Suche Baufirma mit Qualität
Gute Handwerker sind auch in Zeiten des Baubooms zu bekommen – man muss nur wissen, wie man sie findet
(dpa) – Handwerker sind schwer zu bekommen. Gute Handwerker erst recht. Dennoch müssen Auftraggeber nicht gleich tiefstapeln, wenn sie auf die Suche gehen. „Wer sich für eine Baumaßnahme entscheidet, plant meist langfristig. Daher sollte der Bauherr bei der Qualität der Leistung sowie Seriosität des Unternehmens durchaus wählerisch sein und den Blick nicht allein auf den Preis richten“, meint Klaus-Dieter Müller, Innungsobermeister der Baugewerksinnung Berlin und Präsident der Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg. Er empfiehlt, sich bei der Suche nach einer passenden Baufirma an die zuständige regionale Innung oder an Fachverbände zu wenden.
Ein Indiz für die Qualität und Fachkunde eines Unternehmens ist es, wenn der verantwortliche Betriebsinhaber einen Meistertitel führt. Auch bei einem Ausbildungsbetrieb ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass das Geschäft nicht nur auf kurzfristige Erfolge ausgelegt ist. Nur wer wirklich qualifiziert ist, hat auch die Kompetenz, erfolgreich Facharbeiter auszubilden. „Eine gute Quelle ist auch der eigene Bekanntenkreis“, sagt Matthias Bauer, Experte für Bauen, Wohnen, Energie bei der Verbraucherzentrale BadenWürttemberg in Stuttgart. „Hat ein Betrieb hier gut gearbeitet, wird er sicher weiterempfohlen.“
Alles schriftlich fixieren
Wer nicht gleich auf Anhieb einen Termin bei seiner Wunschfirma bekommt, sollte – wenn möglich – lieber etwas warten. Auch Onlineportale können hilfreich sein. „Dann sollten Kunden aber unbedingt vorher mit der ausgewählten Firma die Einzelheiten des Auftrags klären und auch ihre Seriosität prüfen“, rät Bauer. Denn im Internet sind auch schwarze Schafe unterwegs.
Die häufigste Variante im Netz sind Vermittlungsportale. Darin können Kunden ihren Auftrag online stellen und sich am Ende der Ausschreibung für einen Anbieter entscheiden. „Nutzer sollten darauf achten, dass ihr Angebot bei Portalen unverbindlich ist und kein Vergabezwang besteht. Die Entscheidung, ob und an wen sie schließlich den Auftrag erteilen, sollte nur bei ihnen liegen“, erklärt Bauer. Um teure Anfahrtskosten zu vermeiden, sind Handwerker aus der Region zu empfehlen.
„Bauherren dürfen sich nicht scheuen, souverän und selbstbewusst aufzutreten“, meint Florian Becker, Geschäftsführer des Bauherren-Schutzbundes (BSB) in Berlin. „Schließlich sind sie keine Bittsteller, sondern investieren viel Geld.“Sie können offensiv vorgehen und Fragen stellen. Wann wurde die Firma gegründet? Welche Leistungen führt sie selbst aus? Welche Nachunternehmen werden beauftragt? Kann man Referenzobjekte ansehen?
Bei einem Neubau haben die Bauherren allerdings meist wenig Spielraum, sich selbst einen Baubetrieb auszusuchen. „Es ist selten geworden, dass Käufer ein Grundstück erwerben und dann darauf bauen“, hat Becker beobachtet. Gerade in Ballungsgebieten werden Grundstücke heutzutage von Projektentwicklungsgesellschaften erworben und bebaut. „Damit entscheidet der Bauplatz, welche Firma als Generalunternehmer infrage kommt“, so Becker. „Diese Hausbaufirma arbeitet dann meist mit ihren erprobten Partnern und Subunternehmen zusammen. Der Bauherr hat da wenig Einfluss.“Gehen private Bauherren aber selbst Projekte an, sollten sie möglichst professionell vorgehen.
„Oft haben Bauherren gar keine Vorstellung davon, was sie genau wollen. Sie fragen beispielsweise bei Firmen nach dem Preis für eine Badsanierung, ohne anzugeben, welche Leistungen konkret darin enthalten sein sollen. Das macht die Verhandlungen nicht unbedingt leichter“, sagt Matthias Bauer. Er rät Kunden deshalb, das Projekt ganz genau zu definieren mit allen Leistungen und Gewerken, die dafür notwendig sind. „Etwa so wie bei einer Ausschreibung. Auf dieser Basis sollten sie dann zwei bis drei Angebote von Firmen einholen.“
Wichtig ist, dass die Angebote und Voranschläge auch alle Vor-, Nach- und Nebenarbeiten berücksichtigen, beim Fenstertausch zum Beispiel auch den Gerüstbau. „Nur so ist ein aussagefähiger Preisvergleich für das Gesamtprojekt möglich“, betont Bauer. Bei größeren Umbau- oder Modernisierungsvorhaben kann es Sinn machen, eine Firma zu beauftragen, die dann die Regie übernimmt. Damit hat der Bauherr nur einen Ansprechpartner. Er profitiert von der Expertise der koordinierenden Firma, die oft Unternehmen heranzieht, mit denen sie bereits gut zusammengearbeitet hat.
„Ob der Auftraggeber dann mit jedem einzelnen Handwerksbetrieb einen Vertrag abschließt oder nur mit der Regie führenden Firma, muss individuell entschieden werden“, sagt Bauer. Im Vertrag muss alles schriftlich vereinbart, sämtliche zu leistenden Arbeiten und Anforderungen mitsamt Preisen aufgelistet werden. „Wer sich auf mündliche Absprachen verlässt, kann Probleme bekommen beim Pochen auf Preise, bei Nachbesserungen oder bei rechtlichen Schritten“, warnt Bauer.