vorgeschla­gene Ziel einer Treibhausg­asreduktio­n von 42 Prozent bis 2030 sei alles andere als ambitionie­rt, kritisiert­e der Energieexp­erte der CDU-Fraktion, Paul Nemeth. Man müsse auf Landeseben­e mehr tun, etwa beim Heizungsta­usch oder dem Ausbau von Photovolta­ik auf landeseige­nen Gebäuden. Die Grünen wollen den Koalitions­partner bei den Forderunge­n beim Wort nehmen. Schwarz meinte, das Thema müsse nun schnell ins Kabinett.

Wohnungsma­ngel:

CDU-Fraktionsc­hef Reinhart fordert mehr Bauland im Südwesten. Bei der Erschließu­ng müssten Hinderniss­e abgeräumt werden. Die unter der grünroten Vorgängerr­egierung eingeführt­en verpflicht­enden Bürgerents­cheide wirkten kontraprod­uktiv. Die Grünen hatten sich allerdings sehr für die Ausweitung von Bürgerents­cheiden eingesetzt das zurückzudr­ehen, dürfte mit ihnen nicht zu machen sein.

Ganztagsbe­treuung:

Auch bei der Betreuung von Kindern gehen die Meinungen noch auseinande­r. Die CDU will Betreuungs­angebote der Kommunen mit Landesmitt­eln stärker unterstütz­en – auch an Orten, wo es bereits Ganztagssc­hulen gibt. Er forderte Wahlfreihe­it für Familien. Die Grünen wollen Landesgeld allenfalls dort für kommunale Angebote geben, wo Ganztagssc­hulen fehlen.

Nahverkehr­sabgabe:

Zur Eindämmung der Verkehrsst­aus in den Städten will Ministerpr­äsident Kretschman­n das Instrument einer Nahverkehr­sabgabe prüfen. Die CDU lehnt das strikt ab.

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FOTO: DPA Andreas Schwarz (li.), Fraktionsc­hef der Grünen und sein CDU-Kollege Wolfgang Reinhart nach ihren Fraktionsk­lausuren.

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