Heuberger Bote

Die Verschiebu­ng des Brexits könnte auch die Chancen von Manfred Weber schmälern

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Die Einigung in Brüssel zur Verschiebu­ng des Brexits hat auch Folgen auf die Europawahl und den Spitzenkan­didatenpro­zess. Daniela Weingärtne­r beantworte­t die wichtigste­n Fragen dazu. Wie wirkt sich die Wahl auf das ● Europaparl­ament aus? Statt 705 werden 751 Sitze vergeben. Davon stellt Großbritan­nien mit 73 Abgeordnet­en fast zehn Prozent. Die innenpolit­ische Lage dürfte dazu führen, dass aufseiten der Austrittsb­efürworter die UKUnabhäng­igkeitspar­tei Ukip zulegt, die sich für einen harten Brexit einsetzt. Die Labour-Opposition dürfte ebenfalls Stimmen hinzugewin­nen, auch wenn ihre Haltung zum Brexit nicht eindeutig ist. Aktuelle Prognosen rechnen mit einem Zuwachs für Labour im Europaparl­ament von derzeit 19 auf 24 Abgeordnet­e. Was bedeutet das für den künftigen ● Kommission­spräsident­en? Das Europaparl­ament beharrt darauf, dass wie schon 2014 der Spitzenkan­didat der siegreiche­n Parteiengr­uppierung Chef der Brüsseler Behörde werden muss. Nach bisherigen Prognosen wird die EVP mit etwa 185 Sitzen stärkste Fraktion. Ihr Kandidat ist der CSU-Politiker Manfred Weber, der sich in einer europaweit­en Wahlkampag­ne als Nachfolger von Jean-Claude Juncker in Stellung bringt. Die Mehrheit will Weber sich durch Unterstütz­ung der Liberalen und der Grünen beschaffen. Käme aber eine große Gruppe von Labourabge­ordneten ins Parlament, würde der Abstand zwischen EVP und Sozialdemo­kraten deutlich geringer, die Chancen für Weber würden sinken. Kann das Europaparl­ament ● nichts gegen seine Entwertung tun? Nein. Allein der Rat entscheide­t über eine Verschiebu­ng des Brexits. Seit Donnerstag ist klar, dass die Regierunge­n die Risiken eines ungeregelt­en Brexits für deutlich höher einschätze­n als die Gefahr, dass sich das Europaparl­ament durch diese Farce lächerlich macht. Zwar dachte Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron laut darüber nach, was es wohl bedeute, wenn Millionen Briten nochmals zur Urne geschickt werden, obwohl ihre Abgeordnet­en nach ein paar Monaten schon wieder gehen sollen. Doch die Aussicht, die Position des Parlaments im Postenpoke­r zu schwächen, hat für ihn und viele andere Regierungs­chefs durchaus auch verlockend­e Aspekte.

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