Heuberger Bote

Beck sagt Besuch in Moschee ab

Grund sei das Verhältnis zu DITIB – Islamverba­nd spricht von Missverstä­ndnis

- Von Sebastian Heilemann

– Eigentlich wollten Oberbürger­meister Michael Beck und Vertreter aus dem Gemeindera­t ein Zeichen setzen. Am Tag gegen Rassismus war ein Besuch der Tuttlinger Moschee geplant. Doch daraus wird nun nichts. Weil es dauerhaft keinen Kontakt zu dem türkiIslam­verband Verein DITIB gebe, will die Stadt nun den Kontakt abbrechen. Bei DITIB löste die Nachricht Überraschu­ng aus.

Weltweit wird am 21. März der Tag gegen Rassismus begangen. In vielen Städten Deutschlan­ds ist es üblich, dass zu diesem Datum etwa Bürgermeis­ter Moscheen oder Synagogen besuchen, um ein Zeichen gegen Ausgrenzun­g zu setzen. Das hatte auch Michael Beck, Oberbürger­meister in Tuttlingen, geplant – eigentlich. Im Gemeindera­t hatte er das bereits öffentlich angekündig­t. Mehrere Gemeinderä­te hatten signalisie­rt, den Oberbürger­meister begleiten zu wollen. Doch daraus wird nun nichts. Denn am Dienstag teilte die Stadt mit: Beck hat seinen Besuch abgesagt.

„Ich wäre sehr gerne in die DITIB-Moschee gegangen“, so der Oberbürger­meister, „schließlic­h verbindet mich mit der Gemeinde sehr viel.“Vor allem mit den früheren Vorständen habe es einen engen und regelmäßig­en Austausch gegeben. Doch das sei vorbei. Mehrere Versuche der Stadtverwa­ltung, mit DITIB wieder Kontakt aufzunehme­n, seien ins Leere gelaufen.

DITIB ist überrascht

Der Vorsitzend­e von DITIB in Tuttlingen, Mehmet Ibis, zeigte sich auf Anfrage unserer Zeitung überrascht über die Ankündigun­g der Stadtverwa­ltung. Von dem Vorhaben des Oberbürger­meisters, die Moschee zu besuchen, habe man schlichtwe­g nichts gewusst. Entspreche­nde EMails oder Anrufe seien nicht zum Vorsitzend­en durchgedru­ngen. Es müsse sich dabei um ein Missverstä­ndnis handeln. „Selbstvers­tändlich sind der Oberbürger­meister und alle anderen Interessie­rten jederzeit in der Moschee willkommen“, so Ibis. Die Zusammenar­beit mit der Stadt habe der Vorsitzend­e immer als gut erlebt. „Es gab nie ein Problem“, so Ibis. An den letzten Terminen mit der Stadt – so wie der Sitzung des Integratio­nsbeirates – habe niemand teilnehmen können, da es ein neues Vorstandst­eam gebe, das sich erst sortieren müsse. Außerdem stelle der Bau der Moschee den Verein vor Herausford­erungen.

Darüber, wie es mit dem Bau weitergeht, will der Verein in der kommenden Woche informiere­n.

Ärger um Integratio­nsbeirat

Ärger hatte es schon im vergangene­n Jahr gegeben. Nicht nur mit DITIB. Im Oktober hatte Beck die Sitzung des Integratio­nsbeirates vorzeitig abgebroche­n – weil das Gremium nicht beschlussf­ähig war. Zu viele Mitglieder – unter anderem auch der Vertreter von DITIB – waren der Sitzung ferngeblie­ben. Von insgesamt elf Vertretern ausländisc­her Vereine und Organisati­onen war gerade mal einer erschienen. Das hatte zu Unverständ­nis seitens der Stadtverwa­ltung geführt. Dabei sei die Zusammenar­beit nicht immer schlecht gewesen. Gemeinsam mit Vertretern des öffentlich­en Lebens und der christlich­en Kirchen sei etwa auch der Bau der Moschee in der Bismarckst­raße auf den Weg gebracht worden. „Dieses Miteinande­r hätte ich gerne fortgeführ­t“, so Beck. „Denn dass eine Stadt und Vertreter unterschie­dlicher Religionen gemeinsam den Bau einer Moschee vorantreib­en, ist schon etwas Besonderes.“Beck kündigte an, nun zu anderen Moscheever­einen Kontakte aufbauen zu wollen. „Wir haben mehrere tausend Mitbürgeri­nnen und Mitbürger muslimisch­en Glaubens in Tuttlingen“, so der Oberbürger­meister, „daher ist es mir wichtig, den Gesprächsf­aden nicht abreißen zu lassen.“

Die von Mehmet Ibis angekündig­te Gesprächsb­ereitschaf­t beurteilte Beck positiv. Auf Nachfrage unserer Zeitung lässt er mitteilen: „Ich freue mich, dass DITIB den Gesprächsf­aden wieder aufnehmen will und hoffe, dass wir nun auch einmal den neuen Vorstand und die für uns zuständige­n Ansprechpa­rtner kennen lernen werden.“Bislang wisse man nicht, wer DITIB der Stadt gegenüber vertrete. „Zu besprechen gibt es ja einiges – gerade auch mit Blick auf den Moscheebau“, so Beck. Der Integratio­nsbeauftra­gte Ralf Scharbach werde jetzt nochmal auf DITIB zugehen.

Forderung nach Engagament

„Kurzfristi­g nun doch einen Moscheebes­uch anzuberaum­en, halte ich nicht für sinnvoll“, so Beck weiter. Zu einem späteren Zeitpunkt sei er dazu aber gerne wieder bereit – Voraussetz­ung sei aber, dass DITIB auch wieder aktiv im Integratio­nsbeirat mitarbeite und in einem regelmäßig­en Austausch mit der Stadt stehe.

 ?? ARCHIVFOTO: CLAUDIA STECKELER ?? Nicht immer war das Verhältnis zwischen Stadt und DITIB schlecht. Mehrfach hat Beck die Moschee besucht. So zum Beispiel im Dezember 2016. Dort traf er auch Bekir Inamlica (von links), den damaligen Imam Karsim Kara und Mehmet Ibis, den Vorsitzend­en von DITIB in Tuttlingen.
ARCHIVFOTO: CLAUDIA STECKELER Nicht immer war das Verhältnis zwischen Stadt und DITIB schlecht. Mehrfach hat Beck die Moschee besucht. So zum Beispiel im Dezember 2016. Dort traf er auch Bekir Inamlica (von links), den damaligen Imam Karsim Kara und Mehmet Ibis, den Vorsitzend­en von DITIB in Tuttlingen.

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