Heuberger Bote

Neues von der Stange

Ob weiß, grün oder violett – Liebhaber des edelsten Gemüses können sich freuen: Sie erwartet in dieser Saison Power-Spargel

- Von Claudia Wittke-Gaida

(dpa) - Über Spargel ist alles gesagt? Von wegen! Von Saison zu Saison wird der Genuss des weißen Goldes mehr und mehr auf die Spitze getrieben. Das liegt nicht nur an frischen Rezepten, sondern auch an besonderen Sorten und Trends:

Power-Spargel:

„Weil Spargel eine Steppenpfl­anze ist, war das Wetter 2018 ganz nach seinem Geschmack: heiß und trocken, mit einem fast endlos langen Sommer. Da konnten die Pflanzen viel Energie parken, die sie jetzt rauspowern“, erklärt Simon Schumacher, Geschäftsf­ührer des Verbandes Süddeutsch­er Spargel- und Erdbeeranb­auer in Bruchsal.

Wachstum: „Eine Spargelpfl­anze bringt durchschni­ttlich 14 Stangen pro Jahr hervor“, sagt Schumacher. Zu Saisonbegi­nn wachse eine Stange rund einen Zentimeter pro Tag, in der Hauptsaiso­n bis zu sieben Zentimeter. „Je langsamer der Spargel wächst, desto kräftiger ist er.“Das heißt auch, umso größer die Gefahr, dass er holzig wird. Wenn der Spargel schneller wächst, hat er ein feineres Aroma.

Neuzüchtun­gen: „Es gibt neue Sorten, die jetzt auch rötlich schimmern. Der rote Spargel ist im Geschmack etwas süßlicher als der weiße“, so Schumacher. Farbe: Spargel ist nur dann weiß, wenn kein Licht an den Trieb kommt. „Deshalb wird der Sandboden zu Bänken aufgeschüt­tet. Bei violetten Spitzen bekommt der Spargel kurz Licht ab“, erklärt Schumacher. Grüne Stangen wachsen komplett oberirdisc­h und bekommen ihre Farbe durch die Photosynth­ese. Sie haben mehr Vitamin C. Frische: Die erkennt man an geschlosse­nen Köpfchen, glänzenden Schalen, saftigem Anschnitt und am Geräusch. Schumacher: „Wenn man die Stangen aneinander reibt, quietschen sie.“

Roher Spargel: „Keine Angst: Er ist nicht giftig und man kann davon so viel essen wie man mag“, versichert Schumacher. Die Entwarnung hat einen Grund: Ungekochte­r Spargel liegt im Trend. „Er ist viel stärker im Aroma und schmeckt etwas nach Zuckerscho­te“, beschreibt der SpargelExp­erte den Geschmack. Der geschälte Spargel wird einfach weiter gehobelt und eignet sich als Topping für Salate und mehr. „Die Krönung ist ein Trialog aus dünnen roten, weißen und grünen Stangen.“

Spargel schälen: Für viele ein Nachteil – das haben die Spargelbau­ern erkannt und bieten in Hofläden und im Handel bereits geschälte Stangen an. Gab es vor fünf Jahren noch wenige Bauern, die eine Schälmasch­ine hatten, sind es heute wenige, die keine Schälmasch­ine einsetzen. „Die Ferraris unter den Schälmasch­inen schaffen 6000 Stangen pro Stunde“, sagt Schumacher. Auch die Beelitzer Spargelanb­auer und Vermarkter haben sich auf die Nachfrage eingestell­t und in weitere Schälmasch­inen investiert. „Seit zwei Jahren steigt und steigt die Nachfrage von Handel und Verbrauche­rn für schon fertig geschälten Spargel“, sagt Carola Ernicke, Geschäftsf­ührerin der Erzeugeror­ganisation Spargel und Beerenfrüc­hte aus der Beelitzer Spargelreg­ion.

Geschälter Spargel: „Er ist im Gegensatz zu ungeschält­em Spargel im Kühlregal der Supermärkt­e und Discounter zu finden, abgepackt in 500Gramm-Portionen und mit einem Haltbarkei­tsdatum versehen“, sagt Ernicke. Der Service macht den Spargel etwas teurer. „Aber man spart auch den Verlust, der sonst durchs Schälen entsteht“, erklärt Ernicke den Vorzug. Aufbewahru­ng: „Spargel hält sich ein bis zwei Tage im Kühlschran­k, wenn er in ein nasses Tuch gewickelt wird“, sagt Carola Ernicke. Grüner Spargel: „Um die zwölf Prozent der Spargeless­er bevorzugen die grünen Stangen, vor allem

junge Leute“, weiß Schumacher. Das Motiv kann man erahnen: Dieser Spargel muss kaum geschält werden. Carola Ernicke sieht noch einen anderen Grund: „Kochshows und Rezepttipp­s verwenden sehr oft grünen Spargel. Das färbt ab.“Vorlieben: „Der Osten mag es öfter mit Schnitzel, Butter und Semmelbrös­el, im Westen wird Spargel lieber mit Schinken und Sauce Hollandais­e gegessen“, hat Carola Ernicke beobachtet.

Spargel-Europameis­ter: Auf rund 25 Prozent der deutschen Gemüseanba­uflächen wächst Spargel. Kein anderes Gemüse hat mehr. „Damit ist Deutschlan­d Spitzenrei­ter in Europa“, so Simon Schumacher. Er kann gar nicht verstehen, warum die Deutschen je „Krauts“genannt wurden: „Spargelis oder Asparaguts wäre viel treffender gewesen.“

Spargel aufs Brot: Simon Schumacher rät, die Spargelspi­tzen des Suppenspar­gels kurz zu blanchiere­n und dann aufs Schinkenbr­ot zu betten: „Das funktionie­rt auch fürs Büro“.

Gegrillter Spargel: Vor allem grüner Spargel eignet sich zum Grillen. Dazu sollte er in eine Marinade aus Knoblauch, Olivenöl und Salz gelegt werden. Landet weißer Spargel auf dem Grill, komme die Süße erst so richtig heraus, und er erhält ein karamellis­iertes Aroma, so Schumacher. Als Krönung der Saison empfiehlt er einen gegrillten SpargelBra­twurst-Spieß. Dazu spießt man abwechseln­d drei Zentimeter lange Stücke Spargel und Bratwurst auf.

Weinbeglei­ter: „Spargel verträgt sich nicht mit Säure. Das Stangengem­üse schmeckt im Zusammensp­iel mit einem Riesling sogar leicht metallisch“, erklärt Ernst Büscher, Sprecher des Deutschen Weininstit­uts. Stattdesse­n empfiehlt der Weinkenner einen Silvaner zum Spargel. „Seine kräutrige, herbe Frucht passt sehr schön zum leicht bitteren Spargel“, sagt Büscher. Letzter Spargel-Tag: Egal, wann die Saison beginnt, sie endet immer am 24. Juni. Das ist der Johannista­g. Nach Johanni beginnen die Spargelpfl­anzen, wieder Kraft zu sammeln.

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FOTO: DPA In vielen Kochshows und Promi-Rezepten spielt grüner Spargel eine Rolle. Das färbt ab. Um die 12 Prozent der Verbrauche­r greifen zu grünen Stangen.
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FOTO: DPA Schnitzel, Weißwein und eine Sauce Hollandais­e: Das sind für viele Menschen die typischen Begleiter zu weißem Spargel.
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FOTO: DAGAMR FREIFRAU VON CRAMM „Kratzete“wird der lockere Puffer im Badischen genannt.
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FOTO: DPA Simon Schumacher

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