Industrie-Studium wird Realität
Die Vertreter der Wirtschaft sind überrascht, dass es so schnell geht
- Schon im Herbst dieses Jahres können am Hochschulcampus in Tuttlingen zwei neue BachelorStudiengänge starten. Besonders das unter dem Etikett „Industrie-Studium“firmierende Fach „Mechatronik und digitale Produktion“soll die Studierenden für die neuen Anforderungen fit machen. Aber auch das weitere Fach „Werkstoff- und Fertigungstechnik“werde gezielt mit den Inhalten gefüllt, welche auf die Wirtschaftsregion Donau-Heuberg zugeschnitten sind. Diese Nachricht wurde am Donnerstagabend in der Anton-Häring-Akademie allgemein begrüßt.
Damit ist die im vergangenen Jahr gegründete Arbeitsgruppe „Revision der Studiengänge Maschinenbau und Mechatronik“in verhältnismäßig kurzer Frist an ihr Ziel gekommen, den Herausforderungen der digitalen Revolution offensiv zu begegnen. Unter dem Motto „Gemeinsam aktiv werden, anstatt auf Wunder zu warten“haben sich die führenden Unternehmen des Donautals und des Heubergs, die Spitzen der IHK , der Fachhochschule und der Erwin-Teufel-Schule an einen Tisch gesetzt, um neue Lösungen zu suchen.
Denn schließlich möchte man nicht hilflos zusehen, wie die gut gebildeten jungen Menschen der Region in die großen Industrieräume abwandern und dort versuchen, in der Forschung und Entwicklung Fuß zu fassen.
„Nicht alle Ingenieure können dort Arbeitsplätze finden“, prophezeite Miriam Häring bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste. Mit dieser These rannte sie bei den Podiumsteilnehmern offene Türen ein: Franz Xaver Bernhard vom Maschinenbauer Berthold Hermle AG, Ingo Hell vom Drehteileverband, Reinhold Walz von der Softwareschmiede Gewatec und Jürgen Häring plädieren gemeinsam für ein maßgeschneidertes und innovatives Studienprogramm, welches zur Technologie der Region passend ist. Dabei dürfte die technologische Spannweite nicht nur auf die Maschinenbauer, die Zerspanungsspezialisten und die Medizintechniker begrenzt werden, sondern die vielen kleinen und mittleren Betriebe sollen genauso von den neuen Studieninhalten profitieren.
Dass damit eine Herkulesaufgabe auf die Dozenten und Professoren der Hochschule zukommt, sieht Rektor Rolf Schofer natürlich auch, glaubt aber, dass man den Startschuss schon in etwa einem halben Jahr machen kann. Auch Schulleiter Thomas Löffler von der Erwin-Teufel-Schule meint, dass man die Studierenden problemlos in den jeweiligen Fachklassen unterbringen kann.
Vorteile für Betriebe und Studierende
Die neu angestrebten Studiengänge sehen in viereinhalb Jahren nämlich eine Facharbeiterausbildung, das FH-Studium und die industrielle Lernphase vor. Jürgen Häring sieht in diesem Modell nur Vorteile für die Betriebe und auch die Studierenden. „Und wenn man die jungen Menschen hier in der ländlichen Region halten kann, haben sie außerdem kein Problem mit dem immer knapper werdenden Wohnraum in den Metropolen.“
BHG- Vorstandsmitglied Bernhard ist überrascht, dass es so schnell voran geht und gleichzeitig dankbar über die Kooperationsbereitschaft der Spaichinger Berufsschule und der Tuttlinger Fachhochschule. „Und wir kleinere Zerspanungsbetriebe brauchen uns nicht zu verstecken, denn wir haben uns an der Finanzierung auch beteiligt“, merkt Ingo Hell an. Er sieht eine einmalige Chance, hier gute Leute für die Berufe in seinem Fachverband zu gewinnen.
Das Modell „Industrie-Studium“hat nicht nur im Donautal und auf dem Heuberg große Aufmerksamkeit gefunden, sondern interessiert auch namhafte Firmen im Schwarzwald: Personalchef Wolfgang Beyer von ebm.-Papst in St. Georgen findet die zukunftsweisende Idee prima.