Landrat bewirbt sich um zweite Amtszeit
Stefan Bär kündigt beim Neujahrsempfang an, dass er die Projekte weiter begleiten möchte
- Tuttlingens Landrat Stefan Bär wird sich im Januar 2020 erneut zur Wahl stellen. Das sagte er am Sonntag beim Neujahrsempfang des Landkreises mit der Gemeinde Immendingen in der Donauhalle in Immendingen. „Ich würde gerne die angestoßenen und anstehenden Projekte weiter begleiten. Zumal mir mein Amt weiter viel Spaß und Freude macht“, sagte Bär.
Er werde nach der Konstituierung des neuen Kreistags im Juli das Gespräch mit allen Fraktionen suchen und „um ihr Vertrauen und ihre Unterstützung für eine weitere Amtszeit bitten“, meinte Bär, der eine positive Bilanz für die Region zog.
2018 sei ein gutes Jahr für die Wirtschaft sowie die Städte und Gemeinden im Landkreis Tuttlingen gewesen. Dies wäre durch das Wirtschaftsranking von Focus Money (wir berichteten), das den Landkreis deutschlandweit auf Platz sieben einstufte, bestätigt worden. „Darauf können wir stolz sein“, erklärte Bär. Man wisse zwar, dass es nicht ständig nach oben gehen könne: „Vor zu viel Schwarzmalerei möchte ich aber warnen.“Der prognostizierte Abschwung sei für viele Betriebe eine „erholsame und willkommene Beruhigung“, da die Firmen zuvor eher „überhitzt“waren.
Trotz der großen politischen Fragen – wie dem Brexit, dem Handelsstreit zwischen den USA und China, der Situation in den USA und mit Russland – müsse man im Landkreis versuchen, unter den gegebenen Bedingungen, das Beste herauszuholen. „Unser oberstes Ziel ist es, bestmögliche Rahmenbedingungen für unsere Gemeinden und die Wirtschaft zu schaffen und damit den Wohlstand zu sichern“, sagte Bär.
Breitband, Gesundheitsversorgung und ÖPNV als Herausforderungen
Dafür sei ein besseres Standortmarketing notwendig. Die Stärken und Vorteile der Region, von denen andere Teile der Republik nichts wüssten, müssten hervorgehoben werden, auch um beim Anwerben von Fachkräften erfolgreich zu sein. „Das ist ein Problem, das uns in fast allen Bereichen drückt“, sagte Bär. Zwar sei die Region immer noch Wachstumsund damit Zuzugslandkreis. „Es wird aber immer schwieriger, die erforderlichen Kräfte zu finden.“
Zu den zentralen Herausforderungen im Jahr 2019 gehören laut Bär der Ausbau der Breitbandinfrastruktur, der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) samt dem Ausbau des Ringzugs und die Gesundheitsversorgung. Beim ersten Ziel, der besseren Versorgung mit schnellem Internet, sei man trotz aller Widrigkeiten auf einem guten Weg, betonte Bär. Ein Viertel des Backbone-Netzes (55 von 216 Kilometer) wären verlegt.
Auf rund 580 000 gefahrene Schienenkilometer mit 7,5 Millionen Fahrgästen bringt es der Ringzug innerhalb von zwölf Monaten. Gerade in Zeiten eines erhöhten Pendleraufkommens sei der Bedarf am ÖPNV – mit den Bussen sowie dem Ringzug als „S-Bahn im ländlichen Raum“– gestiegen. 30 Millionen Euro werde in die Infrastruktur investiert. Die Strecken Immendingen – Tuttlingen und Tuttlingen-Fridingen müssten elektrifiziert werden. Auch über den Ausbau von Haltepunkten werde nachgedacht.
Knittel: Bedeutung des Tourismus im Landkreis nimmt zu
Beim Thema Gesundheit gebe es laut Bär einen akuten Bedarf. Die Nachfrage steige. Allerdings werde einer Studie zufolge jeder fünfte Arzt im Landkreis in den nächsten ein bis drei Jahren altersbedingt aufhören. Weil sich die Suche nach Nachfolgern schwierig gestalte, habe man einen Leitfaden erstellt und Kümmererstellen eingerichtet, die dabei unterstützen. Zudem gebe es erste Modellprojekte der Telemedizin. Dennoch sei ein Umdenken erforderlich, sagte Bär und nannte als Möglichkeit „gemeindeübergreifende Lösungen“wie Ärztehäuser.
Zuvor hatte Walter Knittel, Geschäftsführer der Donaubergland GmbH, über die Bedeutung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor im Landkreis Tuttlingen referiert. Zwar sei und bleibe die Region ein Industrielandkreis. Der Tourismus habe sich im Kreis aber dynamisch entwickelt und werde zunehmend eine wichtige Rolle spielen. Von 2016 auf 2017 sei die Zahl der Übernachtungen (in Betrieben mit zehn und mehr Betten) um 14,8 Prozent und damit um 37 000 Übernachtungen angestiegen. „Damit sind wir der Aufsteiger des Jahres“, freute sich Knittel. Die Steigerung habe zu einem Umsatzplus von 4,8 Millionen Euro geführt. „Geld, das in der Region bleibt.“Die Übernachtungsgäste sind aber nicht nur Touristen. Von Montag bis Donnerstag würden die Betten durch die Geschäftsleute gefüllt. Erst am Wochenende kämen die Radler und Wanderer in die Hotels und Gasthöfe der Region.
Die Basis für den Tourismus sei die Infrastruktur. Die Touristen kämen nur dorthin, wo ihnen etwas geboten wird. „Der Gast folgt der Infrastruktur“, sagte Knittel. Dabei kämen die Investition in den Tourismus nicht nur dem Touristen, sondern auch den Menschen vor Ort zugute. „Das ist eine Investition in die Lebensqualität der Einheimischen“, sagte der Donaubergland-Geschäftsführer, der ankündigte, dass im Mai der sechste Premiumwanderweg eröffnet werde.