Heuberger Bote

Friseur-Nachwuchs ist Mangelware

Berufsschu­lklasse hat unteres Limit erreicht - Salons beklagen schwierige Mitarbeite­rsuche

- Von Linda Egger

- Es gibt Berufe, die wohl niemals aussterben werden – Friseure zum Beispiel werden auch in einer hoch digitalisi­erten Zukunft noch gebraucht. Doch obwohl die Zukunft dieses Handwerks gesichert scheint, wollen derzeit offenbar nicht genügend Menschen diesen Beruf ausüben. Die Schülerzah­l der Berufsschu­lklasse für angehende Friseurean der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule in Tuttlingen kratzt in diesem Jahr am unteren Limit. Auch in vielen Friseursal­ons fällt die Suche nach Nachwuchs- und Fachkräfte­n schwer.

„Ich wäre schon froh, wenn ich einen guten Lehrling finden würde“, sagt Jörg Hipp. Er betreibt den Tuttlinger Friseursal­on „iCapelli“und macht sich Sorgen um seinen Beruf. Denn im vergan- genen Jahr habe sich bei ihm kein einziger InteAuszub­ilworben, ressent als dender beworben, sagt er. „Man möchte ja auch sein eigenes Fachwissen weitergebe­n, deswegen tut das schon weh.“Dabei sei der Friseurber­uf eigentlich durchaus ein Traum vieler kleiner Mädchen. Doch unbequeme Arbeitszei­ten und eine eher mäßige Bezahlung ließen viele später dann doch davor zurückschr­ecken, weiß Susanne Galla, Rektorin der Ferdinand-von-SteinbeisS­chule.

Bisher sei die Berufsschu­lklasse immer recht gut gefüllt gewesen, erinnert sie sich. Doch derzeit gebe es nur eine Kleinklass­e – davon ist die Rede, wenn die Schülerzah­l unter 16 fällt. Insgesamt haben laut Angaben der Handwerksk­ammer Konstanz im Jahr 2018 im Landkreis Tuttlingen 17 Auszubilde­nde eine Friseurleh­re begonnen.

Vor fünf Jahren waren es 19, im Jahr 2012 aber beispielsw­eise noch 27 Auszubilde­nde. „Die Zahlen schwanken stark“, sagt Ute Dienert, Leiterin des Fachbereic­hs Prüfung bei der Handwerksk­ammer Konstanz. Von einem Abwärtstre­nd wolle sie aber noch nicht sprechen: „Man muss auch sehen, dass man derzeit in fast jedem Ausbildung­sberuf einen Ausbildung­splatz bekommt“.

Mehr als nur Waschen-Schneiden-Föhnen

Nicht nur der Friseurber­uf, auch viele andere Handwerksb­erufe leiden nach Ansicht von Susanne Galla unter einem schlechten Image und seien für junge Leute unattrakti­v. Die Konkurrenz sei sehr groß: „Der Ausbildung­smarkt ist leergefegt“, sagt sie. Ihrer Ansicht nach liege das Problem auch darin, dass viele junge Leute keine Aufstiegsc­hancen im Friseurber­uf sehen. Dabei könne man mit Haareschne­iden durchaus Karriere machen. „Man kann innerhalb des Salons aufsteigen in Form einer Beteiligun­g, oder man macht sich selbststän­dig und eröffnet einen eigenen Salon. Als Stylist kann man Bands begleiten oder am Theater arbeiten – es gibt viele Möglichkei­ten“, erklärt die Schulleite­rin. Im Februar möchte sie deshalb Schüler bei einer Veranstalt­ung für das Handwerk begeistern. Unter dem Motto „Karriere mit Schere“lädt sie am 18. Februar 20 Schüler zu einem Info-Vormittag mit verschiede­nen Aktionen ein. Damit hofft sie, die Teilnehmer­zahl der Berufschul­klasse künftig wieder etwas anheben zu können. Denn wenn es drei Jahre in Folge nur eine Kleinklass­e gebe, dann könnte die Klasse eingestell­t werden. „Dann müssten wir auf jeden Fall entspreche­nde Gespräche führen“, sagt Galla. Noch sei sie jedoch zuversicht­lich, dass es soweit nicht kommen werde.

Doch nicht nur bei Auszubilde­nden, auch bei der Suche nach ausgelernt­en Fachkräfte­n tun sich viele Friseursal­ons schwer. „Es ist wirklich extrem schwierig, die richtigen Leute zu finden, wenn man jemanden sucht“, sagt Miriam Jahke, Inhaberin des Tuttlinger Friseursal­ons Heckenberg­er. Personal habe sie im Moment zwar genügend, doch aus Erfahrung wisse sie, dass es machmal schwer sei, geeignete Fachkräfte zu finden, berichtet auch Daniela Staudacher vom gleichnami­gen Friseursal­on.

„Wir müssen arbeiten, wenn ganz Tuttlingen frei hat“

Rund drei Monate müsse man in der Regel einplanen, bis sich überhaupt jemand auf eine Stelle melde, sagt Jahke. „Ich glaube, das liegt vor allem daran, dass unser Beruf sowohl körperlich,

 ?? FOTO: YULIYA TRUKHAN/123RF.COM ??
FOTO: YULIYA TRUKHAN/123RF.COM

Newspapers in German

Newspapers from Germany