Grüner Knopf bald im Geschäft
Bekleidungshersteller und Einzelhändler erwägen die Einführung des staatlichen Siegels für nachhaltige Textilien
- Der Grüne Knopf, das neue Siegel für nachhaltige Textilien von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU), ist anscheinend auf der Zielgeraden. Erste Unternehmen sagen, dass sie wohl mitmachen oder die Teilnahme ernsthaft in Erwägung ziehen. Der Grüne Knopf soll in den Geschäften Produkte mit besonderer ökologischer und sozialer Qualität für die Verbraucher sichtbarer machen.
„Lidl Deutschland steht der Idee des Grünen Knopfes aufgeschlossen gegenüber“, sagte eine Sprecherin der Discountkette. „Wir können uns vorstellen, ihn umzusetzen“, erklärte die Chefin des Tettnanger Outdoor-Ausstatters Vaude, Antje von Dewitz. Die Einzelhandelsketten KiK und Tchibo haben unter bestimmten Bedingungen ebenfalls Interesse. Außerdem sollen sich Hess Natur, Otto und Rewe an den vorbereitenden Diskussionen beteiligt haben.
„Der Grüne Knopf ist ein staatliches Meta-Siegel für sozial und ökologisch nachhaltig produzierte Textilien“, heißt es im 36-seitigen Konzept aus dem Entwicklungsministerium. Teilnehmende Firmen müssen einerseits Voraussetzungen auf Unternehmensebene erfüllen. Beispielsweise sollen sie kontrollieren, dass die sozialen Rechte der Beschäftigten auch in ihren ausländischen Zulieferfabriken eingehalten werden. Jedes Unternehmen ist verpflichtet, einen „Beschwerdemechanismus“einzuführen, damit die Arbeiter zu ihrem Recht kommen, ohne Angst vor Repressalien haben zu müssen.
Zusätzlich sollen die mit dem Grünen Knopf ausgezeichneten Produkte einige Bedingungen einhalten. Dafür kommen Kleidungsstücke in Betracht, die bereits existierende Siegel wie Gots, Best, Fair Wear oder Fairtrade tragen. Gots bescheinigt beispielsweise die ökologische Qualität der Baumwolle. Das Fair-WearSiegel besagt unter anderem, dass die Bezahlung der Beschäftigten sich in Richtung existenzsichernder Löhne bewegt.
„Kriterien noch zu vage“
Aber auch Textilhändler, die die existierenden Siegel bisher nicht verwenden, können den Grünen Knopf erhalten. Dann sollen sie die Nachhaltigkeit ihrer Produktion einzeln nachweisen. Unter den dafür genannten Kriterien ist von existenzsichernden, also ausreichenden Löhnen jedoch keine Rede. Erwähnt hat das Ministerium nur, dass die „gesetzlichen Mindestlöhne“der Produktionsländer einzuhalten sind. Diese liegen allerdings oft zu niedrig, um den Arbeitern ein vernünftiges Leben zu ermöglichen.
„Die Kriterien sind noch zu vage“, kritisierte deshalb Gisela Burckhardt von der Kampagne für Saubere Kleidung. Außerdem sei es „nicht akzeptabel“, dass Produkte, die innerhalb der EU gefertigt werden, automatisch den Grünen Knopf erhalten könnten. Burckhardt verwies auf die teils schlechten Arbeitsbedingungen in Bulgarien und Rumänien. Weiter betonte sie, dass Müllers Siegel vorläufig nur für den letzten Schritt der Textilproduktion, die sogenannte Konfektionierung, gelte.
Weil das neue staatliche Siegel vornehmlich bescheinigt, dass bereits existierende Zertifikate eingehalten werden, bringt es allein keine zusätzliche ökologische und soziale Qualität. Müllers Siegel kann allerdings dazu beitragen, dass nachhaltige Produkte vermehrt gekauft werden. Dadurch mag sich der Markt für sozial- und umweltverträgliche Textilien vergrößern. So heißt es im Konzept des Ministeriums: „Der Grüne Knopf soll Verbraucher*innen beim Einkauf Orientierung geben.“