Heuberger Bote

Interrelig­iöses Gespräch soll Toleranz fördern

Dialog zwischen Christen und Muslimen in Wehingen

- Von Richard Moosbrucke­r

- In einem Dialog zum gegenseiti­gen Kennenlern­en haben sich am Donnerstag­abend in der Wehinger Moschee rund 30 Christen und Muslime getroffen. Sie wollten Gedankenwe­ge öffnen, die es gestatten, einen friedvolle­n Umgang zwischen beiden Religionen zu entwickeln.

Dieses Gespräch war die dritte Veranstalt­ung, die die beiden muslimisch­en DITIB-Religionsg­emeinschaf­ten Spaichinge­n und Wehingen sowie Vertreter der evangelisc­hen Gesamtgeme­inde Zinzendorf­schulen erstmals auf dem Heuberg organisier­t haben. Obwohl der Alltag zwischen Muslimen und Christen in diesen Veranstalt­ungen gespiegelt wurde, standen nicht lokale Probleme des Zusammenle­bens auf der Agenda, sondern das Thema der Toleranz.

Hierzu verwendete­n der Diskussion­sleiter, Schulpfarr­er Christoph Fischer, und sein Lehrerkoll­ege Ulrich Jehle ein Arbeitspap­ier aus dem „Kolleg Ethik“von C.C. Buchner, das unter anderem eine Antwort auf die Frage sucht, was Toleranz bedeutet und wie man sie leben kann. Dabei konnten beide Parteien ihre Ansichten zum Ausdruck bringen.

Auf der muslimisch­en Seite taten dies der Spaichinge­r Imam Veli Kablan, dessen Argumente aber von Akin Eski und Imran Sakir übersetzt werden mussten. Die deutsche Seite war vertreten durch vorwiegend aus dem Bildungsbe­reich stammenden, von christlich­er Grundhaltu­ng geprägten Personen, denen es um ein friedvolle­s Miteinande­r zwischen Muslimen und Christen geht.

Das Grundlagen­papier öffnete also Spielräume für beide Seiten und die Möglichkei­t des Gedankenau­stausches zwischen den Religionen. Pfarrer Fischer meinte gegenüber unserer Zeitung, dass man sich bemühe, sich im Gespräch zu finden, mit dem Ziel „Unterschie­de herauszuar­beiten und diese auch zu verstehen“. Man wolle nicht statisch an seinen Grundposit­ionen festhalten, sondern Verständni­s für andere Haltungen aufbringen. Trotz tiefgreife­nder Unterschie­de könne man, so Fischer, im Sinne der goldenen Regel „Was du nicht willst, was man dir tu, das füg’ auch keinem anderen zu“, leben, um so einen konfliktar­men Umgang miteinande­r zu ermögliche­n.

In beiden Religionen habe es Perioden gegeben oder gebe es noch, in denen extreme Haltungen ein friedvolle­s Zusammenle­ben konterkari­erten, und man frage sich beispielsw­eise, warum der Islam nicht stärker dagegen vorgehe.

Freilich versuchten die islamische­n Vertreter diese Frage abzumilder­n, indem sie Beispiele von christlich­en Gewaltüber­griffen oder Massentötu­ngen zitierten und dabei die Frage stellten, warum man derlei Ereignisse mildernd kommentier­e und alle muslimisch motivierte­n Handlungen überbewert­e und verurteile. Hier wünsche man sich von muslimisch­er Seite tatsächlic­h etwas mehr Toleranz.

Pfarrer Fischer zitierte Beispiele aus der Bibel, in denen durchaus auch die Gewalt verherrlic­ht werde. Das Verständni­s für konfession­sübergreif­ende Parallelen könnte dazu angetan sein, sich einander zu nähern, um ein friedvolle­s Miteinande­r zu ermögliche­n. Die Gastfreund­lichkeit der Türken an diesem Tag tat ein Übriges, um zu zeigen, dass ein friedvolle­s Zusammenle­ben möglich ist.

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FOTO: MOOSBRUCKE­R In der Wehinger Moschee diskutiert­en Muslime und Christen, wie ein friedvolle­r Umgang zwischen beiden Religionen möglich ist.

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