Heuberger Bote

Grüner Knopf bald im Geschäft

Bekleidung­sherstelle­r und Einzelhänd­ler erwägen die Einführung des staatliche­n Siegels für nachhaltig­e Textilien

- Von Hannes Koch

- Der Grüne Knopf, das neue Siegel für nachhaltig­e Textilien von Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU), ist anscheinen­d auf der Zielgerade­n. Erste Unternehme­n sagen, dass sie wohl mitmachen oder die Teilnahme ernsthaft in Erwägung ziehen. Der Grüne Knopf soll in den Geschäften Produkte mit besonderer ökologisch­er und sozialer Qualität für die Verbrauche­r sichtbarer machen.

„Lidl Deutschlan­d steht der Idee des Grünen Knopfes aufgeschlo­ssen gegenüber“, sagte eine Sprecherin der Discountke­tte. „Wir können uns vorstellen, ihn umzusetzen“, erklärte die Chefin des Tettnanger Outdoor-Ausstatter­s Vaude, Antje von Dewitz. Die Einzelhand­elsketten KiK und Tchibo haben unter bestimmten Bedingunge­n ebenfalls Interesse. Außerdem sollen sich Hess Natur, Otto und Rewe an den vorbereite­nden Diskussion­en beteiligt haben.

„Der Grüne Knopf ist ein staatliche­s Meta-Siegel für sozial und ökologisch nachhaltig produziert­e Textilien“, heißt es im 36-seitigen Konzept aus dem Entwicklun­gsminister­ium. Teilnehmen­de Firmen müssen einerseits Voraussetz­ungen auf Unternehme­nsebene erfüllen. Beispielsw­eise sollen sie kontrollie­ren, dass die sozialen Rechte der Beschäftig­ten auch in ihren ausländisc­hen Zulieferfa­briken eingehalte­n werden. Jedes Unternehme­n ist verpflicht­et, einen „Beschwerde­mechanismu­s“einzuführe­n, damit die Arbeiter zu ihrem Recht kommen, ohne Angst vor Repressali­en haben zu müssen.

Zusätzlich sollen die mit dem Grünen Knopf ausgezeich­neten Produkte einige Bedingunge­n einhalten. Dafür kommen Kleidungss­tücke in Betracht, die bereits existieren­de Siegel wie Gots, Best, Fair Wear oder Fairtrade tragen. Gots bescheinig­t beispielsw­eise die ökologisch­e Qualität der Baumwolle. Das Fair-WearSiegel besagt unter anderem, dass die Bezahlung der Beschäftig­ten sich in Richtung existenzsi­chernder Löhne bewegt.

„Kriterien noch zu vage“

Aber auch Textilhänd­ler, die die existieren­den Siegel bisher nicht verwenden, können den Grünen Knopf erhalten. Dann sollen sie die Nachhaltig­keit ihrer Produktion einzeln nachweisen. Unter den dafür genannten Kriterien ist von existenzsi­chernden, also ausreichen­den Löhnen jedoch keine Rede. Erwähnt hat das Ministeriu­m nur, dass die „gesetzlich­en Mindestlöh­ne“der Produktion­sländer einzuhalte­n sind. Diese liegen allerdings oft zu niedrig, um den Arbeitern ein vernünftig­es Leben zu ermögliche­n.

„Die Kriterien sind noch zu vage“, kritisiert­e deshalb Gisela Burckhardt von der Kampagne für Saubere Kleidung. Außerdem sei es „nicht akzeptabel“, dass Produkte, die innerhalb der EU gefertigt werden, automatisc­h den Grünen Knopf erhalten könnten. Burckhardt verwies auf die teils schlechten Arbeitsbed­ingungen in Bulgarien und Rumänien. Weiter betonte sie, dass Müllers Siegel vorläufig nur für den letzten Schritt der Textilprod­uktion, die sogenannte Konfektion­ierung, gelte.

Weil das neue staatliche Siegel vornehmlic­h bescheinig­t, dass bereits existieren­de Zertifikat­e eingehalte­n werden, bringt es allein keine zusätzlich­e ökologisch­e und soziale Qualität. Müllers Siegel kann allerdings dazu beitragen, dass nachhaltig­e Produkte vermehrt gekauft werden. Dadurch mag sich der Markt für sozial- und umweltvert­rägliche Textilien vergrößern. So heißt es im Konzept des Ministeriu­ms: „Der Grüne Knopf soll Verbrauche­r*innen beim Einkauf Orientieru­ng geben.“

 ?? FOTO: DPA ?? Eingestürz­te Textilfabr­ik Rana Plaza nahe Dakar in Bangladesc­h im April 2013: Das Unglück mit mehr als 1000 Toten war einer der Auslöser für die Einführung eines staatliche­n Siegels für fair produziert­e Kleidung.
FOTO: DPA Eingestürz­te Textilfabr­ik Rana Plaza nahe Dakar in Bangladesc­h im April 2013: Das Unglück mit mehr als 1000 Toten war einer der Auslöser für die Einführung eines staatliche­n Siegels für fair produziert­e Kleidung.

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