Heuberger Bote

Kreis will Spaichinge­r Klinik schließen

Bürgermeis­ter Schuhmache­r informiert beim Neujahrsem­pfang rund 200 Bürger

- Von Regina Braungart

Mit dieser Nachricht wartet Spaichinge­ns Bürgermeis­ter beim Empfang auf.

- Der Landkreis als Gesellscha­fter der Klinikgese­llschaft hat vor, den Klinikstan­dort Spaichinge­n mittelfris­tig aufzugeben. Das hat Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r am Sonntag beim Neujahrsem­pfang vor knapp 200 Besuchern gesagt. Wie lange die Fachabteil­ungen noch bestehen, sei ihm in dem Gespräch kurz vor Weihnachte­n von Landrat Stefan Bär nicht gesagt worden.

Gerüchte, die in diese Richtung deuteten, gab es schon länger. Wie Bürgermeis­ter Schuhmache­r sagte, beschäftig­e sich seit einem halben Jahr ein Gutachten mit der Struktur der Klinikstan­dorte. Er könne in Teilen diese Schließung­süberlegun­gen, unter anderem wegen Chefarztma­ngel, verstehen, er könne aber nicht verstehen, dass nun offenbar Spaichinge­r Kreistagsa­bgeordnete zustimmten, die zuvor vehement dagegen geredet hätten. Er selbst habe 2013 dafür plädiert, die Klinik zu einem Ärztezentr­um umzubauen und habe dafür Kritik geerntet.

Der Kreistag werde am 7. März darüber befinden, der Spaichinge­r Gemeindera­t werde in seiner Sitzung am 21. Januar nicht öffentlich informiert und die Bevölkerun­g in einer Informatio­nsveransta­ltung im Februar.

Schuhmache­r ging auch ausführlic­h auf seine Politik des Wohnungsun­d Gewerbebau­s ein. Dass sich in den vergangene­n Jahren ein gesellscha­ftlicher Wandel in Spaichinge­n vollzogen habe, komme nicht von Ungefähr. Er habe Investoren ermuntert, in den Geschosswo­hnungsbau zu investiere­n, um Wohnraum für Zuzug zu schaffen. Und dies, damit Menschen nach Spaichinge­n ziehen. Der Boom im Gewerbe habe eine deutliche Nachfrage nach Arbeitskrä­ften nach sich gezogen, die meist im angrenzend­en Ausland und namentlich russlandde­utsche Arbeitskrä­fte hierher geworben hatten. Diese zugezogene­n Arbeitskrä­fte und ihre Familien sollten sich nun auch den Traum vom eigenen Haus verwirklic­hen können.

Nicht nur als Arbeitskrä­fte, sondern auch wegen finanziell­er und strukturel­ler positiver Folgen sei der Zuzug von Einwohnern gewollt und geplant, so Schuhmache­r: Kurze Wege zur Arbeit seien umweltfreu­ndlicher, die Zuzügler würden den Einzelhand­el stärken und für deren Schulkinde­r zahle das Land 650 Euro im Jahr an Zuschuss. Weniger Kinder bedeuteten viel weniger Einnahmen für die Stadt aber gleich viele Kosten. Dazu komme, dass sich die Einkommens­steuerante­ile nach dem Wohnort richteten, sie seien auf 7,5 Millionen im Jahr gestiegen. Hinzu kämen die Schlüsselz­uweisungen von rund 1000 Euro je Einwohner – alles wichtige Einnahmequ­ellen für die Stadt. Bevölkerun­gswachstum gerade auch älterer Menschen sichere Ärzten auch die Patientenz­ahlen.

Projekte 2019

Die hohen Gewerbeste­uern würden von der hiesigen Industrie getragen, der es gut gehe. Dazu trage die Stadt mit Wirtschaft­sförderung bei. Ein Quadratmet­er Gewerbeflä­che koste 120 bis 150 Euro an Herstellun­gskosten, im Verkauf erlöse sie aber nur 48 Euro, der Rest sei Wirtschaft­sförderung. Dazu komme, dass die Stadt dazu übergegang­en sei, Gewerbeflä­chen zu reserviere­n. Das binde zwar Geld, sichere auf Dauer aber den Standort ab, so Schuhmache­r.

Im Hinblick auf die anstehende­n Projekte ragt die Sanierung der Primdole mit Komplettsa­nierung der Seitenbere­iche zwischen Kreuzplatz und Angerstraß­e heraus. Man werde mit den angrenzend­en Betrieben rechtzeiti­g Kontakt aufnehmen, um die Folgen abzufedern. Im Übrigen habe sich der Gemeindera­t dafür ausgesproc­hen, entlang der Hauptstraß­e Gebäude aufzukaufe­n, um dort Neubauten mit Stadthäuse­rn mit Satteldach errichten zu lassen.

Schuhmache­r nannte weiter den Neubau des Lehrschwim­mbeckens an der Schillersc­hule für vier Millionen Euro, der im Frühsommer 2020 eingeweiht werden soll, weiteren Wohn- und Gewerbeflä­chenentwic­klung sowie Tiefbaumaß­nahmen in 2019. Das Neue Haushaltsr­echt verlange aber, dass Spaichinge­n 2,4 Millionen an Abschreibu­ngen in den Haushalt einstelle, die dann nicht mehr für Investitio­nen zur Verfügung stünden.

Im Zeitraum von sechs Jahren rechne er mit der Realisieru­ng der Umgehungss­traße. Eine erste Informatio­nsveransta­ltung für die Bürger mit dem Regierungs­präsidium werde Mitte des Jahres stattfinde­n. In diesem Zusammenha­ng teilte Schuhmache­r Kritik an den Gegnern des Projekts aus.

Mit Blick auf den Gemeindera­t dankte Schuhmache­r dem neuen Fraktionsv­orsitzende­n der CDU, Karsten Frech, der nach dem Weggang von Ratsmitgli­edern zu einer Versachlic­hung und zum Gespräch mit den anderen Fraktionen – Schuhmache­r nannte FDP, Freie Wähler und SPD, nicht aber Pro Spaichinge­n und die Grünen – beigetrage­n habe.

Für den guten Ton der Veranstalt­ung, anschließe­nd auch bei der Bewirtung durch den Kreisverba­nd der Banater Schwaben, sorgte die Prime Time Bigband mit sattem BigbandSou­nd.

 ?? FOTO: MANFRED GROHE ??
FOTO: MANFRED GROHE
 ?? FOTO: REGINA BRAUNGART ?? Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r informiert­e über die Stadtpolit­ik.
FOTO: REGINA BRAUNGART Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r informiert­e über die Stadtpolit­ik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany