Friseur-Nachwuchs ist Mangelware
Berufsschulklasse hat unteres Limit erreicht - Salons beklagen schwierige Mitarbeitersuche
- Es gibt Berufe, die wohl niemals aussterben werden – Friseure zum Beispiel werden auch in einer hoch digitalisierten Zukunft noch gebraucht. Doch obwohl die Zukunft dieses Handwerks gesichert scheint, wollen derzeit offenbar nicht genügend Menschen diesen Beruf ausüben. Die Schülerzahl der Berufsschulklasse für angehende Friseurean der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule in Tuttlingen kratzt in diesem Jahr am unteren Limit. Auch in vielen Friseursalons fällt die Suche nach Nachwuchs- und Fachkräften schwer.
„Ich wäre schon froh, wenn ich einen guten Lehrling finden würde“, sagt Jörg Hipp. Er betreibt den Tuttlinger Friseursalon „iCapelli“und macht sich Sorgen um seinen Beruf. Denn im vergan- genen Jahr habe sich bei ihm kein einziger InteAuszubilworben, ressent als dender beworben, sagt er. „Man möchte ja auch sein eigenes Fachwissen weitergeben, deswegen tut das schon weh.“Dabei sei der Friseurberuf eigentlich durchaus ein Traum vieler kleiner Mädchen. Doch unbequeme Arbeitszeiten und eine eher mäßige Bezahlung ließen viele später dann doch davor zurückschrecken, weiß Susanne Galla, Rektorin der Ferdinand-von-SteinbeisSchule.
Bisher sei die Berufsschulklasse immer recht gut gefüllt gewesen, erinnert sie sich. Doch derzeit gebe es nur eine Kleinklasse – davon ist die Rede, wenn die Schülerzahl unter 16 fällt. Insgesamt haben laut Angaben der Handwerkskammer Konstanz im Jahr 2018 im Landkreis Tuttlingen 17 Auszubildende eine Friseurlehre begonnen.
Vor fünf Jahren waren es 19, im Jahr 2012 aber beispielsweise noch 27 Auszubildende. „Die Zahlen schwanken stark“, sagt Ute Dienert, Leiterin des Fachbereichs Prüfung bei der Handwerkskammer Konstanz. Von einem Abwärtstrend wolle sie aber noch nicht sprechen: „Man muss auch sehen, dass man derzeit in fast jedem Ausbildungsberuf einen Ausbildungsplatz bekommt“.
Mehr als nur Waschen-Schneiden-Föhnen
Nicht nur der Friseurberuf, auch viele andere Handwerksberufe leiden nach Ansicht von Susanne Galla unter einem schlechten Image und seien für junge Leute unattraktiv. Die Konkurrenz sei sehr groß: „Der Ausbildungsmarkt ist leergefegt“, sagt sie. Ihrer Ansicht nach liege das Problem auch darin, dass viele junge Leute keine Aufstiegschancen im Friseurberuf sehen. Dabei könne man mit Haareschneiden durchaus Karriere machen. „Man kann innerhalb des Salons aufsteigen in Form einer Beteiligung, oder man macht sich selbstständig und eröffnet einen eigenen Salon. Als Stylist kann man Bands begleiten oder am Theater arbeiten – es gibt viele Möglichkeiten“, erklärt die Schulleiterin. Im Februar möchte sie deshalb Schüler bei einer Veranstaltung für das Handwerk begeistern. Unter dem Motto „Karriere mit Schere“lädt sie am 18. Februar 20 Schüler zu einem Info-Vormittag mit verschiedenen Aktionen ein. Damit hofft sie, die Teilnehmerzahl der Berufschulklasse künftig wieder etwas anheben zu können. Denn wenn es drei Jahre in Folge nur eine Kleinklasse gebe, dann könnte die Klasse eingestellt werden. „Dann müssten wir auf jeden Fall entsprechende Gespräche führen“, sagt Galla. Noch sei sie jedoch zuversichtlich, dass es soweit nicht kommen werde.
Doch nicht nur bei Auszubildenden, auch bei der Suche nach ausgelernten Fachkräften tun sich viele Friseursalons schwer. „Es ist wirklich extrem schwierig, die richtigen Leute zu finden, wenn man jemanden sucht“, sagt Miriam Jahke, Inhaberin des Tuttlinger Friseursalons Heckenberger. Personal habe sie im Moment zwar genügend, doch aus Erfahrung wisse sie, dass es machmal schwer sei, geeignete Fachkräfte zu finden, berichtet auch Daniela Staudacher vom gleichnamigen Friseursalon.
„Wir müssen arbeiten, wenn ganz Tuttlingen frei hat“
Rund drei Monate müsse man in der Regel einplanen, bis sich überhaupt jemand auf eine Stelle melde, sagt Jahke. „Ich glaube, das liegt vor allem daran, dass unser Beruf sowohl körperlich,