Trotzreaktion der Skijägerinnen
Nach der Blamage im Sprint wird die deutsche Frauenstaffel am Sonntag in Oberhof Zweite, die Männer sind so schlecht wie zuletzt 2008
(SID) - Sofort eilten die deutschen Biathletinnen zu Pechvogel Denise Herrmann und nahmen ihre Schlussläuferin in die Arme, nachdem diese den Staffel-Sieg beim letzten Schießen verballert hatte. Während die gescholtenen DSV-Frauen mit dem zweiten Rang nur drei Tage nach dem historischen Sprint-Debakel für einen versöhnlichen Abschluss des Weltcups in Oberhof sorgten, enttäuschten die deutschen Männer trotz „Papa-Power“mit Rang acht maßlos.
„Bei zwei Strafrunden und 17 Nachladern ist einfach nicht mehr drin. Aber es bleibt das Positive dieser Tage hängen. Wir haken das ab und gehen optimistisch in die nächste Woche“, sagte Bundestrainer Mark Kirchner nach dem schlechtesten Staffelrennen der Männer des Deutschen Skiverbandes (DSV) im Weltcup seit Rang neun in Hochfilzen am 14. Dezember 2008.
Nur Jungvater Erik Lesser überzeugte. Der Thüringer Lokalmatador gab nur einen Tag nach der Geburt seiner Tochter Anouk schon wieder den souveränen Startläufer. Der formschwache Simon Schempp erlebte jedoch wie Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer, der Ende November Vater eines Mädchens geworden war, einen rabenschwarzen Tag: Beide handelten sich eine Strafrunde ein, Schlussläufer Benedikt Doll vermied die Extraschleife nur in höchster Not. Der Rückstand betrug gleich 2:54,9 Minuten auf die siegreichen Russen, Rang zwei ging an Frankreich (1:01,1 Minuten zurück) vor Österreich (2:18,6).
„Da bin ich genervt von mir selbst, das war keine gute Leistung“, sagte Peiffer im ZDF. Noch am Samstag hatte der 31-Jährige eine bärenstarke Verfolgung gezeigt und den deutschen Männern mit Platz zwei hinter dem norwegischen Dominator Johannes Thingnes Bö den vierten Podestplatz des Winters beschert.
Bei den Frauen ging die Kurve in der Staffel dagegen weiter nach oben – auch wenn Herrmann in Führung liegend gleich zweimal in die Strafrunde musste und den Sieg herschenkte. „Mit dem zweiten Platz dürfen wir aber auch nicht unzufrieden sein“, sagte Disziplintrainer Florian Steirer.
Preuß macht 39 Ränge gut
Karolin Horchler, Franziska Hildebrand und Franziska Preuß hatten zuvor einen Erfolg für die Frauen in einem turbulenten Rennen mit nervenstarken Darbietungen bei schwierigen Windverhältnissen in greifbare Nähe gebracht, ehe Herrmann wie so oft am Schießstand die Nerven versagten. „Ich war schon auch ein bisschen nervös. Solche Situationen muss man halt erleben und daraus lernen“, sagte Herrmann.
Nach der Blamage im Sprint, als erstmals überhaupt keine Deutsche die Top 30 erreicht hatte, war auch Rang zwei Balsam auf die geschundene Seele. „Das Ergebnis gibt ganz viel Mut“sagte Preuß. Nach 4x6 km triumphierte Russland 33,5 Sekunden vor Deutschland und Tschechien (36,7).
Schon in der Verfolgung am Samstag hatten die DSV-Frauen eine starke Reaktion gezeigt, allen voran Preuß, die sich gleich um 39 (!) Plätze auf Rang sechs verbessert hatte. Auch Herrmann als Neunte und Horchler auf Rang elf rehabilitierten sich – und machten das Fehlen von Biathlon-Königin Laura Dahlmeier, die nach einem Infekt auf die Rennen im Thüringer Wald verzichtet hatte, kurzzeitig vergessen.
Schon am Donnerstag wird die Doppel-Olympiasiegerin in Ruhpolding beim Sprint der Frauen über 7,5 km wie auch die zuletzt erkältete Vanessa Hinz wieder an Bord sein: „Vorausgesetzt, dass nicht wieder jemand krank wird, ist es fix, dass sie nächste Woche dazukommen“, sagte Steirer. Bereits am Mittwoch (beide 14.30 Uhr/ARD und Eurosport) geht es für die Männer in Oberbayern mit dem Sprint über 10 km weiter.