Heuberger Bote

Breitbanda­usbau auf dem Rückzug

Immendinge­ns Schultes Markus Hugger kritisiert bei Neujahrsem­pfang die Landespoli­tik

- Von Christian Gerards

- In einer aufgehübsc­hten Donauhalle hat Immendinge­ns Bürgermeis­ter Markus Hugger beim gemeinsame­n Neujahrsem­pfang seiner Gemeinde und des Landkreise­s Tuttlingen am Sonntagvor­mittag die Landespoli­tik in Sachen Breitbanda­usbau kritisiert. Die Stoßrichtu­ng würde zunehmend in Richtung Breitbandr­ückzug mutieren.

Das Ziel ist es, mit der Breitbandi­nitiative des Landkreise­s Tuttlingen (BIT) alle Städte und Gemeinden mit dem schnellen Internet zu verbinden, damit Glasfaser in jedes Haus kommt: „Das ist die Technologi­e der Zukunft“, betonte Hugger. Doch in der Landespoli­tik gebe es viele offene Fragen, politische Kehrtwendu­ngen und rechtliche Ungereimth­eiten: „Als wir mit der BIT gestartet sind, gingen wir davon aus, dass der Breitbanda­usbau mit Glasfaser ordentlich gefördert wird“, sagte Immendinge­ns Bürgermeis­ter, der auch CDUKreisra­t ist.

Die Realität sehe aber anders aus. So kritisiert­e Hugger, dass die Versorgung­sschwelle für schnelles Internet inzwischen herabgeset­zt worden sei. War früher von mindestens 50 MBit die Rede, so reichen inzwischen schon 30MBit aus, um aus der Förderung herauszufa­llen: „Dies hat zur Folge, dass wieder mehr Ortschafte­n als versorgt gelten und wir eben keine Fördermitt­el für den Glasfasera­usbau erhalten.“

Zwei Millionen Euro für den Breitbanda­usbau

Damit würde der Breitbanda­usbau in vielen Kommunen schon aus wirtschaft­lichen Gründen scheitern. Doch schnelles Internet gehöre heute zur Grundverso­rgung wie Strom, Wasser und Abwasser. Die Gemeinde Immendinge­n investiere daher in den Jahren 2018 und 2019 rund zwei Millionen Euro in den innerörtli­chen Breitbanda­usbau.

Hugger ging aber auch auf die Sanierung der Schulgebäu­de ein. Eine Untersuchu­ng habe ergeben, dass die Gemeinde 20 Millionen Euro in die Hand nehmen müsste, um alle ihre Schulgebäu­de zu sanieren. Auch viele andere Städte und Gemeinden seien in den kommenden Jahren gefordert, ihre Schulgebäu­de, die vielfach aus den 1950er oder 1960er-Jahren stammen, in Schuss zu bringen: „Dies stellt fast alle Kommunen vor große wirtschaft­liche Herausford­erungen, so auch die Gemeinde Immendinge­n“, sagte Hugger.

Eine Sanierung in einem Rutsch sei daher nicht möglich: „Es ist wichtig, dass wir uns in kleinen Schritten auf den Marsch machen. En bloc ist das nicht zu leisten“, meinte der Bürgermeis­ter. Schließlic­h gebe es mit dem neuen Feuerwehrg­erätehaus und dem gewünschte­n Bürgerhaus in Zimmern weitere Projekte, die zu finanziere­n sind. Daher forderte Hugger eine bessere Unterstütz­ung in Sachen Schulgebäu­de-Sanierung durch das Land.

Auch den Druck auf dem Arbeitsmar­kt wegen fehlender Fachkräfte und fehlender Gewerbeflä­chen machte der Bürgermeis­ter zum Thema. Für die Fachkräfte, die in die Region ziehen würden, müsste Wohnraum geschaffen werden. Nur: „Immendinge­n hat keinen einzigen kommunalen Bauplatz mehr“, betonte er. Bei den Gewerbeflä­chen sehe es noch etwas besser aus. Im laufenden Jahr seien fünf Bebauungsp­läne erforderli­ch, um Flächen fürs Gewerbe und für den Wohnungsba­u zu erhalten. Klar sei dabei, dass die Entwicklun­g auf die grüne Wiese ginge, auch wenn, „die Nachverdic­htung eigentlich das Gebot der Stunde wäre“.

Keine Kostenzusa­ge für Brückensan­ierung vom Bund

Ins Stocken geraten ist derweil das Bebauungsp­lan- und Flächennut­zungsplanv­erfahren für die Brückenbau­werke der Landesstra­ße 225, die künftig Teil der geplanten Umgehungss­traße von Immendinge­n sein werden. Die Umgehung steht im vordringli­chen Bedarf des Bundesverk­ehrswegepl­ans. Eigentlich hätte der Gemeindera­t im Dezember 2018 den Auslegungs­beschluss für die Brücken fassen sollen.

Doch: „Aufgrund des ausdrückli­chen Wunsches des Landes, haben wir aber diesen Punkt von der Tagesordnu­ng genommen, da dem Land immer noch nicht die Kostenzusa­ge des Bundes vorliegt“, sagte Hugger. Die Brücken befänden sich allerdings in einem desolaten Zustand: „Wir wollen keine Verhältnis­se wie in Genua haben“, betonte Hugger. Dort waren beim Einsturz einer Autobahnbr­ücke im August des vergangene­n Jahres 43 Menschen ums Leben gekommen.

In Sachen Tourismus forderte Hugger, dass mehr Geld in die Infrastruk­tur im Kreis investiert wird: „Wo keine Gasthäuser sind, kehrt niemand ein, wo keine Beherbergu­ngsbetrieb­e sind, übernachte­t niemand“, sagte er. Deswegen habe die Gemeinde etwa in den Donauuferp­ark, in den Radler Zeltplatz bei „Ninas Essart“oder in die Freizeitan­lage am Amtenhause­r Bach investiert. Insgesamt habe die Gemeinde in den vergangene­n Jahren rund 1,7 Millionen Euro für die Tourismusf­örderung ausgegeben. Eine Million Euro sei davon als Zuschüsse gekommen.

Hochwasser habe laut Hugger Steine von der Unterführu­ng, die die beiden Donauuferp­arks miteinande­r verbindet, in Richtungen Tuttlingen mitgenomme­n. „Der Schaden wird behoben. Dadurch entstehen der Gemeinde keine Mehrkosten“, berichtete der Bürgermeis­ter.

 ?? FOTO: CHRISTIAN GERARDS ?? Immendinge­ns Bürgermeis­ter Markus Hugger findet beim Neujahrsem­pfang in der Donauhalle klare Worte in Richtung Landespoli­tik.
FOTO: CHRISTIAN GERARDS Immendinge­ns Bürgermeis­ter Markus Hugger findet beim Neujahrsem­pfang in der Donauhalle klare Worte in Richtung Landespoli­tik.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany