Interreligiöses Gespräch soll Toleranz fördern
Dialog zwischen Christen und Muslimen in Wehingen
- In einem Dialog zum gegenseitigen Kennenlernen haben sich am Donnerstagabend in der Wehinger Moschee rund 30 Christen und Muslime getroffen. Sie wollten Gedankenwege öffnen, die es gestatten, einen friedvollen Umgang zwischen beiden Religionen zu entwickeln.
Dieses Gespräch war die dritte Veranstaltung, die die beiden muslimischen DITIB-Religionsgemeinschaften Spaichingen und Wehingen sowie Vertreter der evangelischen Gesamtgemeinde Zinzendorfschulen erstmals auf dem Heuberg organisiert haben. Obwohl der Alltag zwischen Muslimen und Christen in diesen Veranstaltungen gespiegelt wurde, standen nicht lokale Probleme des Zusammenlebens auf der Agenda, sondern das Thema der Toleranz.
Hierzu verwendeten der Diskussionsleiter, Schulpfarrer Christoph Fischer, und sein Lehrerkollege Ulrich Jehle ein Arbeitspapier aus dem „Kolleg Ethik“von C.C. Buchner, das unter anderem eine Antwort auf die Frage sucht, was Toleranz bedeutet und wie man sie leben kann. Dabei konnten beide Parteien ihre Ansichten zum Ausdruck bringen.
Auf der muslimischen Seite taten dies der Spaichinger Imam Veli Kablan, dessen Argumente aber von Akin Eski und Imran Sakir übersetzt werden mussten. Die deutsche Seite war vertreten durch vorwiegend aus dem Bildungsbereich stammenden, von christlicher Grundhaltung geprägten Personen, denen es um ein friedvolles Miteinander zwischen Muslimen und Christen geht.
Das Grundlagenpapier öffnete also Spielräume für beide Seiten und die Möglichkeit des Gedankenaustausches zwischen den Religionen. Pfarrer Fischer meinte gegenüber unserer Zeitung, dass man sich bemühe, sich im Gespräch zu finden, mit dem Ziel „Unterschiede herauszuarbeiten und diese auch zu verstehen“. Man wolle nicht statisch an seinen Grundpositionen festhalten, sondern Verständnis für andere Haltungen aufbringen. Trotz tiefgreifender Unterschiede könne man, so Fischer, im Sinne der goldenen Regel „Was du nicht willst, was man dir tu, das füg’ auch keinem anderen zu“, leben, um so einen konfliktarmen Umgang miteinander zu ermöglichen.
In beiden Religionen habe es Perioden gegeben oder gebe es noch, in denen extreme Haltungen ein friedvolles Zusammenleben konterkarierten, und man frage sich beispielsweise, warum der Islam nicht stärker dagegen vorgehe.
Freilich versuchten die islamischen Vertreter diese Frage abzumildern, indem sie Beispiele von christlichen Gewaltübergriffen oder Massentötungen zitierten und dabei die Frage stellten, warum man derlei Ereignisse mildernd kommentiere und alle muslimisch motivierten Handlungen überbewerte und verurteile. Hier wünsche man sich von muslimischer Seite tatsächlich etwas mehr Toleranz.
Pfarrer Fischer zitierte Beispiele aus der Bibel, in denen durchaus auch die Gewalt verherrlicht werde. Das Verständnis für konfessionsübergreifende Parallelen könnte dazu angetan sein, sich einander zu nähern, um ein friedvolles Miteinander zu ermöglichen. Die Gastfreundlichkeit der Türken an diesem Tag tat ein Übriges, um zu zeigen, dass ein friedvolles Zusammenleben möglich ist.